Review

kurz angerissen*

Clive Barkers Adaption seiner eigenen Kurzgeschichte ist als blinder Sturz in die zylindrische Dimension der Magie angelegt. Leben und Tod werden nur noch als Durchgangsportale verstanden, reflektiert durch ein hervorragendes Setdesign und pointiert eingesetzte Splatter- oder anderweitige Spezialeffekte. Die Kulissen werden bestimmt von Rissen im Putz und Löchern in den Wänden, die symbolisch einen Blick auf die Dornen hinter den Rosenblüten erlauben, sowie abstrakten Gebilden aus Knochen und Fleischresten, die eine Trennung von Geist und Fleisch behaupten. Die Pole des Schmerzes und der Lust werden auf diese Weise wie schon in den anderen Regiearbeiten Barkers miteinander verbunden, wobei die Lust diesmal von der Macht über das Publikum herrührt, oder mehr noch, von der Erhebung über die Gesetze der Physik.

Der Versuch, Detective-Noir-Versatzstücke mit Horrorvisionen und einer enormen Bandbreite an illusionistischen Tricks zu verknüpfen, ist aus der Retrospektive heraus betrachtet ein tollkühnes Unterfangen und zeichnet den Horrorfilm nachhaltig als eines der experimentierfreudigsten Genres aus. Die rasanten Schauplatz- und Stimmungswechsel, etwa vom fiebrig inszenierten Auftakt in der Mojave-Wüste mit hartem Schnitt ins verregnete Chicago und von dort ins sonnige L.A., verhindern möglicherweise die Ausbreitung einer in sich geschlossenen Atmsophäre, verdichten die Ermittlungen des Privatdetektivs aber zu einer Spirale aus Irrwegen, aus der man eine Inspiration durch die Noir-Filme der 30er und 40er Jahre ablesen kann.

Bakula schlägt sich unerwartet gut mit Dreitagebart, Unterhemd und Schulterholster; ebenso wurden Famke Janssens Qualitäten als Femme Fatale schon in frühen Jahren entdeckt. Gleichwohl begrenzen sich die wirklich gelungenen Aspekte der Story auf die visuelle Gestaltung. Stutzt man "Lord Of Illusions" auf die nackte Handlung zurück, wird man auf einen recht dünnen Plot stoßen, der mit all seinen Ablenkungsmanövern und Zauberstücken nicht verbergen kann, dass ihm bloß eine Kurzgeschichte zugrunde liegt.

Aber warum sollte man eine solche Reduzierung vornehmen, wenn Regie und Ausstattung so betörend ausfallen, dass selbst die hoffnungslos veralteten CGI-Effekte einer sich im Raum entfaltenden Entität den kruden Genre-Mix aus Okkultem, Surrealistischem, Kriminalfilm und transzendentalem Körperhorror irgendwie bereichern - als glatte, nichtorganische Fremdkörper, die aus einem völlig anderen Universum stammen müssen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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