Wie trügerisch doch die Einleitung zu Reeker ist. Fast wäre ich in Erwartung noch eines Slashers eingedöst. Die Rezeptur ist aber auch zu eindeutig. 5 kleine weiße über dreißigjährige Teenielein in einer charakterlichen Zusammenstellung, die nahezu archetypisch für deren zu erwartendes, reihenweises Ableben steht, auf dem Weg zu einem Rave in der Wüste. Naja, die Zeiten ändern sich, früher war es eben z.B. das Sommercamp.
Schnell zeigt sich, daß die Reise unter keinem guten Stern steht. Mister Droge hat doch glatt einen ganzen Rucksack voller Pillen dabei, ein Auto liegt umgekippt am Straßenrand, ein Erdbeben, der Sprit geht aus und schwupps ist unsere Party vor einem verlassenen Motel gestrandet.
Klar, daß hier ein paar Dinge seltsam sind. Auch, daß der Zuschauer durch geschickte Perspektivwahl einen Bruchteil mehr über die Situation erfährt als die Gestrandeten trägt zu einsetzender Spannung bei. Diese paart sich jedoch bald mit Verwirrung, beginnt das Gezeigte doch, minimalistisch ins Surreale abzudriften. Es fällt in der Tat schwer, die Eindrücke zu beschreiben, da man mit Details zu viel vorweg nehmen würde. Allerdings sollte man weniger ein bluttriefendes Massaker erwarten, wenn auch unvermeidbar Szenen enthalten sind, die nicht ohne rote Farbe auskommen. Diese drängen sich jedoch nicht zwecks Voyeurismusbefriedigung auf, sondern unterstreichen den - einen Gedanken an Zusammenhänge mit den Drogen im Gepäck erzeugenden - verstörenden Verlauf der Geschichte.
Eher als B-Movie zu klassifizieren, weist Reeker sicherlich einige Mängel auf, die ich aufgrund angepasster Maßstäbe wohlwollend aufnehme. So hatte ich von einem Film dieser Art keine schauspielerischen Glanzleistungen erwartet und sie auch nicht bekommen. Über den Einsatz von CGI im Sinne der Entmystifizierung ließe sich allerdings noch streiten, hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Dazu kommt, daß man heute kaum noch erwarten kann, auf einen Film zu treffen, der wirklich etwas neues bietet. Reeker aber bedient sich zudem Elementen, die jüngst vor seiner Entstehung gerade im Gebrauch waren.
Dennoch weiß der Film zu unterhalten, ja sogar zu gruseln und seine Zutaten zu einem nochmal adäquat erfrischenden Cocktail aufzubereiten. Wenn ein zur Hälfte leistungsfähiger David Cronenberg am Set von Hügel der blutigen Augen mit wenig Geld einen Film drehen müsste, würde er vielleicht so aussehen.