Auch in Australien lauert der Mörder im Niemandsland
Man soll sich beim Ansehen eines Films ja nicht nur amüsieren oder unterhalten werden, sondern auch etwas lernen. Nehmen wir doch einmal den klassischen Horrorfilm. In großer Zahl dreht es sich um die Begegnung von einigen Menschlein mit einem oder mehreren sehr eigenartigen Individuen. Gerne in abgeschiedenen Gegenden ( „Wrong Turn“), bei seltsamen Familien daheim ( „Texas Chainsaw Massacre“), in unerforschten Höhlen ( „The Descent“) oder beim Abenteuerurlaub ( „Cabin Fever“) und das alles immer in Amerika. Als Urlaubsland also nicht unbedingt erste Wahl, da fährt man doch lieber nach Australien, dort sollen die Leute herzensgut und freundlich sein, hilfsbereit und nett. Kann man doch nichts falsch machen, ist doch auch ein wirklich schönes und vielseitiges Land...doch weit gefehlt, denn das Böse lauert immer und überall.
Dabei haben es sich drei junge Leute so schön ausgemalt...drei Wochen mit dem Auto durch Australiens Outback, den berühmten Meteoritenkrater bei „Wolf Creek“ anschauen, auf der Fahrt bißchen Dope rauchen und Bier trinken, eigentlich eine nette Sache. Dumm nur, daß ausgerechnet am menschenverlassenen Parkplatz von Wolf Creek das Auto nicht mehr anspringt, dumm auch, daß man kein Funktelefon dabei hat. Macht aber nichts, denn zufällig kommt ein Fremder vorbei, hilfsbereit, freundlich und schleppt das Auto mitsamt den Insassen ab. Zu sich nach Hause, denn dort, so verspricht er, könne er den Schaden beheben und schon wären die Reisenden wieder unterwegs. Hätten die nur einen der erwähnten Filme gesehen...denn dann wären sie bestimmt nicht am Lagerfeuer des freundlichen Fremden eingeschlafen, der nun wirklich nichts gutes im Sinn hat. Schnell stellt sich heraus, daß der Mann ein wenig Spaß haben möchte, davon allerdings eine sehr eigenwillige Definition hat. Spaß auf Kosten anderer, blutiger Spaß, und so kippt der Film von einem netten Roadmovie in harten Überlebenskampf. Und nicht alle werden diesen überstehen.
Vielfach ist kritisiert worden, daß der Film sich zuviel Zeit läßt, bis die bedrohliche Situation eintritt. Doch dem stimme ich nicht zu, denn gerade der ausführliche und keineswegs langweilige „Reiseteil“ des Films läßt Sympathien für die drei Jugendlichen aufkommen und macht es um so schwerer, das ihnen zugeteilte harte Schicksal durchzustehen. Auch die Wahl der völlig unbekannten Darsteller ist als gelungen zu bezeichnen, denn schnell kann man sich als Zuschauer die Situation nachvollziehen und sich in die Lage der Handelnden hineinversetzen. Leider machen diese alle bekannten Fehler des Genres, aber es mag auch viel Überwindung kosten, ein Messer zu nehmen und in einen scheinbar leblosen Körper hineinzustechen, nur um ganz sicher zu gehen...aber der Mann war ja auch zu hilfsbereit, da kann man doch nicht...aber wenn man etwas aus Filmen lernen kann, dann ist die Moral von der Geschichte ganz einfach: Tot ist nur der, der keinen Herzschlag mehr hat, und auch in Australien sind nicht alle Menschen freundlich. Der Regisseur nun hat sich Mühe gegeben, denn Zuschauer zu ängstigen, das merkt man an der Musik des Films, die teils nur aus wenigen, aber dann sehr bedrohlichen Tönen besteht, an den kraß gegensätzlichen Bildern wunderschöner Sonnenuntergänge und Szenen harten Terrors. Man darf den Film als gelungen bezeichnen, wenn er auch das Genre nicht neu erfindet, sondern lediglich gelungen mit bekannten Versatzstücken jongliert, aber dies auf sehr packende Weise. 8/10