Review

Dem Film "Wolf Creek" ist es gelungen, selbst in renomierten Wochenzeitschriften wie "Stern" oder "Spiegel" annehmbare bis gute Kritiken zu erhalten, was den Horrorfilm -Interessierten Zuschauer natürlich neugierig macht. Warum der Film quasi durch alle Bevölkerungsschichten hindurch gemocht wird, erschliesst sich mir allerdings nicht so ganz : der Film ist weder in irgendeiner Weise intelektuell anspruchsvoll, noch besonders innovativ. Im Gegenteil : vor etwas mehr als 30 jahren hat ein gewisser Tobe Hooper das ganze schon mal abgefilmt, und sein "Texas Chainsaw Massacre" bestach durch ein nihilistische Inszenierung, die sich heutzutage in dieser Intensität nicht mehr auf Zelluloid bannen lässt.

Doch nicht nur die fehlende Originalität kann man bemängeln : in den ersten 50 Minuten passiert so gut wie gar nichts, der Regisseur versucht in dieser Zeit die handelnden Personen einzuführen und sie dem Zuschauer möglichst positiv darzustellen, damit er diese ins Herz schliessen und ihnen bei ihrem späteren Überlebenskampf die Daumen drücken möge. Doch die Tatsachen, dass Ben (Nathan Phillips) behauptet eine Freundin in Sidney zu haben, dass sich beiden Mädels Liz (Cassandra Magrath) und Kristy (Kestie Morassi) an Ben interessiert zeigen und dass die drei gerne Partys feiern und dabei alle möglichen Spirituosen trinken, hätten man ganz bequem in 10 Minuten statt in einer nicht enden wollenden Stunde darstellen können. Und diejenigen, die sich für die zugegebenermassen beeindrucke Landschaft Australiens interessieren, kann man wohl eher einen Australien-Reiseführer empfehlen.

Doch das ärgerlichste an dem Film ist : selbst als der Film dann im letzten Drittel in Schwung kommt, gelingt es Regisseur Greg McLean bis auf ein paar wenige kurze Augenblicke nicht, für wirkliche Spannung zu sorgen. Der Trucker Mick (John Jarratt) ist kein wirklich charismatischer und besonders furchteinflössender Killer, die Vorgänge bleiben seltsam emotionslos, das Gezeigte wirkt wie schon hundert mal besser gehen, die Schockeffekte verpuffen völlig wirkungslos. Und als man denkt, der Film würde nochmals Fahrt aufnehmen, ist er plötzlich und völlig unspektakulär zu ende. Der Regisseur scheint wohl nicht zu wissen, dass ein beeindruckender Showdown einen enttäuschten Zuschauer nochmals etwas besänftigen kann...

Das ärgerlich empfand ist auch die Sache mit den stehengeblibenen Uhren : Ben erzählt seinen beiden Weggefährtinnen am Lagerfeuer eine Geschichte über einen Typen, der Ausserirdischen begegnet ist. Später, als sich die drei Freunde am Krater am "Wolf Creek" befinden und gerade wegfahren wollen, springt der Wagen nicht an und alle Uhren sind genau um die gleiche Zeit stehengeblieben. "Warum geschah dies ?", fragte sich der geneigte Zuschauer. Auf eine Antwort wartet man vergebens, muss wohl Zufall gewesen sein, damit man künstlich einen mystischen Touch in das Geschehen bringt - äusserst unglaubwürdig.

Das positive an "Wolf Creek" ist, dass der Film glücklicherweise ernst bleibt und nicht versucht durch Slapstickeinlagen das Geschehen aufzulockern. Ausserdem kann man nicht leugnen , dass es Regisseur Greg McLean gelungen ist, seine Geschichte (die übrigens auf wahren Tatsachen beruht) sehr realitätsnah darzustellen. Auch die Schauspieler machen ihre Arbeit zumindest ordentlich. Trotzdem überwiegen meiner Meinung nach die negative Aspekte bei weitem.

Fazit : "Wolf Creek" ist ein Film, von dem man viel erwarten durfte und der nichts davon gehalten hat. Für mich ist der Film eine herbe Enttäuschung.

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