Review

Geplant war das schon oft, den voraussichtlich letzten Streich zu vollziehen, den großen Coup, sind danach in den Ruhestand, raus aus dem Gefängnis, aus dem Stress, den Gefahren zu begeben. Die Familie wird größer, die Situationen spektakulärer, die Anforderungen schwieriger und man selber nicht jünger. Viele Jahre auf dem Buckel schon, viele Erfolge, aber hinten raus irgendwie doch Niederlagen, nichts hat sich verändert, nichts Entscheidendes getan; "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch." zum Abspann hin:

Nach seiner Freilassung während eines gescheiterten Diebstahls in Spanien, hat Egon Olsen [ Ove Sprogøe ] erstmal andere Pläne, als sich seiner 'Familie, den Kumpanen Benny Frandsen [ Morten Grunwald ] und Kjeld Jensen [ Poul Bundgaard ] nebst Ehefrau Yvonne [ Kirsten Walther ] anzuschließen, er hat einen luxuriös vergüteten Auftrag in der Schweiz angenommen, dort einen Safe, den von Makler John Morgan Rockefeller Holm Hansen Jr. [ Bjørn Watt Boolsen ] und zwar scheinbar ganz legal zu öffnen. Das stellt sich allerdings als Finte heraus, weshalb er doch bald und tatkräftige und vor allem verlässliche Hilfe benötigt. Währenddessen sind auch Kriminalassistent Jensen [ Axel Strøbye ] und Polizeiassistent Holm [ Ole Ernst ] nicht gänzlich untätig.

Nicht anfangen tut man hier (im 6. Film) mit der Entlassung vom Gefängnis, mit dem Abholen der beiden stets frei gebliebenen Freunde, Komplizen und Kompagnons, nicht mit "Ich hab einen Plan.", sondern mit Urlaub, mit einer touristischen Attraktivität, mit dem Wohlfühlen in der Feriensaison, auf der Costa del Sol. Ein Hotel, ein Pool, die Sonne scheint, die Stimmung ist ausgelassen, die Cocktails kommen im Akkord, allerdings hat man nicht das Geld dafür. Auf Reisen in Palma de Mallorca ist man hier zu Beginn, nach Die Olsenbande läuft Amok (1973) auch verdientermaßen, man hat trotzdem genug Ärger, der eine mit der Rechnung, der andere mit den Frauen, der dritte mit dem Magen; nur Yvonne, der gefällts. Dass mit den Kosten muss natürlich noch geklärt werden, die Übernahme dessen, man hat schon einen Safe im Auge, in einer Hazienda, nicht umsonst ist man ein Trio von Berufskriminellen. Spanien hier als neues Betätigungsfeld, der Tresor aber von Franz Jäger, Berlin, ein rustikales Model, ein ausgesuchtes Element, quasi ein Hobbyszenario. Ausgetüftelt hat man die Gegend und die Gegebenheiten auch schon, man verfällt dann doch in alte Gewohnheiten, das Drehteam gönnt sich bloß eine andere Umgebung, gönnt sich frische Luft und Freiheit, eine Fremdturtelei, geguckt und gegessen wird für den Moment woanders, der Appetit beim Flirt in der Ferne gesucht und geholt.

Ein Gentleman und viele Ehebrecher später ist die Aussicht nicht mehr so schön, kam es doch, wie es kommen muss, ging nichts mehr glatt, ging alles schief. Balling und sein Team dann wieder zurück in alten Gefilden, bekommt man die gewohnten Bilder, mit der Variation natürlich, wird mit Vertrauen und Vertrautem gespielt, ruht man sich nicht auf Erfolgen und Misserfolgen aus, geht es in das nächste Abenteuer, den (voraussichtlich) letzten Streich. Ein Vertragsentwurf steht schon, die Diskretion ist sicher, das Ungewisse auch, das Spiel mit Erwartungen und Vorurteilen, mit Luxus und Brimborium. Eine Abhängigkeit wird auch aufgezeigt, Benny und Kjeld können nicht ohne Egon, dieser umgekehrt schon, dieser man sowieso viele Dinge alleine, die Gefängnisaufenthalte beispielsweise. Alte Freundschaften hin oder her, es gibt hier "delikate Affären", es gibt neue "Partner von Format", es gibt nun "multinationale Finanzkreise", es geht edel zu und hoch her. Millionär will man hier werden, im Alleingang aber, man will sich entfalten und aufblühen, man will mal mehr als Kopenhagen, man will hier richtig aufdrehen. Durchaus spendabel geht es dabei zu, lässt sich die Produktion was kosten, hat man zuvor auch ordentlich Rendite eingefahren, als "inflationssichere Anlage", wird jetzt spekuliert und investiert.

Ein Abstecher in die Schweiz (und nach Hamburg) später scheint alles glattgegangen, der Film fängt aber erst an, ein Betrug im großen Stil, von vermeintlich Integrität und Loyalität hintergangen. Zurück zu den Wurzeln heißt es dann, die Krimikomödie am Starten, das Lästern groß, der Aufwand größer, wird mit allerlei Fortbewegungsmitteln (wie Flugzeug, Zug, Schiff, Bus, Motorrad, Auto natürlich etc.) gereist und hantiert, einmal quer durch Europa, die dänische Hauptstadt das Ziel, das Tuborg zum Frühstück, es gibt wieder die traute Dreisamkeit; die Polizei dabei erneut als 'Erzähler', "die Chose ist völlig verfahren", als 'Aufklärer' der ganzen verzwickten Angelegenheit. Weltpolitisch wird man hier auch, ein bisschen, diplomatische Verwicklungen, auch ein bisschen Staatskorruption, es geht um die Obrigkeit und die Verbrecher, es wird ein wenig lektoriert, eine zweite Ebene probiert; nur nicht zu viel davon, die Unterhaltung an erster Stelle, die Freude am visuellen Witz an zweiter, an dritter dann die kriminelle Vielfalt. Abschied wird hier scheinbar genommen, bei gleich mehreren Dingen, bei materiellen Sachen vor allem, bei persönlichen Identifikationen, der Titel (im Original "Die letzten Heldentaten der Olsenbande") beim Wort genommen, noch einmal die Pflicht statt der Kür, mit viel Gastauftritten (Ehepartner der Darsteller in Kleinstrollen, dazu Cameo der norwegischen Olsenbande, die 1975 ein Remake hiervon gedreht haben) die Rente angedroht, aber aufgeschoben.

Gedreht ist das wie immer, das Geschehen ist im Bilde, die Kamera meist still und stumm. Visuelle Einfälle sind vorhanden, aber selten, es geht nicht um das Schinden von Eindrücken, sondern um Timing und Präzision. Ein bisschen Stolz auf die eigene Nation wird hier auch gezeichnet, mit kleineren und mit größeren landeseigenen Fahnen gewunken und geschwungen, ansonsten eine oftmals technische Inszenierung, mit viel adäquater Handwerklichkeit. Was hier anders ist, auch wenn es hier wieder einen Haufen "dummer Schweine" gibt, ist eine Racheaktion, eine Vergeltung, eine Art persönliche Vendetta; spätestens ab da an steht man sich auch selbst im Wege, das ist zu viel des 'Guten', ab da an wird auch wieder der jeweils Andere beschimpft, und es geht vom Popanz und dem Gloria hinweg in recht heruntergekommenes, abgewetztes, abgeranztes, im Grunde schrottreifes Milieu.

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