Vom Leben und dem Leben in der Toskana…02.09.2008
Wieder mal widme ich mich mehr dem „normalen“ Film als dem Genrestreifen, was aber mehr damit zu tun hat, daß es derzeit einfach keine wirklich guten Actionfilme gibt, die es anzusehen lohnt. Also den Abend daheim auf dem Sofa verbracht, draußen Regen, drinnen Toskana, und grad schön wars…ich hatte vorher noch nichts von diesem Film gehört, aber Harvey Keitel ist für einen Blinkauf ein gutes Argument, und da ich ohnehin in drei Wochen in die Toskana fahren werde, dachte ich mir, feine Vorreiseware, kann man schon mal in der Ferne schwelgen. In der Tat sind die eingefangenen Bilder des zumeist in einem kleinen Dorf spielenden Films von wahrer Schönheit, da ließe es sich aushalten, gerne auch für länger. Die Menschen trinken Wein, haben keine Eile, ich werde überprüfen, ob die Realität dem entspricht.
Eine ganz andere Überprüfung hat der aufstrebende Lektor Jeremy am Hals. Er soll für seinen Verlag in die Toskana reisen, den Schriftsteller Parish aufsuchen und diesen zum Schreiben bewegen, denn der Konkurrenzverlag hat soeben einen dicken Autorenfisch an Land gezogen. Dumm nur für Jeremy, daß Parish seit zwanzig Jahren kein Wort mehr zu Papier gebracht hat und zudem von zunächst sehr abweisendem Wesen ist…da bedarf es einer gewissen Hartnäckigkeit, doch der Lohn für die Müh winkt auch in Gestalt von Parishs Tochter Isabella. Durch den langen Aufenthalt wandelt sich der junge Lektor und erkennt, daß sein eigenes Leben nicht unbedingt famos ist, und so ist es für den Ausgang des Films völlig egal, ob Parish wieder ein Buch schreibt oder nicht – es ist Jeremy, der sein eigenes Schicksal in die Hand nimmt und einen entscheidenden Schritt wagt.
Man darf kein Spektakel erwarten, sondern einen ruhigen Film mit einigen sehr zentralen Aussagen und Themen. Man sollte sich für Kreativität interessieren, auch hin und wieder ein Buch lesen, und zudem ist eine Begeisterung für schöne Bilder sicher auch hilfreich, wenn es um den gelungenen Konsum dieses Films geht. Denn solche schönen Bilder von pittoresken Dörfchen und in warmen Erdtönen strahlenden Landschaften hat der Film reichlich zu bieten. Doch er ist mehr als das, denn er zeigt auch auf, daß es sich lohnt, einmal über sein eigenes Leben nachzudenken und dieses gegebenenfalls zu verändern. Manchmal muß man eben einen Schritt tun, den der Augenblick gebietet…leider aber hat der Film auch die eine oder andere Länge, und das Finale wirkt nach dem ganzen Treiben doch reichlich aufgesetzt, schade, hier hätte ein ruhiger Abschluß mehr bewirkt. Insgesamt ein Film für einen Regentag, der durch feines Schauspiel und großartige Landschaftsaufnahmen besticht - 8/10.