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Heroische Diebesfiguren haben nicht nur in England eine lange Tradition (Robin Hood), auch die Franzosen können da auf eine ganze Palette zurückgreifen. Während allerdings der jüngst und sehr ansehnlich in Szene gesetzte "Vidocq" auf einer historischen Figur basiert, ist Arsène Lupin eine literarische Erfindung des französischen Autors Maurice Leblanc, eine Art krimineller Gegenentwurf zum damals besonders populären Superdetektiv Sherlock Holmes.

Der Film deckt gleich mehrere Zeitspannen im Leben des Meisterdiebes, Kampfsportexperten und Frauentyps (na sowas) ab. Als Kind wird er Zeuge, wie sein Vater scheinbar ermordet wird; die Suche nach den Mördern bringt den erwachsenen Lupin (Romain Duris) nicht nur in Kontakt mit einer Verschwörertruppe auf Schatzjagd (ist ja mal was ganz neues), sondern auch mit der sinistren und scheinbar unsterblichen Herzogin Josefine (K.S.Thomas).

Das ist kein wirklich gutes Zeichen, wenn die Leitseite hier auf ofdb gleich sechs Genres und vier Produktionsländer auflistet, und besonders bei letzterem frage ich mich, ob da nicht auch noch Deutschland fehlt, oder warum sonst sollte jemand M. Carrière für ein solches Projekt engagieren ?
Die endlose Genreliste führt uns dann schon mitten in die Kernprobleme des Films, der vieles sein möchte, aber nichts richtig ist. Für einen waschechten Abenteuerstreifen fehlt es dem Streifen schlicht an Tempo und Action. Über die viel zu lange Laufzeit von über zwei Stunden passiert eigentlich erschreckend wenig, einen wirklichen Höhepunkt konnte ich nicht ausmachen. Mit einer müden Altherrenriege und einer Frau auf der Gegnerseite kann der Held weder sein Kampfsporttalent (die paar Kostproben, die wir zu sehen bekommen, sind durchaus ansehbar) noch die Trickdiebfähigkeiten (hier mogelt der Film streckenweise ganz kräftig) ins Spiel bringen. Die Verschwörer treten ganz fix ab, der einzige ernstzunehmende Gegner (der Adlatus der Herzogin) eliminiert sich gleich selbst, und sogar das eigentliche Finale (gegen wen soll hier nicht verraten werden, auch wenn das mal wieder eine dieser unglaublich absehbaren "Überraschungen" ist) kommt weitgehend unspektakulär daher. Würde nicht mal ab und an etwas geräuschvoll (einige Toneffekte sind wirklich gut) in die Luft fliegen, stünde dem sanften Einschlummern wenig im Weg. Richtig ärgerlich ist, dass die Macher offenbar nicht wissen, wann man aufhören sollte. Egal ob man ein Sequel vorbereiten wollte oder nicht, die letzten 20 Minuten hätte man sich wirklich komplett schenken können.

Noch schlechter bedient werden Fantasyfans - die entsprechende Komponente beschränkt sich auf die von Thomas gespielte Figur und ihr rätselhaftes Alter. Wer auf ein paar nette Tricks oder Effekte hofft, wird jedenfalls bitter enttäuscht. Und "Mystery" ? Die Schnitzeljagd nach den verschiedenen Schätzen ist nur ein alberner McGuffin und lässt auch den anspruchlosesten Dan-Brown-Fan arg unterfüttert zurück.

Selbst die große Stärke der letzten französischen Thriller und Fantasy-Filme, die Atmosphäre und die optische Gestaltung, kommt hier nicht zur Geltung. Ein paar kurze Szenen in Paris sind ganz nett, aber an die fantastischen Bilder von "Vidocq" kommt der Film nicht mal im Ansatz heran. Da retten auch die Schauspieler wenig: Der hierzulande wenig bekannte Duris gibt einen für meinen Geschmack allzu öligen Lupin, Green ist eher blass, nur Scott Thomas hatte offenbar einigen Spaß an der Sache, und ihre Rolle ist auch mit Abstand das Interessanteste am ganzen Film.

Fazit: Plüschiges, altmodisches Möchtegern-Abenteuer ohne nennenswerte Höhepunkte und mit wenig Tempo. Auch optisch nicht berauschend, dazu viel zu lang, am Ende richtig nervtötend.

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