„Rules – Sekunden der Entscheidung“ ist ziemlich spannender Militärfilm, wenn auch nicht mit allzu viel Tiefgang.
Colonel Hayes ’Hodge’ Hodges (Tommy Lee Jones) steht kurz vor seinem Abschied und zu seiner Abschiedsfeier kommt auch sein alter Freund Colonel Terry L. Childers (Samuel L. Jackson). Die beiden kennen sich schon seit langem und in Vietnam rettete Terry seinem Freund auch das Leben, als dessen Einheit aufgerieben wurde. Der Beginn von „Rules“ ist eine recht flotte Actionszene, die aber auch später noch Bedeutung im Film hat.
Terry kommandiert inzwischen die schnelle Eingreiftruppe der Marines und soll die amerikanische Botschaft evakuieren, als es zu Ausschreitungen bei einer Demonstration kommt und Heckenschützen das Gebäude unter Beschuss nehmen. Als mehrere Marines erschossen werden, lässt Terry das Feuer auf die Menge der Demonstranten eröffnen. Damit präsentiert „Rules“ seine zweite, sehr wuchtige Actionsequenz, auch wenn das Feuer auf die Demonstranten nichts für schwache Nerven ist.
Terry soll sich vor dem Kriegsgericht für sein Verhalten verantworten. Er behauptet, die Menge sei bewaffnet gewesen, während die Anklage besagt, dass nur Heckenschützen auf einem benachbarten Gebäude bewaffnet gewesen wären. Er bittet den ausgebrannten und recht erfolglosen Hayes seine Verteidigung als letzten Fall zu übernehmen. Trotz geringer Siegchancen nimmt Hayes an...
Was „Rules“ eindeutig fehlt, ist Tiefgang und das ist auch der große Kritikpunkt an diesem sonst recht spannenden und etwas anderem Gerichtsfilm. Denn das militärische Gehabe wird hier allzu sehr stilisiert und die amerikanische Hau-Drauf-Mentalität nicht reflektiert, teilweise sogar gutgeheißen. Das ist jedoch angesichts des recht brisanten Themas um ermordete Demonstranten, unter denen auch Frauen und Kinder sind, fehl am Platze.
Ansonsten hat Regisseur William Friedkin einen ziemlich spannenden Film gemacht, der in der ersten Hälfte recht actionreich daherkommt. Die Anfangsszene und der Kampf um die Botschaft bieten recht spektakuläres Geballer und einige blutige Einschüsse, die trotz des ernsten Hintergrundes ziemlich unterhaltsam anzusehen sind. Zudem bildet dieser flotte Part dann auch einen Gegenpol zu dem eher redseligen Gerichtsteil.
Dennoch ist auch dieser Part ziemlich temporeich und spannend, allerdings sprechen hier die Anwälte und nicht mehr die Waffen. Der ganze Gerichtsfilmplot ist verschwundenen Beweisstücken, zu statuierenden Exempeln und Fragen um Ehre und Moral angereichert – quasi alles, was zu einem spannenden Gerichtsfilm hinzugehört. Sicherlich erfindet „Rules“ damit dieses Genre nicht neu, aber ein spannender Vertreter ist dennoch rausgekommen. Vor allem die Wortgefechte im Gerichtssaal haben einiges an Elan.
Tommy Lee Jones, Samuel L. Jackson und Guy Pearce als Gerechtigkeitsfanatiker spielen allesamt recht ordentlich, wenn auch bei weitem nicht mit voller Kraft. Als Arschloch vom Dienst gibt Bruce Greenwood dafür wieder einiges, der sicherlich schauspielerisch am besten agiert. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache auch ziemlich ordentlich.
Wenig tiefgängiges, aber dennoch sehr spannendes Militärgerichtsdrama, das leider unter der Verherrlichung von Hau-Drauf-Mentalität leidet.