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Im Jahre 2005 wurde in Australien der Fall dreier verschwundener Touristen verhandelt, die angeblich einem Mörder zum Opfer gefallen waren. Noch während das Verfahren lief, kam "Wolf Creek" in die Kinos, der sich in groben Zügen an diesen Ereignissen orientierte. Zu Recht mag manch einer monieren, dass dies ein wenig gefühllos sei. Dieses unschönen Kontextes zum Trotz ist "Wolf Creek" einer der besten Splatter-Schocker seiner Zeit geworden.

Dabei ist das Element, das ich hier als Hauptargument für die Qualität des Films anführe, zugleich ein möglicher Grund, warum ihn manch ein eingefleischter Horrorfan als eher langweilig bezeichnen könnte: In der ersten Filmhälfte geschieht absolut nichts. Es gibt keine düsteren Vordeutungen oder Prophezeiungen, keine Teenies, die sich gegenseitig erschrecken, keine Subjektiven aus Sicht des Mörders, die mit Spannungsmusik unterlegt wären. Anstatt sich solcher altbekannter Horror-Klischees hinzugeben, benutzt Regisseur Greg McLean die ersten 45 Minuten dazu, seine drei Hauptfiguren zu charakterisieren. So wird diese lange Anfangsphase eher zu einem ruhigen Roadmovie, in dem man den drei jungen Leuten nur dabei zusieht, wie sie das australische Outback erkunden und sich dabei emotional näher kommen. Das mag im ersten Moment tatsächlich langweilig klingen, entpuppt sich aber als ein ganz besonders sadistischer Schachzug: Denn wenn dann urplötzlich die Kehrtwende kommt und die drei von einem perversen Killer fürchterlich gefoltert werden, sind dem Zuschauer diese Figuren bereits so sympathisch, dass man umso mehr mit ihnen mitleiden muss. Dadurch entwickelt "Wolf Creek" eine grausame Intensität, die den meisten Splatter-Streifen seit "Freitag, der 13." abgeht.

Und selbst in seiner blutigen und düsteren zweiten Hälfte geht der Film vergleichsweise sparsam mit Grausamkeiten um. Die eher punktuellen, dafür aber bestialischen Gewalt- und Ekelsequenzen sind nie reiner Selbstzweck, sondern erhöhen durch ihren klugen Einsatz das Verstörungspotenzial des Films enorm. Hinzu kommt, dass diese Grausamkeiten immer wieder von fantastischen Landschaftspanoramen der australischen Einöde konterkariert werden. So wird "Wolf Creek" nicht nur zu einem packenden Survival-Schocker, sondern bietet nebenbei auch noch eine Bildästhetik, wie man sie in modernen Horrorfilmen selten findet.

Diese stringente und durchdachte Inszenierung lässt so manche Ungereimtheit schnell übersehen - ebenso wie die Tatsache, dass es sich bei der Story um einen psychopathischen Hinterwäldler nun wirklich um nichts Originelles handelt. Die raffinierte, spannende Inszenierung, beeindruckende Bilder und das durch und durch düstere Finale machen dieses Werk zur Pflicht für jeden echten Horrorfan.

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