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Wieder einmal bricht „Columbo“ mit sich selbst. Eine Abweichung von der normalen Struktur bewegt sich immer auf dünnem Eis – der Mensch ist eben oftmals ein Gewöhnungstier. In „Blumen des Bösen“ bringt das Anderssein jedoch ein paar interessante Aspekte hervor, die sich inhaltlich und humoristisch niederschlagen.

Es geht abrupt los. Cathreen Goodland (Sandra Smith) erhält von einem Anrufer die Nachricht, dass ihr Mann (Bradford Dillmann) entführt wurde. In Wahrheit inszenieren Tony und sein Onkel Jarvis Goodland (Ray Milland) das Ganze nur, um an einen Treuhandfond ranzukommen, der nur in Notfällen aufgelöst werden kann. Das Lösegeld von 300.000 $ entspricht der Summe im Pot, den beide unter sich aufteilen. So passiert es. Columbo ist schon da, bevor es überhaupt einen Toten gibt. Die beiden Betrüger machen gemeinsame Sache und legen eindeutige Spuren. Tonys Auto, das zuvor auf der Fahrerseite mit einem Schuss durch die Windschutzscheibe gebrandmarkt wurde, landet im Abgrund. Die Zeichen stehen auf Verbrechen.

Columbo kommt und erlebt schon gleich ein paar Überraschungen. Der Inspektor nimmt den schnellsten Weg zum Auto und gerät dabei auf die Überhohlspur Richtung rasanter Bruchlandung, die schon einmal die Höchstnote verdient. Bilder für Götter, Peter Falk auf Abwegen, an der Grenze des Überschlags in herrlicher Tollpatsch-Manier. Am Abgrund angekommen wartet mit Sgt. Frederic Wilson (Bob Dishy) das nächste Highlight. Wahrscheinlich ist der Inspektor auf seiner Schleimspur ausgerutscht. Wilson ist ein Technikfreak und Besserwisser, der Columbo für diesen Fall als Partner zugeteilt wird. Dem berühmten Ermittler steht die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Da hilft es auch nichts, wenn Wilson ihm Zucker in den Arsch bläst. Wir wissen dadurch zumindest, dass Columbo auch in Polizeikreisen als Legende gilt und von seinem Chef in höchsten Tönen gelobt wird.

Man mag es gar nicht glauben, aber Wilson löst letztendlich sogar etwas Herrliches aus. Das Duell zwischen Alt und Neu - wer wer ist, ergibt sich von selbst. Ein durch die unfreiwillige Bruchlandung noch mehr angestaubt wirkender, ruhig bescheidener Columbo, der eher auf Brain Power als auf die neusten technischen Errungenschaften setzt, trifft auf das personifizierte Gegenteil. Es wird schnell klar, dass hier zunächst kein neues dynamisches Duo á la Batman und Robin hervorgeht. Columbo lässt Wilson eigene Wege gehen und das geschieht ihm recht. Der Sergeant fällt auf Tricks rein und lässt sich vom späteren Mörder einlullen. An Columbo lässt er hinter dessen Rücken kein gutes Haar, während der Inspektor selbst seinen jungen Partner in aller Öffentlichkeit lobt. Ironie des Schicksals ist es dann, wenn sich Columbo am Ende des Falls dann doch der neuen Technik bedient, um den Täter zu überführen. Zuvor arbeitet allerdings das Gehirn auf Hochtouren.

Die Beweise für die Entführung sind zu aufgebläht. Das Einschussloch an der Windschutzscheibe des vermeintlichen Opfers hätte zudem blutige Spuren hinterlassen müssen. Dem Inspektor ist schon früh klar, dass hier irgendetwas faul ist. Das vermeintliche Opfer sitzt im kriminellen Boot und hat mindestens einen Helfer. Jarvis soll das Lösegeld übergeben und rückt sich damit ins Zwielicht. Die Übergabe findet auf dem Serviertablett statt und Wilson darf mit seiner ultramodernen Nachsichtkamera alles fein säuberlich dokumentieren – darauf ist er natürlich stolz, auch wenn er dadurch dem späteren Mörder ein schönes Alibi schenkt.

Lange geht der Vorhang nicht auf bis Jarvis Goodland seine Absichten mit Schüsse zum Ausdruck bringt. Nachdem das Lösegeld übergeben ist, wird Tony getötet. Sein Onkel beansprucht die Beute für sich alleine und nutzt die Chance des wasserdichten Alibis, um einen Feldzug gegen seinen Neffen und dessen Frau, die er beide verabscheut, zu starten. Tony muss sterben und Cathreen soll der Mord im wahrsten Sinne des Wortes in die Schuhe geschoben werden. Der Plan ist genial, zumal Ray Milland seinen Laden dicht hält. Er gibt sich reduziert und versteckt sich hinter einer latent arroganten Fassade.

Wilson fällt darauf rein und versucht die Karriereleiter raufzuklettern, indem er auf eigener Faust ermittelt und die Frau des Opfers überführen möchte. Columbo hält sich raus, er bewahrt die Ruhe, isst Chili und sucht den finalen Beweis in seinem Puzzle, dessen letztes Teil noch fehlt. Er muss Jarvis’ Fassade knacken und nervt mit dem üblichen Fragenkatalog, um die Routine abzudecken. Der Orchideenzüchter verliert immer mehr die Geduld, wenn Columbo ihn wieder einmal aufsucht und penibel naiv nachfragt. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Mrs. Columbo macht da irgendetwas falsch, ein afrikanisches Veilchen, das eher wie die Rose von Jericho aussieht, bittet um die letzte Rettung in des Mörders Gewächshaus. Kurze und trocken lakonische Sprüche würzen das Geschehen.

Im Gewächshaus liegt dann auch das letzte Detail, das den Beweis liefert. Jarvis verrät sich selbst, die Mordwaffe kam schon einmal zu Einsatz, als der Orchideenzüchter bei einem Einbruch seinerzeit auf die Täter schoss. Die Kugeln stecken in der Erde, er hat sie nicht alle gefunden. Ganz unspektakulär erwähnt der Mörder es gleich am Anfang bei einer üblichen Routinefrage des Inspektors. Das ist Columbo, wenn Kleinigkeiten spektakulär werden. So auch hier, wenn die „Blumen des Bösen“ langsam gedeihen und ein Fall ungewöhnlich Qualitäten entwickelt. Das Columbo-Mörder-Spiel wird um ein polizeiinternes Duell erweitert. So blüht die Rose von Jericho am Ende wieder sinnbildlich auf und setzt sich gegen die Orchideenpracht und moderne Technik durch – der Mann im Trenchcoat lässt lachen und staunen. So muss es sein. (7/10)

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