König Haggard fährt voll auf Einhörner ab, weshalb er dem Roten Stier befiehlt, sämtlich Exemplare dieser exklusiven Spezies in das Meer vor seinem Schloss zu treiben. Schließlich existiert nur noch ein einziges Einhorn. Dieses macht sich dann auch bald auf, den verrückten Status zu ändern, ohne aber wirklich einen Plan zu haben. Auf seiner Reise begegnet es dann auch Schmendrik, einem kühnen, aber auch unbegabten Magier. Die Dritte im Bunde ist die in Sehnsucht gealterte Molly Grue, die sich von einem Robin Hood-Abklatsch losschlägt, nur um dem Einhorn zu folgen. Es kommt jedoch, wie es kommen musste, und der Rote Stier macht mächtig Stunk. Schmendrik lässt deswegen seiner planlosen Magie freien Lauf und verwandelt das Einhorn in eine heiße Schnalle, was den Roten Stier zur Abkehr bewegt. Die äußerliche Veränderung lastet jedoch stark auf dem Einhorn; die Rückkehr zum optimalen Status Quo genießt mehr denn je oberste Priorität!
Hier handelt es sich um einen wahren Klassiker unter den Animationsfilmen und obwohl sich unter den Crewleuten viele Japaner tummeln, ist die Produktion zu großen Teilen amerikanisch und zwar abseits von Disney und Co. Die Story ist vom Konzept her grundsolide und in ihrer Linearität und Einspurigkeit recht simpel. Sogar die Spannungskurve ist objektiv betrachtet ziemlich platt, offenbart nur wenige Höhen und selbst am Ende wird nicht auf ein Finale hingearbeitet. Dieses tritt aber nichtsdestotrotz ein, wodurch ein passender Abschluss gefunden wird. Der Film baut aber keineswegs auf eine Wendungsreiche Geschichte; er will tatsächlich kompromisslose Unterhaltung auf hohem Fantasyniveau bieten.
Dementsprechend lautet das erste Gebot Atmosphäre. Hier ist der Film ein verdammt dickes Brett. In optischer Sicht nagt zwar zunehmend der Zahn der Zeit am ehrenvollen Werke, weshalb die Animationen eher als zweckdienlich zu bezeichnen sind. Trotzdem überzeugen in diesem Bereich schön gezeichnete Charaktere wie das grazile, pur-weiße Einhorn selbst, der markante König Haggard oder der schlumige Schmendrik. In jedem Fall und bei jeder Figur im Film passt das Aussehen perfekt zum Charakter und interpretiert die Wesenszüge. Die Landschaften sind förderlich für das Fantasyambiente, verträumt, verspielt, bunt, oftmals aber auch oberflächlich und grob. Da aber stets die Charaktere im Fokus stehen und keine Panoramadarstellungen dominieren, fallen die negativen Aspekte kaum auf. Im akustischen Bereich zeigt sich dann die wahre Stärke: Die Dialoge profitieren von verspielter Lyrik und der Score ist für sich schon ein Genuss. Traumhafte Melodien umspielen die verschiedenen Szenarien; dazu kommen noch vereinzelte Stücke Jimmy Webb und natürlich das Titelthema von America. Ohne die Musik würde der Film ziemlich lautlos ins Mittelfeld abrutschen.
Im Grunde lässt sich "Das letzte Einhorn" recht gut mit Schwarzeneggers Klassiker "Conan - Der Barbar " vergleichen, denn Kritik lässt das holprige Storygerüst in beiden Fällen zu. Doch die superbe Musik bzw. Atmosphäre raubt in beiden Fällen dem vermeintlichen Kritikpunkt den Nährboden. So kann man eine gewisse Kompromisslosigkeit dem Film nicht absprechen. Einer der schönsten Animationsfilme ist "Das letzte Einhorn" auf jeden Fall!