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Ich bin normalerweise der Letzte, der das Verbieten von Filmen fordern würde. Schon gar nicht wegen der üblichen Vorwürfe, die Institutionen wie die Bundesprüfstelle erheben. Wenn überhaupt sollten Filme verboten werden, die so hirnlos sind, dass sie die Volksverdummung fördern. Aber wo bitte ist denn die Prüfstelle bei Filme wie „Rules – Sekunden der Entscheidung“. Dieser Film tut so, als wäre er ein Militär-Gerichts-Drama. Falsch! Dieser Streifen ist ein offen rassistisches Postulat, dass das Militär das Recht hat, sich über die Grundregeln der von ihr zu schützenden Demokratie und Diplomatie hinwegzusetzen und das zu tun, was es für richtig hält. Menschenrechte? Nie gehabt! Genfer Konvention? Sind wir denn Schweizer? Wir sollen bei diesem Machwerk mit einem US-Offizier mitfiebern, der wegen der Erschießung von Demonstranten im Yemen vor Gericht steht. Klar, der Mann kann nichts dafür. Denn er hat drei Kameraden verloren und musste deswegen ein Massaker anrichten. Da sind mehr als 80 tote Araber scheinbar ein vernünftiger Wechselkurs. Spätestens bei dieser Argumentation müsste der Film auf den Index. Aber es ist noch schlimmer. Es wird schon mit dem Eintreffen im Yemen belegt, dass es sich bei der Bevölkerung um einen verbohrten, aggressiven Mob handelt, der nichts besseres zu tun hat, als die netten Amerikaner daran zu hindern, sich selbstlos für das Wohl des Yemen einzusetzen. Die Aufnahmen der Menge sind derartig übel rassistisch, dass dieser Teil des Filmes auch aus dem Reichspropagandaministerium hätte stammen können. Man vermisst schmerzlich irgendeinen Hinweis darauf, wieso man vor Ort von den Amerikanern so wenig angetan ist. Erst später wird eine fadenscheinige Motivation untergeschoben: Das Volk wurde religiös verhetzt. Aber anzunehmen, dass eine Verhetzung ohne vorheriges Fehlverhalten des erklärten Feindes funktionieren kann, ist dumm und gefährlich. Ich denke, die täglichen Nachrichten sprechen hier für sich. Es ist bei diesem Film auch tragisch anzusehen, wie die Möglichkeiten der Diplomatie wirklich gesehen werden. Mit Worten von iregndwelchen Waschlappen kann man scheinbar nichts gewinnen. Also räumt das Militär in einem souveränen Staat am besten kurz mal auf und verstaut die Botschaft in einen Bunker. Es muss einem doch zu denken geben, wenn es normal sein soll, dass sich Vertreter einer Demokratie verstecken müssen, da sie um ihr Leben fürchten. Aber was soll man von einer Welt erwarten, in der Volksvertreter ganz linke Bazillen sind. Da ist es schon gut, dass das Militär mit seinem possenhaften Kameradschaftsgeplänkel den soliden Gegenpart liefert. Und nur das Militär ist ehrenhaft. So ist es völlig normal, das man wehrlose Gefangene erschießt. Das nötigt nach Jahren auch dem einstigen Gegner Respekt ab. Da kann ich doch nur kotzen... Aber weg von der politischen Komponente. Tun wir so, als würde uns die Grundaussage des Films entgehen, und stören wir uns nicht daran, dass man aus der geschilderten Situation einen hochdramatischen, ehrlichen Film wegweisenden Charakters hätte machen können. Filme sollen ja auch unterhalten. Die Chancen standen bei diesem Film ja gar nicht so schlecht. Samuel L. Jackson und Tommy Lee Jones sind normalerweise Vollblutschauspieler, die auch einen sehr schwachen Film retten können. Und an Geld hat es offensichtlich auch nicht gefehlt. Aber das ist leider nicht alles. Ein Film braucht auch eine Geschichte, die fesseln kann. Und mit Verlaub ist dieser Streifen schlicht stinkend langweilig und voll mit lächerlichen Szenen. Der Prozess gewinnt nie an Fahrt, sodass es dem geneigten Zuschauer am Ende völlig Wurst ist, was mit dem Offizier passiert. Oder ob der Verteidiger endlich seinen Vater beeindrucken kann. Da gibt es nur eins: schnell vergessen und sich nicht zu lange ärgern. Es gibt einige Filme, denen eine ähnliche politische Unkorrektheit vorgeworfen werden kann. „Rambo II“ und der ganze Sumpf der „Wir-holen-unsere-Jungs-Raus-Filme“ sind alle vom selben geringen geistigen Tiefgang. Aber dieser Beiträge tun nicht so, als würden sie sich ernsthaft mit irgendwelchen Aussagen aufhalten, sondern wollen nur lautstark unterhalten. Das tun sie dann oft auch - „Rules – Sekunden der Entscheidung“ eben nicht. Deshalb kann dieser Film nur den einen Pflicht-Punkt kriegen. Denn er ist in doppelten Sinne ein übles Machwerk.

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