Der ein oder andere Spoiler ist enthalten also Vorsicht! Wieder einmal bin ich etwas verwirrt bezüglich der Kritiken, die ich so lese. „Wolf creek“ ist ein Horrorfilm aus dem Jahre 2005. Er kam nach vielen deutlich härteren Ausgeburten des Genres. Trotzdem wurde seine Gewalt harsch kritisiert. Für mich nicht nachvollziehbar, z.B. in Anbetracht der Tatsache, dass die ersten 70 Minuten quasi nur dem Aufbau eines Spannungsbogens dienen. Blut gibt es bis dahin überhaupt nicht zu sehen. Und danach sterben dann noch 3 Menschen, nur einer davon wirklich brutal. Zusätzlich wird „Wolf creek“ unterstellt, er sei frauenverachtend. Erneut muss ich meinen Kopf schütteln. 3 Menschen sterben, davon 2 Frauen, Vergewaltigung wird zwar angekündigt, jedoch nicht durchgeführt. Eigentlich war der Film eher harmlos, wenn ich genauer drüber nachdenke. Wie auch immer, die Gewaltfrequenz in einem Film sollte nicht unbedingt das entscheidende Kriterium sein, wenn man seine Qualität beurteilt.
Uns wird die Geschichte der beiden Engländerinnen Liz Hunter (Cassandra Magrath) und Kristy Earl (Kestie Morassi) und des Australiers Ben Mitchell (Nathan Philips) nahegebracht. Sie begeben sich gemeinsam auf einen Trip in das australische Outback, um dort den gewaltigen Meteoritenkrater Wolf creek zu begutachten. Klappt auch alles ganz fein, bis sie den Krater wieder verlassen wollen. Dann stellt sich nämlich heraus, dass ihr Auto nicht mehr funktionstüchtig ist. Spontan – es ist schon abends – fällt ihnen keine Lösung ein und sie beschließen im Auto zu übernachten. Bevor die ersten Schlafphasen erreicht sind, werden sie von einem dubiosen Kerl namens Mitch Taylor (John Jarratt) gefunden, der sich als recht hilfsbereit erweist. Sie lassen sich von ihm zu seinem relativ weit entfernten „Heim“ abschleppen, wo er eine Reparatur initiieren will. Da es schon nachts ist, schlafen die drei Freunde ein, während Mitch an ihrem Auto rumschraubt. Als sie aufwachen, sind sie gefesselt und in der Macht des verrückten Australiers...
Zu Anfang des Films wird darauf hingewiesen, dass er auf wahren Begebenheiten beruht. Als ich erfahren habe, was es damit auf sich hat, wurde ich ein wenig aggressiv. Natürlich gibt es die Geschichte um Ben Mitchell nicht wirklich. In Australien sind schon Menschen verschwunden, so wie überall schon Menschen verschwunden sind. Und da hat wohl dann der ein oder andere Fall „als Inspiration gedient“. Und schon beruht der Film auf einer wahren Begebenheit und zieht möglicherweise ein größeres Publikum an. Jedenfalls - soviel steht fest - ist die Story nicht weltbewegend. „Wolf creek“ muss also auf andere Weise punkten. Wie ich schon andeutete, tut er das nicht durch besondere Brutalität, weder im Sinne von ausartend, noch im Sinne von kreativ. Die Idee mit dem durchtrennten Rückenmark steht da relativ alleine, die hat einem nämlich tatsächlich einen kleinen Schauer über den Rücken huschen lassen. Ausgezeichnete Schauspieler oder ausgezeichnete Dialoge sind auch nicht das, was „Wolf creek“ für mich weiter nach vorne bringen können. Was könnte es also sein?
Sehr gut hat mir der Spannungsbogen und die Kulisse gefallen. Man fühlt sich tatsächlich fern jeglicher Zivilisation und „verloren“. Die Stimmung ist recht düster und wird durch eine unheimliche Geräuschkulisse verfestigt. Wirklich gut gelungen. Allerdings hätte man den Spannungsbogen mit der ein oder anderen aufreibenden Zwischensequenz anreichern können. Wie gesagt, 70 Minuten sind Blut und Gewalt überhaupt nicht vorhanden. Die letzten 20 Minuten sind in dieser Hinsicht ziemlich überzeugend. Der Spannungsbogen wird gehalten und von härteren Szenen unterstützt. Genervt hat nur die Unfähigkeit der Opfer. An einer Stelle ist dem Bösen schon ein Schuss in den Hals verpasst worden. Als dieser am Boden liegt und man eigentlich offenbar weiß, dass er noch lebt, hält man es für ausreichend, zwei Hiebe mit dem Gewehr auf den Rücken zu verpassen. Und als man mit dem Auto vor einem Abgrund steht, meint man, es sei eine ausgezeichnete Idee, das Auto in den Abgrund zu schieben, statt in eine andere Richtung zu flüchten.
Fazit: „Wolf creek“ ist nun wirklich nichts Besonderes. Weder Gewalt, noch Schauspieler, Story oder Dialoge können sich in irgendeiner Form auszeichnen. Einziger Lichtblick ist der Spannungsbogen und die Stimmung im Film. Diese sind wirklich hervorragend gelungen. Das ändert aber wenig am unbefriedigenden Gesamteindruck. Übrigens war der Film – eine low-budget-Produktion – trotzdem ein ansehnlicher Erfolg in den Kinos und konnte den ein oder anderen Dollar einheimsen. Neuerdings trug auch ich meinen Teil dazu bei, indem ich mir die DVD für 8 Euro unter den Nagel riss. Falls ihr das auch vorhabt, kauft euch unter keinen Umständen die „ab 16“ Version. Von meiner Seite gibt es für einen durchschnittlichen Horrorfilm 5 Punkte.
Euer Don