Review
von Leimbacher-Mario
Abra Kadaver
Einen Clive Barker erkennt man tausend Meter gegen den Wind. „Lord of Illusions“ ist da keine Ausnahme. Modrig, kreativ, fantasievoll. Zwar etwas spannungsarm und eher Fantasy als Horror, doch das schadet wenig. Die mies gealterten Computereffekte ebenso kaum, höchstens in der B-Note. Schön ist das nicht, geschweige denn gruselig, aber es reißt einen nicht raus. Erzählt wird von einem Privatdetektiv, der in Los Angeles in die bizarre und scheinbar höllische Welt der Zauberer gezogen wird. Ein alter Sektenführer und dunkler Magier scheint kurz vor der Wiederauferstehung zu stehen und nun liegt es an diesem klobigen Mannsbild, das nahende Ende der Welt (?) oder zumindest das kommende Unheil zu verhindern...
„Lord of Illusions“ gefällt mir von den drei Regiearbeiten Barkers am wenigsten. Was jedoch bei dieser Konkurrenz wenig bedeutet. Er ist blutig, er ist speziell, kann durchaus in seinen Bann ziehen und hat eine Menge Charme. Manchmal unabsichtlich, manchmal extra. Man versteht, warum er einige kultige Verehrer rund um den Globus inne hat. Passt ja auch zum Thema des Films. Clive Barker-Filme haben eben diesen ganz besonderen, unnachahmlichen Touch. Morbides Melodrama. Das kann nur er. Das nennt man wohl „sein Stil gefunden“. Sicher sind bei satten zwei Stunden Laufzeit ein paar Minuten zu viel auf der Uhr, doch der Mann macht eben keine halben Sachen, packt etliche Ideen rein, die ihn umschwirren. Oft schon zu viel des Guten. Das kann das Gesamtwerk überfrachtet und chaotisch erscheinen lassen. Mumbo Jumbo mit Chuzpe. Vor allem seine epischen Finales enttäuschen nie. Melodramatik trifft splattrige Fleischeslust, immer mit einem Fetisch-Unterton und genug Ideen für drei Filme. „Lord of Illusions“ ist ein Potpourri, als ob Copperfield auf Pinheads Cousin trifft. Gucken!
Fazit: Magie küsst Gore - Barker zieht der Illusion das Fleisch von den Rippen und betreibt mal wieder World Building at its finest. Der Hauch Film Noir und klasse Maskeneffekte tun ihr Übriges für diesen kleinen Kultmagier. Mir gefällt er gut. Nicht sehr gut.