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Bisher blieben australische Beiträge im Horrorgenre fast ganz aus, endlich wagte der unbekannte Regisseur Greg McLean den großen Schritt. Entweder es ging schief, oder der Film würde ein Hit, Zweiteres traf dann auch ein. McLean setzte alles auf eine Karte, denn er schrieb das Drehbuch, produzierte den Low Budget Film im Alleingang und fungierte teils auch als Kameramann, nebenbei genehmigte es sich eine kleine Nebenrolle in seinem eigenen Film. "Wolf Creek" wurde ein Erfolg, kam aber bei uns über ein Jahr später in die Lichtspielhäuser. Nur über die KJ Freigabe lässt sich meiner Meinung nach streiten, eine FSK 16 Freigabe hätte es eigentlich auch getan.

Liz (Cassandra Magrath), Kristy (Kestie Morassi) und Ben (Nathan Phillips) verbringen ihren Urlaub als Rucksacktouristen in Australien. Als Krönung des Urlaubs wollen sie zum Wolf Creek fahren und nur deswegen kaufen sich die Drei eine alte Rostlaube und machen sich auf die weite Fahrt. Man kommt zwar ans Ziel, doch leider streikt auf einmal das Auto. Doch urplötzlich taucht der lustige Mick (John Jarratt) auf und bietet seine Hilfe an. Er schleppt das Auto samt Liz, Kristy und Ben ab in sein Camp, um es zu reparieren. Doch keiner der Drei ahnt, was Mick für Absichten hegt. Er hat nicht vor die Teens wieder gehen zu lassen. Mit seinen sadistischen Spielen quält er das Trio bis zum Tod. Auch eine Flucht erweist sich als unmöglich, eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Australiens wird zur Todesfalle.

Der Film basiert teils auf wahren Begebenheiten. Es stimmt schon mal, dass in Australien jährlich hunderte von Menschen als vermisst gemeldet werden, die Meisten tauchen wieder auf, laut Film neunzig Prozent, aber Viele davon finden in der Wüste auch den Tod, weil sie nicht vorbereitet sind, auf das australische Klima. Wer selbst schon mal dort Urlaub gemacht hat, weiss wovon ich rede. Auf jeden Fall sollte man nicht den selben Fehler machen wie Liz, Kristy, Ben und mit so einer Rostlaube, eine so lange Tour antreten. McLeans Story ist zwar nicht originell, geschweige denn neu, spielt aber gekonnt mit den Urängsten des Zuschauers und zeigt zudem einen starken Hang zum Realismus.

Würde es doch bloß nicht so lange dauern, bis "Wolf Creek" endlich in Fahrt kommt. Satte 50 Minuten, von 95 (inklusive Abspann versteht sich) muss man sich gedulden bis der Horror endlich beginnt. Dabei werden uns die drei Hauptcharaktere präsentiert, welche mal ausnahmsweise keine pubertierenden Teens sind, welche nur auf Sex, Alkohol und dämliches Gesabbel aus sind. Es bahnt sich zwar eine Bindung zwischen Liz und Ben an, jedoch kommt es nicht zur Ausbauung der Lovestory. Trotzdem hätte McLean hier einiges weglassen können. Die Party am Anfang, die Fahrt durch die Einöde ist ewig lang, zwischendurch ein paar Stopps, letztenendlich muss sich der Zuschauer noch durch die Besichtigung des Wolf Creek Kraters quälen, bevor endlich die Zündspule streikt und Mick auftauchen darf.

Vorher versucht McLean den Zuschauer mit tollen Aufnahmen von Australien zu fesseln. Sonnenuntergänge über dem Meer, herrlichen Nachtbildern, Tieraufnahmen und die unendlich weite Steppe. Den Kontrast bietet dann das verlassene Dorf, direkt neben einer Mine. Alte Gebäude, viel Müll, ein perfekter Ort für Mick´s perverses Spielchen. Leider tröstet das nicht über den sehr lahmen Anfang hinweg, man hätte mit dem Horror viel früher beginnen müssen. Da hilft auch der sehr beunruhigende Score nicht mehr viel. Man denkt sich zwar immer, dass bald etwas schlimmes passiert, ab und an läuft es einem auch eiskalt den Rücken hinunter, aber richtig unheimlich und spannend wird es erst in der zweiten Hälfte. Man muss McLean hier auch hoch anrechnen, dass er immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt und niemals unrealistisch wird.

Nach einem friedlichen Plausch am Lagerfeuer zeigt Mick sein wahres Gesicht. Jeder der Drei wacht getrennt in einem Raum auf, natürlich gefesselt und geknebelt, nur Liz kann sich befreien, während Mick gerade die arme Kristy quält. Die kleinen Folterspiele fallen mehr oder minder sadistisch aus, sind aber nur selten bösartig genug. Zudem ist Mick viel zu unvorsichtig und lässt sich sogar anschießen, gar fast überfahren. Später wird dem Zuschauer aufgezeigt, dass Mick schon lange ahnunglose Touristen quält und ermordet, diverse Überreste von Leichen sind auch noch zu sehen. In den Weiten Australiens fällt das auch Niemanden auf. Mick haust in einer abgelgenen Minenstadt, hier gibt es weit und breit nichts als Wüste, daher ist auch ein Entkommen so gut wie unmöglich. Jegliche Flucht wird mit dem Tod gestraft, auch ein unschuldiger Helfer wird mit dem Tod bestraft. Ganz nett ist auch die Verfolgungsjagd geworden, welche mit einer Hinrichtung endet. Mit blutigen Einlagen hält sich McLean sehr bedeckt. Ein blutiger Einschuss, ein Mädchen wird mit dem Messer hingerichtet und auch die Befreiung des angenagelten Ben´s vom Kreuz bieten ein paar blutige Einstellungen, doch sonst serviert McLean den puren Psychoterror, der ruhig noch hätte böser ausfallen dürfen. Die Spannung klettert zwar nie in große Höhen, doch für Angsthasen und Genrefremdling, dürfte das schon für eine unruhige Nacht reichen.

Leider schwelgt der Zuschauer auch nach dem Ansehen in Unwissenheit. Warum Mick das tut, erfährt man in keinster Weise. Er wird einfach als Psycho abgestempelt, welcher eine ausgeprägte perverse und sadistische Ader hat. Immerhin ist "Wolf Creek" nicht allzu vorhersehbar. Man weiss nicht wer von den Dreien überlebt, überlebt überhaupt Jemand. Das Finale präsentiert auch ganz anders als zuerst gedacht. McLean wähtl den unvorhersehbaren, aber realistischen Weg, um seine Regiedebut gekonnt zu beenden.
Auch bei der Wahl der Darsteller hat man gute Arbeit geleistet. Die Charaktere sind zwar nichts Besonderes, aber gut verkörpert von Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips und als Mick agiert John Jarratt.

Die erste Halbzeit lässt die Luft aus dem gut inszenierten Horrorfilm. Man muss sich einfach zu lange gedulden, bis McLean zu Potte kommt, während die zweite Hälfte kaum zu wünschen übrig lässt.

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