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Der US-amerikanische Film „Popcorn“ aus dem Jahre 1991 von Regisseur Mark Herrier, der bisher in erster Linie als Schauspieler in Erscheinung getreten ist und neben „Popcorn“ lediglich einen Kurzfilm gedreht hat, ist eine Paradebeispiel für eine hirnrissige deutsche Titelvergabe, die vollkommen falsche Erwartungen weckt und das falsche Publikum anzieht.

Denn ein „Skinner“ kommt im gesamten Film nicht vor, demnach wird auch niemand „lebend gehäutet“. Vielmehr ist „Popcorn“ eine liebevolle Ehrerbietung an den Phantastischen Film, insbesondere an alte Sci-Fi-Horror-B-Movie-Schinken aus den 50ern und 60ern des vergangenen Jahrhunderts sowie an das leider ausgestorbene Event-Kino. Die von Alpträumen geplagte Maggie plant zusammen mit anderen Filmstudenten ein eben solches Kinoereignis mit drei Filmen, doch bei den Vorbereitungen stößt man auf den Film „Possessor“, eine Art avantgardistischen Snuff-Film eines wahnsinnigen Mörders. Die Bilder kommen Maggie bekannt vor, sie kennt sie aus ihren Träumen…

Selbstironisch und detailverliebt nimmt „Popcorn“ alte B-Reißer (und mit „Possessor“ sogar Kunstfilme) aufs Korn, die eigentlichen Höhepunkte sind die parodistischen „Filme im Film“, die (in Ausschnitten) eigens für diese Produktion gedreht wurden und während des Kinoevents über die Leinwand flimmern. Es ist fast verwunderlich, dass diese Filme seinerzeit nicht tatsächlich von findigen Drive-In-Produzenten realisiert wurden, so naheliegend sind die Ideen von menschenaussaugenden Riesenmoskitos, durch eine missglückte Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl aufgeladene Mörder, die als wandelnde Stromgeneratoren jede Menge Unheil anrichten und beißendem Gestank aus den Sümpfen, der nicht nur feinen Nasen nicht bekommt. Von letzterem, „The Stench“, einer angeblich japanischen Produktion, bekommt man leider nicht allzu viel zu sehen, der Moskitofilm hingegen wurde zwischenzeitlich von der Realität eingeholt (vgl. „Mosquito“). Dabei werden nicht nur stumpf Klischees heruntergerasselt, nein, man merkt den Machern an, dass sie etwas von der Materie verstehen und selbst Fans derartiger Unterhaltung mit all ihren Stärken und Schwächen sind. Wenn im Film um den Electro-Man ein Wissenschaftler im weißen Kittel und mit dünnem Oberlippenbart auftaucht und die Filmstudenten Stromstöße in die Kinositze jagen, denkt der findige Genrefreund unweigerlich an „The Tingler“ von William Castle mit Vincent Price in der Hauptrolle. Großartig!

Doch da war ja noch etwas: Die Rahmen- bzw. eigentliche Handlung. Die bietet einige nach fortgeschrittener Slasher-Manier hübsch-kreative Morde und Spezialeffekte, ohne sich dabei in Blut zu baden, erreicht aber nicht ganz den Charme der kinonostalgischen Elemente. Wendungs- und überraschungsreich ist sie durchaus, die Maske des Possessors sieht „ansehnlich unansehnlich“ aus und da er sich deshalb selbst welche von den Gesichtsabdrücken seiner Opfer (wir erinnern uns: hier wird nicht gehäutet) anfertigt, bekommt das Ganze auch noch ein bisschen was von „Fantomas“. Jedoch ist die eigentliche Geschichte wenig parodistisch ausgelegt, vermag als ernsthafter Horror nicht so recht zu fesseln, ist als komödiantischer Beitrag nicht lustig genug und verfängt sich anscheinend in seiner eigenen Logik.

Dafür fällt aber keiner der Schauspieler unangenehm auf, man war mit reichlich Spielfreude bei der Sache. Wie generell der ganze Film wie ein ambitioniertes Liebhaberprojekt für Die-Hard-Genrefans wirkt, inwieweit auch Otto Normalzuschauer damit etwas anfangen kann, weiß ich nicht – ist mir aber auch herzlich egal.

Fazit: Der stumpfe Gorebauer wundert sich und beweist dank seiner negativen Reaktionen, dass selbst eine als Teenie-Horrorkomödie verpackte Hommage an selige vergangene Genrezeiten ihm zu hoch ist, der Kenner hingegen freut sich über ein beachtliches Regiedebüt, das viel Leidenschaft für die Thematik erkennen lässt und addiert heimlich vielleicht ein halbes Sympathiepünktchen. Die 7,5/10 hat sich der Popcorn-Possessor somit redlich verdient. Am besten im Doppelpack mit „Die Nacht der Creeps“ genießen!

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