Filme falsch herum gesehen – ein ungewöhnliches Feeling.
Wer wie ich aus Versehen die Fortsetzung zu „Reeker“, nämlich „The Rise of Reeker“, der eine Art Prequel (zumindest im Prolog) darstellt, kriegt mit dem Original eigentlich noch einmal den gleichen Film serviert und sollte sich über eventuelle Übereinstimmung nicht wundern.
Auch im Vorgänger wird die gleiche Geschichte abgehandelt: eine Gruppe von (jungen) Leuten auf dem Weg zu einem Rave strandet mit einer Autopanne im wüstenartigen Nirgendwo eines Diners und sämtliche Leute sind von einer Minute zur anderen verschwunden, dafür geht ein eigenartiger Geruch und ein mörderisches Geisterwesen mit zahlreichen mechanischen Mordwerkzeugen um, während Hilfe unerreichbar ist.
„Reeker“ ist und war ein typisches Isolation-Picture, dessen Reiz darin besteht, einen Bodycount herunter zu beten und gleichzeitig das Rätsel um alle laufenden Vorgänge zu lösen.
Dabei hat der titelgebende Geisterkiller hier noch eine eher untergeordnete Rolle und kommt bis zum längeren Showdown fast eine Stunde lang nur in kurzen Ausschnitten zum Einsatz, was zumindest latent interessant wirkt.
Auch das Stilmittel der Kontaktsperre, die hier mit einem Störfall oder Ähnlichem erklärt wird, ist so subtil eingesetzt, daß man nicht gleich auf die recht altbekannte Lösung eines Zwischenreichaufenthalts kommt, zumindest bis der erste Delinquent sein Leben an sich vorbei ziehen sieht.
„Reeker“ ist recht graphisch und drastisch inszeniert, doch nie extrem und offensichtlich ein Ausdruck einer unterhaltsamen, entspannten Produktion, deren jungenhafte Darsteller genau das nötige Quentchen neben das typische Klischee inszeniert sind, um nicht alle Zuschauer sofort laut aufstöhnen zu lassen.
Man fiebert nicht unbedingt mit, aber es ist auch nicht schmerzhaft, den Charakteren zuzusehen, wie sie sich durch die Twilight-Zone-Szenerie mit zunehmendem Bedrohungsfaktor quälen. Der zehnminütige Kurzauftritt von Michael Ironside ist dabei übrigens ein nettes Extra.
Woran es ein bißchen fehlt, ist die narrative Grundierung, denn der „Reeker“, bzw. seine Existenz bleiben vollkommen ungeklärt und warum man ihn denn nun auch töten kann, ist ebenso ein Fragezeichen wert, weswegen dann wohl auch noch ein zweiter Teil nachgeschoben wurde, der das Rätsel aber auch nicht wirklich erhellt (Trilogie?).
Alles in allem dennoch ein guter DVD-Abend-Film, der in 84 Minuten genug Abwechslung packt, um sich Pizza und Bier ohne Magengrummeln schmecken zu lassen, mit akzeptablem Gore-Anteil und ausreichend skurilen Bildern – ein Punkt, bei dem man bei der Fortsetzung noch einen draufgepackt hat. Nette Sache. (6/10)