Review

Chu Yuan hat als Filmemacher bis zuletzt zum scheidenden Shaw Brothers Studio gehalten und dabei ebenso energisch die Richtung seines Œuvres complètes verfolgt; auch in den letzten Monaten blieb er den Geschichten und der entsprechenden Umsetzung treu.
Deswegen bekommt man bei The Enchantress auch genau das, was man nach Kenntnis einiger seiner Arbeiten erwarten kann; dies ist für die Zuschauer je nach Geschmack und Vorlieben ein gutes Zeichen oder eher nicht. Sicherlich kann man ihm schlecht Beständigkeit vorwerfen, wenn er damit lange Zeit Erfolg hatte und sowohl bei Kritik als auch Publikum sehr gut ankam; aber die Zeiten haben sich nicht nur geändert, sondern können auch nicht auf Dauer hinausgezögert oder gar wiederholt werden.
Wu xia pian war spätestens Mitte der 80er ebenso totgeschunden wie Swordsplay allgemein; da half die gleiche Methodik mit nachkommenden frischen Schauspielern ebenso wenig wie das Steigern der Trickmaschinerie. Die Geschichten waren alle schon mal erzählt; auch wenn hierbei exemplarisch wieder der sonstige Ideengeber Gu Long durch den einsteigenden Huang Ying abgelöst wurde.

Weder Chu noch Huang addieren etwas Neues in das Setting; sicherlich vermag man dies nicht unbegrenzt ausdehnen und beruft man sich sowieso auf elementare Traditionen, aber das Ewiggleiche nur rudimentär anders zu erzählen vermag Begeisterung darüber weder ins Unermessliche zu steigern noch periodisch obenzuhalten.
Auch hier wird wieder die jianghu – Welt von Rachefeldzügen, Schicksalen und Machtkämpfen erschüttert; einige Recken machen sich in andere Gegenden auf, um die Gefahren gemeinsam zu beseitigen.
Im Einzelfall für den Film bedeutet dies, dass nach einer Verschwörung japanische Samurais von chinesischen Kung Fu Kämpfern getötet wurden, weil diese befürchteten, dass ihre Technik gestohlen wird. Dabei hat Lan Tianyu [ Anthony Lau ] unter Druck mit den Chinesen kooperiert und dabei auch seine Frau Shui Tianjiao [ Ngai Chau Wa ] verloren. Diese verflucht ihn kurz vor dem Tode und gebiert ihm auch noch eine Tochter.
18 Jahre später: Mutter und Tochter Shuiling [ Yung Jing – Jing ] locken in der Nacht Vorbeikommende mit ihrem Zitherspiel an und töten diese dann mit vergiftetem Wein. Hunderte von Leichen schwimmen am Morgen unter dem Wasserfall hindurch in den einstmals beschaulichen See; der Schwertkämpfer Feng Xiwu [ Max Mok ] hört von diesen Vorfällen und erleidet fast dasselbe Los. Nur diesmal rettet ihn Shuiling. Da ihr Leben dann ebenfalls gefährdet ist, machen sich Feng Xiwu, der Magier Master Ku [ Lo Lieh ], sein Sohn Ku Didi [ Chau Wa Yim ] und der nunmehr als buddhistischer Mönch lebende Lan Tianyu auf zum Master Purple Robe [ Yueh Hua ], um Rat und Tat einzuholen.

Man sieht also schnell, dass das folgende Geschehen recht lyrisch wird und sich die Inszenierung dabei auch öfters arg blumigen Motiven bedient. Die Zielrichtung liegt also auf einem Märchen / Fantasy; mit bösen Hexen, erfahrenen Zauberern und wackeren Helden.
Diesmal keine ewigwährenden Täuschungsversuche und lange unidentifizierbare Charaktere, sondern eine klare Typisierung schon von der Funktion her. Gleichzeitig sind die teilnehmenden Gruppierungen relativ klein und auch deswegen noch präziser gehalten und die Geschichte sehr einfach lanciert. Wie in einer geschriebenen Fabel leitet ein Erzähler ein und führt dann von allein über die Bilder immer zu den nächsten Punkten weiter.
"Es war einmal" wird nicht ausdrücklich formuliert, aber man hört es trotzdem.
Die Orte tragen Namen wie „Moonlight Sky“, „South Sea Swords Residence“ und „Place of no Hatred“; die Gegenden sind immer nur genau an dieser Behausung bevölkert und weisen sonst ringsherum nur gekünstelte Natur auf. Das Medium ähnelt dabei auch öfters mehr einem Theater: Die abgetrennten Sets, die erst jedesmal ausgetauscht werden müssen, bevor man zum nächsten Akt schreiten kann. Mythologisch Reisen.

