Gerd Lähner, ein Polizeischüler der Landespolizeischule Niedersachsen in Hannoversch Münden wird nach einem Übungseinsatz tot aufgefunden. Mit den vorerst internen Ermittlungen wird Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm betraut. Die Kommissarin spricht mit der Rechtsmedizinerin, die ausführt, dass der Tod durch eine direkt aufgesetzte Waffe eingetreten sei. Durch den hohen Gasdruck sei auch ein FX-Waffenprofil tödlich. Lähner habe keine Chance gehabt. Die Leiche weise außerdem am gesamten Oberkörper frische Hämatome auf.
Der sechste Fall des Hannoveraner Tatorts führt Charlotte Lindholm zurück zu den eigenen Wurzeln, nämlich zur Polizeischule. Hier gings bei einer Trainingseinheit etwas ungewöhnlich zu, denn der Schüler, der die Geisel spielt, liegt am Ende tot auf dem Beton. Die aufgesetzte Schußwunde läßt sowohl Suizid als auch Mord in Betracht kommen, dazu kommt noch das beinahe jeder der Auszubildenden ein Motiv aufweist und Opfer Gerd als notorische Petze ohnehin den Beliebtheitsgrad einer eiternden Zahnfleischwunde innehatte. Zeit für Undercover Ermittlungen.
Auch wenn es wie immer keinen interessiert, stört mich immer das ganze private Brimborium, das den Fall (vermeintlich) auflockern soll. Ingo Naujocks kann einen witzigen Charakter mimen, aber hier muß er immer den nörgelnden Mitbewohner geben. Netterweise hat man die überprotektive Mutter mal rausgelassen, dafür werden die zarten Bande aus dem vorherigen Märchenwald-Mord zum neuen Partner Tobias vertieft werden. Das macht zwar durchaus Sinn, aber ihn als offiziellen Vertreter des Innenministeriums zu den Ermittlungen offiziell hinzu zu ziehen, wirkt das doch sehr ungeschickt überkonstruiert.
Der Fall selbst beginnt eher langweilig, da die Figuren der Polizeischüler eher uninteressant ausgefallen sind und warum man nun ausgerechnet Lindholm als verdeckten Ermittler einschleusen soll, wurde mir nicht ganz klar. Es gab einen Mord, warum sollte da die Polizei nicht offiziell Fragen stellen? Jedenfalls ändert sich die Dialoglastigkeit, als später noch ein illegales Casinoschiff eine Rolle spielt und sich die beiden Liebenden sogar einen Kampf mit den Bodyguards liefern und anschließend durch den Fluß flüchten müssen.
Die Entlarvung des Täters kommt dann aber ebenso überraschend, wie die Hilfe zur Überführung einer Person mit der man vorher auch nicht rechnen konnte. Dafür sind, im Gegensatz zum Vorgänger Tatort Märchenwald, keine Hinweise für die Mitrater vor dem Schirm gegeben (sind mir zumindest keine aufgefallen). Bleibt aus Hannover solide Unterhaltung, die ich aber nicht unbedingt als hochklassig oder übermäßig spannend bezeichnen würde, eher gute alte Derrick Tradition.
6/10