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Horst Köpper, genannt Köppe (Michael Lade), hat mit Mühe und Not die Polizeischule geschafft. Nun geht es auf, Massenmörder fangen - denkt er. Seinen ersten Einsatz bekommt er nämlich in einem Kaff im tiefsten Schleswig-Holstein. Schon hier wird erkennbar, daß es sich um einen typischen "Boje-Buck" Film handelt: Brillante Situationskomik, trockener norddeutscher Humor und unbeschwert aufspielende Jungdarsteller machen diese ironische Charakterstudie eines wenig beliebten Berufszweiges zu einer lakonischen, durchweg kurzweiligen Komödie.

Doch das Landleben hat es in sich. Statt mit der Jagd auf Massenmörder verbringt Köppe die Zeit mit der Fliegenklatsche auf der Jagd nach Fliegen in seinem alten Ford. Rätselhafte Kuhmorde sind das einzig halbwegs aufregende was so auf dem Land passiert. 1991 wird hier bereits dargestellt, was mit "Kops" gerade als Schwedenimport in die Kinos kam: Ödes Landleben, Polizei im Prinzip überflüssig. So überflüssig, dass Köppe in persona non grata noch eins draufgesetzt bekommt. Gleich bei seiner ersten Verkehrskontrolle wird er nicht mal ernst genommen und als "Lehrling" enttarnt.

Doch der talentierte deutsche Regisseur Detlev Buck vermeidet es, sich über seine Charaktere lustig zu machen. Er zeigt sie menschlich, warmherzig und verletzlich. Bucks präzise Beobachtungsgabe von Land und Leuten verpasst diesem Erstlingswerk den letzten, entscheidenden Schliff. Überraschende Wendungen hellen den tristen nebligen Landalltag auf. Auch Köppes Vorgesetzter versucht dem Neuankömmling Abwechslung zu bieten: mit einer Einladung zur nachmittäglichen Attraktion "Tasse Tee trinken, ne". Was Köppe weniger sehr zu begeistern vermag, als vielmehr eine junge Blondine aus gutem Hause. Übereifrig und beinahe lächerlich macht sich Köppe auf die Suche nach deren entwendetem Golf Cabrio ("Notfalls setzen wir eine Sonderermittlungskommission ein!"). Da ist aber noch Kollegin Annarina (Inga Busch), auf die der junge Polizist ein "Bull-"Auge geworfen hat. Diese erwidert die Zuneigung aber so überhaupt nicht.

Aus Kummer trinkt Köppe sich einen Rausch an - und bekommt es danach mit den eigenen Kollegen zu tun...

Typisch norddeutsch ist der Humor von Detlev Buck: Trocken, aber der Witz liegt im Detail. Wenn man sich erst einmal hineingeguckt hat, kann man über seine Filme sogar herzhaft lachen.

"Karniggels" lockte über 350.000 Besucher an und wider Erwarten nicht nur in norddeutsche Kinos. Ein Video-Spaß, der es locker mit der amerikanischen Komödien-Phalanx aufnehmen kann. Karniggels ist ein wirklich gelungener Einstand der "Boje-Buck"-Filmemacher und wer deren neuere Werke wie "Männerpension", "Sonnenallee" oder "Herr Lehmann" schätzt sollte sich diesen typischen Vertreter der Deutschen Komödien aus den 90er Jahren nicht entgehen lassen! (8/10)

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