Nach einer wilden Abschiedsparty machen sich Kristy, Liz und Ben auf eine Reise durch das australische Outback. In Hall Creek ist die Welt noch in Ordnung, ein Kaff weiter sind die Locals schon Rednecks mit üblen Manieren und in Wolf Creek verschwinden die Menschen einfach von der Bildfläche. Dies ist nicht Texas, es gibt auch keine Kettensäge und auf ein Massaker ist es auch nur bedingt ausgerichtet, doch in Down Under mit seiner imposanten Weite, die herrlich von der Kamera eingefangen wird, geht es nicht viel weniger rabiat zu. Von wahren Begebenheiten inspiriert gibt "Wolf Creek" dem Zuschauer Charaktere zum mitleiden, etwas kantig und ohne das perfekte Hollywood-Lächeln, lässt sie hinterrücks in die Fänge eines Wahnsinnigen laufen und schockiert mit seinem düsteren Realismus. Die mystischen Momente, am türkisfarbenen Meer oder beim Ausflug zum Meteorkrater wandeln sich zu einer unheilschwangeren Mondfinsternis, als die Reisenden bereits um ihr Leben bangen. Und wenn sich die Großstadttwens immer wieder verzweifelt an brüchige Strohhalme klammern, um ihrem Schicksal zu entkommen, ist das Horrorerlebnis bei der nächsten Attacke des Wahnsinnigen umso größer. Die Zeit, die sich das Drehbuch in der ersten Filmhälfte mit reiner Situationsbeschreibung nimmt, macht sich bezahlt, um den schnörkellosen Terror noch gezielter und hautnaher, konträr zum fluffigen Leben der jungen Leute, zu erzählen. Regisseur und Drehbuchautor Greg McLean hat in seinem ersten Spielfilm trotz begrenztem Budget ein echtes Händchen dafür, die Urlaubslaune, die einem bei den weiten Horizonten entgegen strömt, konsequent zu zerstören. Wer von Anfang an Action braucht, ist hier falsch, seine beklemmende Wirkung erzielt McLean auch durch das genaue und niemals überhastete Tempo. Das Backwoodhorrorkino ist quicklebendig und wartet mit einem stimmungsvoll angelegten Höllentrip auf, der sich keiner Effekthascherei bemächtigt, sondern ganz untypisch unaufdringlich daherkommt. Solche Schauspieler mit ihrer unaffektierten Art wünscht man sich öfters in derartigen Horrorstreifen, entsprechende Pendants aus Hollywood bekommen das selten hin. Bei aller unaufgeregten Art ist "Wolf Creek" trotzdem zielstrebig, führt die Opferlämmer für den Betrachter bewusst in nur eine Richtung und lässt daran auch keinen Zweifel. Es ist kein ausgemachter Splatterfilm, sondern ein fieses und stellenweise blutverschmiertes Stück Zelluloid, das in einigen, wenigen Momenten unter die Haut geht. Das funktioniert ohne exorbitant hohen Bodycount und nahezu ohne einen merklich fiktiven, überzogenen Psychopathen, sondern in etwa wie eine atmosphärische Mischung aus "Lost Things" und "Ordeal". Spass versteht dieser Streifen mit seinen für Australien typisch ausgelassenen Surfern wenig, das ist es, was dieses Subgenre des Hinterwäldlerterrors ausmacht.
Fazit: Die herrlichen Aufnahmen von Australiens Outback funktionieren, um später die drei Ausflügler umso mehr ins Verderben rennen zu lassen. Naturverbundenes, wie naturbelassenes Terrorkino für die ganz breite Leinwand. 7/10 Punkten