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Während des Überfalls auf ein kleines Restaurant tötet der Psychopath Millard Findlemeyer (Gary Busey) mehrere Menschen. Unter den Opfern befinden sich auch Vater und Bruder der Kellnerin Sarah Leigh (Robin Sydney, Evil Bong), wobei der Killer sie selbst - aus welchen Gründen auch immer - verschont. Einige Jahre später betreibt Sarah zusammen mit ihrer alkoholkranken Mutter Betty (Margaret Blye) eine Bäckerei, als sie erfährt, daß Findlemeyer auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wird. Aber mit dessen Tod beginnt das Grauen für Sarah erneut, fährt der Geist des Killers doch ausgerechnet in das Lebkuchenmännchen, das gerade im Ofen gebacken wird. Und der eben erwachte Gingerdead Man legt gleich fröhlich los. Niemand ist vor ihm sicher. Weder vor seinen heimtückischen Attacken, noch vor seinen fiesen Sprüchen.

Charles Bands The Gingerdead Man ist ein schöner Beweis dafür, daß eine Idee gar nicht blöd und grotesk genug sein kann, um von Full Moon nicht filmisch umgesetzt zu werden. Ein mörderisches Lebkuchenmännchen mit losem Mundwerk, oh Gott, wie schrecklich! Gut, mit den richtigen Zutaten an Witz, Tempo, Ironie, Kreativität und Überdrehtheit kann man daraus durchaus was Leckeres basteln (siehe Teile 2 und 3), aber all das glänzt hier leider durch Abwesenheit. Die Eröffnungsszene mit dem vierminütigen Cameo-Auftritt von Gary Busey (Lethal Weapon, Predator 2, Under Siege) ist noch in Ordnung, der Rest ist dann ziemlich lahm, unoriginell und - trotz einer Laufzeit von mageren siebzig Minuten inklusive elendig langem Vor- und Abspann - ausgesprochen langatmig geraten. Immerhin hat man da viel Zeit zu rätseln, wie es Busey, der auch den Gingerdead Man spricht, in diesen Film verschlagen konnte. Er war wohl nicht mehr der Jüngste und brauchte das Geld.

Charles Bands lustlose Regie scheint auf Autopilot zu laufen, vermißt man hier doch so ziemlich alles, was die gelungeneren Full Moon-Filme so unterhaltsam macht. Trotz der reichlich bescheuerten Grundidee mag einfach keine Laune aufkommen, wenn unsere uninteressanten (und teilweise unsympathischen) Helden ängstlich durch die Bäckerei schleichen, auf der Suche nach einem belebten Stück Gebäck, das zwar keine 40 cm groß ist, aber problemlos Schußwaffen bedienen, Stolperfallen errichten und sogar Autofahren kann. Die Logik wird zugunsten des zusammengeklauten Plots (einer Mischung aus Child's Play und handelsüblichem Slasher-Movie) konsequent ignoriert, wobei die Geschichte trotz diverser Comedy-Elemente recht ernst durchgespielt wird. Die nicht gerade berauschenden Spezialeffekte stammen von John Carl Buechler (From Beyond) und scheinen großteils Old School zu sein (ja, das Killer Cookie ist teilweise eine Sockenpuppe). Daß Herr Band dann auch noch auf kreative Metzeleien und Nuditäten verzichtet, gibt dem Ganzen schließlich den Rest. Nein, The Gingerdead Man ist wahrlich kein Aushängeschild von Full Moon Pictures, und trotzdem entwickelte sich daraus ein Franchise. Denn drei Jahre später feierte der Lebkuchenmann in Gingerdead Man 2: Passion of the Crust eine triumphale Rückkehr.

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