Von der Ausgangsposition ist „Sonnenallee“ auch nur eine weitere Liebeskomödie, bei der der schüchterne Junge sich in die gutaussehende Überfrau verliebt, welche aber einen reichen Freund hat und anfangs gar nichts von ihm wissen will. Würze erhält der dieses Werk durch die selten genutzte Kulisse „DDR“, da der Film fast ausschließlich in der „Sonnenallee“, einer Straße direkt am Grenzübergang, abspielt.
Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Jugendlichen, die alle so ihre Ängste und Wünsche haben, aber im Osten eigentlich ziemlich glücklich sind. Man ist verliebt, tut alles um seine Angebetete zu bekommen, sucht verzweifelt nach westlichen Schallplatten und betätigt sich nebenbei als Rebell gegenüber dem kommunistischen System.
Einen klaren Handlungsfaden verfolgt der Regisseur nicht, sondern beschränkt sich auf eine Aneinanderreihung von bekannten „Ossiklischees“, wenn man mal von Michas Liebesbeziehung absieht. Das fängt mit der dortigen Musik an, die alles andere als fetzig ist. So sehnt man sich auch da nach den Rolling Stones, die aber auf Grund der Sprache und ihres kapitalistischen Landes nicht gehört werden dürfen und im Film meist von abgenudelten Kassetten abgespielt werden.
Weitere Seitenhiebe gibt es zum Thema eingeschränkte Meinung oder die Parteienwahl (gab ja nur eine Partei) in der ehemaligen DDR. Aber auch die „Wessis“, welche sich wie Zoobesucher aufführen, bekommen ihr Fett weg. Höhepunkte sind aber Situationen wie der Aufbau des „Multifunktionstischs“ oder die Zusammentreffen mit der Polizei, in diesem Fall in Form von Detlef Buck, die immer für Lacher gut sind.
Trotz der vielen witzigen Situationen will der Film aber nicht so recht zünden, was vor allem an der losen Aneinanderreihung der Szenen liegt und weniger den durchweg meist unbekannten, aber guten Schauspielern zuzuschreiben ist. So bietet „Sonnenallee“ auf Grund seiner Themenwahl gute und exotische Unterhaltung, ist aber dabei meilenweit von einem richtigen, deutschen Topfilm entfernt.
Wer mal einen augenzwinkernden, humorigen Film über das Leben der „Ossis“ in der ehemaligen DDR sehen will, dabei auf eine großartige Story verzichten kann und sich über die bekannten Klischees köstlich amüsieren kann wird befriedigend bedient. Keine Meisterleistung, aber recht solide Arbeit.