Allein im Mausoleum
Ein Film, so einsam und einzigartig in seinem Dasein und doch so innovationslos präsentierend als solider Untotenfilm, dass die Erwartungen, sofern man sich diesem unentdeckten Juwel nähert, auf ein Minimum beschränkt, erwartet man doch, wenn wir mal wieder die naive Beschreibung der X-Rated DVD begutachten und das reisserische Cover mit dem Alternativtitel Mausoleum der lebenden Toten sichten, die Sorte Untoten bzw. ,- Zombiefilm die wir uns anhand des Erscheinungsjahrs bzw. Entstehungsortes USA ausmalen. Zombiefilme zu jener Zeit, allen voran aus den USA, in quantitativer Sicht und auch qualitativer Sicht arg bemessen, reizen nicht sonderlich mit Klasse, ist die Untotenthematik seit den vielen Italoflicks ohnehin ordentlich verwurstet, leitete man auch nahezu zeitgleich die parodistische Schiene mit Verdammt die Zombies kommen ein, somit ein Film, so unbedeutend in seiner Vermarktung, einfach bloss untergeht.
Doch A night in the Crypt, so ein weiterer Titel dieses Filmes, ist, wenn man es näher betrachtet, kein wirklich lupenreiner Zombiefilm im typischen Sinne, und zu aller Ernüchterung für die Retrosuchenden Splattoholics, auch noch ziemlich bieder in seiner graphischen Darstellung, was das denn so tolle und typische Ausweiden zombiefizierter Attacken anbelangt, liegt der eigentliche Reiz des Filmes, bei dem man kompromissfähig in seiner Erwartungshaltung umegehen muss, wahrlich woanders.
Stell dir eine Szenerie vor, wie sie schrecklicher nicht sein könnte. Ein kleines, schmutziges Appartmentgebäude mitten in der amerikanischen Vorstadt, umrungen von schaulustigen und entsetztinteressierten Gesichtern, versammelt auf der Straße, um angsterfüllt mehrere Wagen der Obduktionsanstalt und Tatortsicherung begrüssen zu können. Das Alles filmt der mir unbekannte Regisseur dermaßen kühl, träge und überrissen mit der wahrhaftig aufkommenden Kälte, dass das Erwarten der Schaulustigen hypnotisierend wirkt.
Eine aufkommende Atmosphäre, dass die darauffolgenden Bilder am Tatort, gar erdrückend sind, beschreibt der Tatortuntersuchende den Zustand des Zimmers als wundersam und komisch, hängen doch Gabeln, Messer, Teller und sonstiges Geschirr eingefurcht in der sich langsam bröckelnden und vergilbten Wand. Ein Bild, so erschaudernd und bizarr, dass das darauffolgende Bild, die gestapelten Leichen im Wandschrank, erstarren lassen.
Grund für dieses schrecklich anmutende Bild, wahrhaftig, ist ein Eigenbrödler, ein telephatisch veranlagter Mann, der, in der Sehnsucht nach dem Tod, und seinem eigenen Tod, in seiner selbst auserwählten Einsamkeit, veranlasst war, Mädchen zu entführen und zu hypnotisieren um daraufhin zu ermorden. Mit am Tatort, die von ihm vernachlässigte Tochter, die daraufhin an der Beerdigung, mit bösen, befreiten Gesichtern den Mann zu Grabe in einem Mausoleum tragt. Schon ab dort beweist sich einem der tatsächliche Charakter dieses Streifens, der sich nicht nur sonderlich viel Zeit in seinem Aufbau, obwohl der kurzen 84 Minuten lässt, sondern auch bemüht, mit verträumten Kamerafahrten, unterlegt mit stillem und trägem Score verlegen, die Bilder des Mausoleums, der später folgenden Hauptlocation, grausam erdrückend auf einen wirken zu lassen, werden diese unendlich langen Gänge mit den aufgestapelten Gräbern minutenweise gefilmt.
Doch, wenn dort die Story mit der vernachlässigten Tochter, die nach den Gründen des Todes um ihren Vaters sucht, nicht reichen würde, wird der bis dato recht kühle und spannende, je nach Betrachtungsweise auch öder Film, mit einer Zweitstory verpackt, die man auch getrost als simple und naive Teeniestory abtun kann. Mit im Geschehen die stereotypen Teenies, doch eher Tweenies der typischen Highschoolära, ein Kerl mit seiner schüchternlieben Freundin und eine 3 köpfige Mädchengang, unter ihnen die Ex eben erwähnten Männleins, die gewillt ist, das zahme Küken, somit auch Konkurrentin, ihren Mutproben zu unterziehen, damit diese bei ihnen mitziehen kann. Das ist mitunter eigentlich ziemlich doof konzipierter Teeniehorrorfilmmist, der vorallem vorhersehbar ist, aber ab da an vereinen sich die beiden Storys, womit das kleine Küken Jamy eine Nacht im Mausoleum verbringen muss.
Das Geschehen, so nichtssagend und inhaltsleer es ist, stolziert sie, eigentlich recht normal ohne jede Erwartung und Angst, aber Interesse im leeren Mausoleum herum, packt einen diese Einsamkeit der Protagonistin, dass man bloss noch von absoluter Symphatie sprechen kann. Doch dabei bleibt es auch, denn Zombieszenen bleiben lange Zeit aussen vor, auch wenn der Zuschauer natürlich letztenendes weiss, dass der zuvorbeerdigte Telephatiemörder alsbald für Action sorgt, ohne davor mit den Streichen der "Freundinnen" zu rechnen. Doch aus dem Spass, für die Protagonistin hier schon nicht, wird bald Ernst, entsteigt der finster dreinschauende Mann aus seinem Grab, um mit elektrizierenden Blick die Armee fauliger Zombies zu beschwören. Wer bis dahin nicht eingeschlafen ist, denn das könnte man sogar, solang man nicht auf solche zahme Psychodelicstreifen steht, ergibt sich einem ein Bild, dass Fans von schmierig, glitschigen Madenzombies mit verfaulten Gebissen regelrecht gefallen wird.
Und auch hier wird die Zombiehatz so kühl und träge inszeniert, sodass die faulig hypnotisch agierenden Zombies eher wie Geister wirken, die, auch ohne etwas zu tun, allein mit ihrem Umherstehen regelrecht erschaudern lassen. Dabei gibts weder Schussszene gen Zombies, noch irgendwelche Goreeffekte, doch das macht Alles nichts, ist die Atmosphäre teilweise verstörend Phantasm - Like, wobei die ganze Bildgewalt der morbiden Szenen auch gerne an Suspiria erinnern lässt. Ein Happy - End bleibt uns nicht erspart, aber das hat die süsse Protagonistin, auch wenn sie diesen dummen Wachteln angehören wollte, wahrlich verdient.
Fazit:
Kühler, verstörender und bildgewaltiger Gruselfilm, der durchweg mit Atmosphäre aufwarten kann, die schlichtweg unerklärlich ist. Ein typischer Zombiefilm geht anders, wer sich aber von der verträumten Art und der gelungenen Location des Mausoleums mitziehen lässt, erlebt einen Film der anderen Art, wobei das Finale derart mächtig ist, dass jeder Schundfan im Sessel verstört zurückbleibt.
84%
Gore: 0
Couchstellungswechsel: 2+ <5
Zombiemasken: 10/10 Marden und Faulkiefern
Atmosphäre: 100%
Ein Exot von Horrorfilm, der entdeckt werden darf, aber sicherlich wenigen gefallen wird. Die Zielgruppe kann man hier nicht ausmachen, aber Verweise gibts hier doch.