Amerika in den 1930er Jahren: Nach dem Börsencrash erschüttert die große Depression das Land; die Wirtschaft liegt brach, Millionen haben ihre Arbeit verloren. So auch Boxchampion Jim Braddock, der nach einer Serie von Verletzungen und Misserfolgen zum Aufhören gezwungen war. Um sich und seine Familie durchzubringen, schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch. Dank einer zufälligen Absage darf Braddock wieder in den Ring steigen. Da passiert etwas, mit dem keiner rechnet - Braddock gewinnt. Die ganze Nation tobt. Und schon bald wird er seinem unerbittlichsten und schärfsten Gegner gegenüberstehen, Schwergewicht Max Baer, ein Boxer, der schon zwei Männer im Ring getötet hat.
Ich kann dieses "basiert auf einer wahren Begebenheit" Gequirle echt nicht mehr hören. Unser hier gezeigter Champ Jim kommt dabei genau so heiligenscheinig rüber, wie vergleichsweise der Held in Hotel Ruanda. Sorry, gegenüber diesen Charakteren ist der Papst ein welpenersäufender Zechpreller und der liebe Gott streichelt jeden Tag ergriffen mit seinem Blick das Haupt seiner humanoiden Musterschüler.
Na gut glauben wir einmal das es Menschen ohne jegliche negative Charaktereigenschaften gibt, bietet das Comeback so ziemlich genau das, was der englische Originaltitel Cinderella Man verspricht. Jim und seine Familie müssen dank dem ersten Ende der Boxkarriere und der grassierenden Weltwirtschaftskrise mächtig kleine Brötchen backen. Hunger ist allgegenwärtig uns so muß sich der einstige Star als Tagelöhner unter widrigtsen Verhältnissen durchschlagen.
Der Film fängt dabei sehr gelungen das damalige Zeitkolorit ein. Jeder kämpft um die Existenz von sich und seinen Lieben (wobei Jim natürlich selbst einen Salamiraub unter Freunden seines Sohnes ehrenhaft tadelt): Sets und Kulissen stimmen gut, man wähnt sich beinahe bei den Dockarbeitern wie in der dritten Klasse der Titanic, der Look ist für mich jedenfalls sehr stimmig ausgefallen.
Von mir aus hätte man die Handlung aber auch nicht auf 2,5 Stunden aufbrezeln müssen. Irgendwann hat auch der letzte Zuschauer begriffen das Jim ein liebenswerter Familienvater ist, der für Sohn und Tochter ohne zu fragen das letzte Hemd rausrückt, aber sind wir hier in einem Sportfilm oder bei den Waltons? Es kommt natürlich wie es kommen muß, als die Not am Größten ist hilft Gevatter Zufall durch einen neuen Kampf auf, der gewonnen wird und den Comebacker zum Helden macht, bis es zum Endkampf gegen den Bossgegener im Schwergewicht geht, der seinen Gegnern gelegentlich auch schon mal einen tödlichen KO verpaßt hat.
Es ist im Grunde wirklich die im Sportgenre gern genommene Aschenputtel Geschichte, die in den USA speziell bei Sportfilmen, so unermüdlich gern genommen wird. Handwerklich und darstellerisch gibts nichts zu meckern und auch die Boxeinlagen sind zwar nicht spektakulär aber gut brauchbar. Als Träger einer solchen Story sind mir aber immer noch wirklichkeitsnahe Figuren wie Rocky und Ali lieber als unser Jim hier, bei dem man sich fragen muß warum er eigentlich boxt, da muß man doch Leute hauen.
6/10