Die Pause dazwischen, die sich aus dem Umbau ergibt und in der man im Film den „Weg“ zurücklegt. Das Gefühl, dass man keinem kinetisch geschlossenen Fortgang beiwohnt, sondern die Bewegungsabläufe strikt voneinander getrennt sind. Der Sprung zum nächsten Schauplatz ändert nur das Podium für die Dialoge und täuscht auch nur wegen dem Wechsel der Umgebung eine kontinuierende Handlung vor. Die Architekten und Ausstatter dabei fast wichtiger als der Autor und auf jeden Fall auffallender als dieser; die Dekoration sticht als Erstes hervor und kann auch viel mehr Vigilanz erregen. Doch selbst das reicht gerade hierbei auf keinen Fall aus; die meiste Zeit verhindert die anscheinend an allen strategischen Punkten eingesetzte Nebelmaschine einen genaueren Blick auf das Endergebnis, den Rest macht der Budenzauber zunichte.

Die Ebene des Imaginären verschafft hierbei nur eine Flucht aus der Wirklichkeit; die Unterhaltung dabei wird durch die aufkommende Lethargie zurückgedrängt. Es passiert zwar durchaus viel – Zauberkräfte werden eingesetzt, kleine Feuerbomben verschleudert, Seelen gewandelt, Altare, Beschwörungen und Exorzismen gefrönt - , aber das problemlose Anschmeissen der Effektmaschine macht das Gesehene nicht gleich attraktiver. Das Bewusstsein bleibt verflacht. Man ist mit den Augen dabei, aber das Unwirkliche und Unwahre kann nicht in Kopf und Herz dringen, weil es nicht faszinierend genug ist und man mittlerweile auch das Verfahren dahinter nicht nur erspäht, sondern deutlich erkennt. Die Steigerung ins Übernatürliche gegenüber den im Vergleich geradezu bodenständigen Gu Long – Verfilmungen verschiebt die sonst aus Irdischem und Überirdischem gemischte Atmosphäre komplett in die Wirklichkeitsferne; der Inhalt bleibt trotzdem der gleiche eingeschränkte und formelhafte. Immer die gewisse Rhythmik des Ausdrucks bei den Figuren, viele offene Fragen, dann wird das Schwert gezückt, dann geht es weiter mit den Fragen. Dazu die allmähliche Steigerung der Handlungsstufen; der Erste, bei dem man Hilfe sucht besitzt zu wenig Macht und weiss irgendwann auch keinen Rat, ergo fragt man den Nächsten. Der dann irgendwann wieder an den Kundigeren verweist.

Die Folge ist, das sich die Vorfälle sehr schnell abnutzen und deswegen trotz allem Lärm die Ödnis unweigerlich breitmacht. Mag das Spektakel noch so gekonnt und vollmundig inszeniert sein, so passiert auch dort immer nur Dasselbe. Selbst die Darsteller gleichen sich der Rotation an und verschwinden fast vollständig im nebligen Funkenregen; besonders Max Mok lässt hierbei schon durchscheinen, dass er auch später oftmals nur als Kleiderständer taugt. Mischt man noch einen Goof hinzu und die Tatsache, dass sich die Prämisse später mehr als galaktisch - banaler Scheidungskrieg plus Kampf ums Sorgerecht entpuppt, kann man eigentlich nur verlieren.
Auch hier gilt dann wieder, dass Chus Fähigkeiten irgendwann ihren Geist aufgegeben haben und / oder die Unlust zu sehr deutlich wurde.
Das war jedenfalls nichts, zum Nachzipf bitte.

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