Das Schicksal der Ureinwohner Südamerikas bei der Missionierungswelle Mitte des 18.Jahrhunderts ist das Thema von „The Mission“, in dem sich sowohl Jeremy Irons wie auch Robert de Niro daran machen, den Stamm der Guarani, der auf einem unzugänglichen Hochplateau lebt, vor den Schachereien zwischen den Königreichen Portugal und Spanien zu bewahren und so vor der Sklaverei zu bewahren.
Als erstes fallen die mächtigen Bilder von absoluter und wilder Schönheit auf, der Einbruch der Zivilisation in die urwüchsige Natur, aber schon die meistzitierte Sequenz, in der sich ein Priester an ein Kreuz gebunden die Wasserfälle hinuntertreiben läßt, deutet auf Ärger im Paradies hin.
Leider ist Roland Joffe mit seinem durchaus kritisch gemeinten Film auf zu vielen Hochzeiten unterwegs, um wirklich ein Bild der Geschlossenheit zu bieten. Weder wird hier eine eindeutige Aussage getroffen, noch hat man den Eindruck, daß es Absicht der Macher war, hier wirklich Position zu beziehen, so sprunghaft, wie das Drehbuch ist.
Der Beginn deutet zwar auf politische Intrigen, aber dann versinkt der Film erst einmal im persönlichen Drama des Sklavenjägers Mendoza (de Niro), der aus Eifersucht seinen Bruder im Duell tötet und sich mit der Schuld durch den Urwald schleppt, ehe er im Jesuitentum neue Hoffnung findet. Irons dagegen vertraut stark auf die Gnade Gottes und ist nicht bereit, außerhalb seines Glaubens tätig zu werden.
Erst nach und nach driftet das eigentlich Problem ins Bild, unterschiedliche politische und monetäre Interesse in der Verteilung des Grenzlandes und in den Planungen über das Weiterbestehen der Jesuitenmissionen zum Schutz der Indianer. Bis dahin muß man sich aber an der stoisch langsamen Erzählweise hochziehen, bis die Idee vom glücklichen Wilden, fernab der Zivilisation noch einmal hochkommt.
Interessanterweise bedient sich Joffe einer sehr selektiven Kirchenkritik. Einerseits stellt er klar, daß die katholische Kirche hier aus politischen Gründen die Indianer verkauft, was durch deren Weigerung die Mission zu verlassen zu dem finalen Massaker führt – andererseits scheint die Missionierung an sich ein Glorienschein für alle wilden Gottlosen zu sein, die sich in Frieden und Freundschaft auf die neue Religion stürzen.
Im letzten Viertel legt der Film noch einmal an Dramatik zu und bietet einen recht deprimierenden Höhepunkt, in dem alle Bemühungen in einer Gewaltorgie scheitern, selbst der zur Gewalt greifende de Niro, der ausgerechnet deswegen ums Leben kommt, weil er ein Kind retten will.
Trotzdem fährt hier die Kritik ins Leere, zu blass bleiben die Indianer, zu sehr fokussiert der Film auf seine zwei namhaften Darsteller.
Bleiben wunderschöne Bilder aus dem Urwald, aber deswegen brauche ich kein Historiendrama. Mittelmäßig, leider. (5/10)