Review

Irgendetwas stimmt nicht mit Silvia Hacherman. Sie arbeitet, und arbeitet und arbeitet, und dabei scheint sie sehr wenig Zeit für ihr Privatleben zu haben. Und dann erscheint ihr ihre Mutter im Spiegel, in einem schwarzen Kleid, und als wäre dies nicht schon genug, so taucht auch ein kleines Mädchen auf. Und Silvia glaubt, dass sie verrückt wird, denn sie scheint sich auch an dieses Mädchen zu erinnern. Die Nachbarn machen sich bereits Sorgen um sie, und dann stirbt auch noch ihre beste Freunde in jungen Jahren an einem Herzleiden. Die Fäden verdichten sich um Sylvia herum, bis man es auf sie selbst abgesehen zu haben scheint.

Wertung:

Diesen Film versteht man bei der Erstsichtung fast nicht, denn die Handlung ist zwar gar nicht so ausufernd dafür aber im Detail so komplex dargestellt, dass sich der Rahmen an sich nicht sofort erschließen mag. Gerade in Bezug auf Silvia, das kleine Mädchen sowie den mysteriösen Mann und die Frau im Spiegel kommt es Anfangs zu einiger Verwirrung. Diese kann im Verlauf des Films zu großen Anteilen aufgelöst werden. Was jedoch nicht aufgelöst wird, sind die letzten Szenen des Films, die hier aufgrund von Spoilergefahr nicht besprochen werden. Im Interview mit Barilli wird eine Erklärung versucht, aber auch diese ist nicht so richtig zufriedenstellend.

Dabei ist der typische Giallo-Aspekt, also ein Täter und dessen Entlarvung bzw.Verfolgung, hier mal nicht gegeben, denn den Mörder an sich gibt es Anfangs gar nicht. Somit ist das klassische Motiv außer Kraft gesetzt. Es kommt trotzdem eine Krimiatmosphäre auf und das italienische Flair trägt sein Übriges dazu bei, dass man hier am Ehesten von einem Giallo sprechen kann. Die Polizei fehlt z. B. völlig. Dafür werden ein paar Afrikaner und die Vorstellung von Voodoo präsentiert. Das wirkt insgesamt ein wenig abgehoben und weit entfernt von der Norm. Das ist aber nicht schlimm, denn dadurch hebt sich „Il Profumo della signora in nero“ deutlich von anderen Gialli ab.

Sylvia ist hier eine sehr gute Hauptperson in Gestalt von Mimsy Farmer. Mir hat diese Schauspielerin gar nichts gesagt, obwohl ich wahrscheinlich sogar einen Film mit ihr schon gesehen hatte. Sie wirkt allerdings weniger italienisch, was vielleicht daran liegt, dass sie keine Italienerin ist.

Die musikalische Untermalung, die Hauptsächlich nur aus zwei Themen zu bestehenscheint, ist einfach atemberaubend. Insgesamt ist sowieso was Bild und Ton angeht, ganze Arbeit geleistet worden, denn die Synchronisation ist einfach gelungen. Es wirkt nichts plump oder deplaziert und tonal bleiben da keine Wünsche offen. Die Bildqualität ist perfekt. So soll ein Film restauriert sein, denn es gibt nicht einen Bildfehler, zumindest keinen offensichtlichen, und das ist bei einem älteren Film keine Selbstverständlichkeit. Auch im dunklen sind die Konturen scharf abgrenzbar. Die kräftigen Farben wirken anfangs ein wenig wie Pop-Art, aber man gewöhnt sich schnell an den Anblick. Das Gesamtpaket von „Il Profuma il signora del nero“ ist als extrem gut zu bezeichnen, denn sowohl Film als auch Ausstattung halten, was die Vorschusslorbeeren versprochen haben. Und damit wird uns hier erstmals ein wunderbares Kunstwerk an italienischer Filmkunst präsentiert, die sich, wenngleich auch aus anderen Gründen, nicht vor den großen Meistern Fulci, Argento oder Bava verstecken braucht.

Freunde des italienischen Kinos und auch alle Krimifreunde kommen um diesen Film eigentlich nicht herum. Und auch allen anderen sei er wärmstens empfohlen. Als Wertung ausgedrückt gibt es 09/10 Punkte. Die kleinen Abzüge gibt es aufgrund der offenen Fragen am Ende, die auch durch das Bonusmaterial nicht gänzlich beantwortet werden. Ein wenig mehr Klarheit und es hätte die Höchstnote gegeben. Dies betrifft im Übrigen auch den Filmtitel, denn auch dieser wirft abschließend mehr Fragen auf, als er beantwortet.

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