Bis ins Feuilleton der "ZEIT" hat es der lowbudget Kracher WOLF CREEK geschafft - und ist auch ansonsten recht gut weggekommen - man staunt. Aber Ehre wem Ehre gebührt, es handelt sich hier um ein nettes Terrorfilmchen der besseren Art, das mich den Ärger über Ajas völlig vermrurkstes HILLS HAVE EYES - Remake vergessen läßt. Dabei spielt Wolf Creek streng genommen doch nur genretypische Muster durch - das aber gekonnt, wirklich gekonnt.
Bei 1 Million Dollar budget wurde aus der Not eine Tugend gemacht und der Film ist sogar wirklich interessant fotografiert und montiert. "Konzept Realismus" wurde das irgendwo genannt - naja man kann es auch übertreiben, aber spannend und hautnah ist das alles schon anzusehen, wirkt niemals unbeholfen oder peinlich. Die an Blair Witch gemahnenden Kameraszenen sind noch die Schwächeren des Films, aber ich will hier nicht meckern, sondern die guten Seiten hervorheben.
Also: Wolf Creek zitiert natürlich kräftig aus jenen Klassikern, die in den Jahren '68 bis -sagen wir mal- Mitte der 70'er gedreht wurden, die mir so ans Herz gewachsen sind, die noch bis heute unerreichte Meilensteine sind. Nur zwei Beispiele : die obligatorischen Fleischerhaken oder die bildfüllende Sonne sind TCM revival, die Hinrichtungsszene am Straßenrand ist "Last House ON The Left ohne See", undundund. Aber hier entsteht kein Flickwerk aus zusammengeschusterten Zitaten, sondern etwas eigenständiges, das spannend ist, das trägt, das funktioniert. Einsam verloren in den sinnsprengenden Weiten der australischen Naturlandschaft, die übrigens hervorragend gefilmt sind, gelten keine gesellschaftlichen Regeln - its barbecue time !
Die Dramaturgie ist perfekt - die lange Exposition nimmt fast die Hälfte des Films ein, bevor es losgeht. Und das so richtig, ohne gleich ins dumpfe Explizite abzutauchen. Nichts gegen Explizität, aber die wirklich guten Streifen gehen im Kopf weiter - man denke hier nur an TCM. Das ist ein weiterer Pluspunkt von Wolf Creek, der mit Heftigem nicht spart, aber es wohldosiert verabreicht - das hat Stil und erhöht letzlich nur die Intensität.
Was also bleibt ? Backwood Horror (hmhhh, i love it) ist wieder in und globalisiert sich. Vor einigen Jahren wurde man als Liebhaber solcher Filme noch angesehen, als bevorzuge man Darmausscheidungen als Brotbelag, heute haben solche Filme ihren wohlkatalogisierten Platz im Kuriositätenkabinett der Medien- und Freizeitgesellschaft. WOLF CREEK ist einer jener kleinen, herrlich bissigen, miesen Filme, die gar nicht so weit vom Wegesrand liegen und die abzuholen sich lohnt. Als Genrefreund natürlich sowieso. Er befindet sich auf Augenhöhe mit -wenn man jüngere Werke nimmt- HIGH TENSION, DESCENT, oder SAW und läßt den vielen Schrott, den zu erwähnen sich nicht lohnt, im wahrsten Sinne meilenweit hinter sich. ANSEHEN, jetzt ! ;O) 8/10