Review

9 Menschen wachen gemeinsam in einem schicken Haus auf, in dem alle Türen verriegelt und Fenster zugemauert wurden. Dann ertönt eine Stimme aus dem Lautsprecher, die den geschockten „Neubewohnern" mitteilt, dass nur einer von Ihnen lebend diese Räume verlassen wird. Dieser ist dann allerdings um 5 Millionen reicher, denn das ist die Prämie, die auf den letzten Überlebenden wartet. Noch dazu wurde die Villa mit 70 Kameras und Mikrofonen versehen, die das Treiben der Personen genauestens aufzeichnen. Ein Entrinnen scheint unmöglich, es sei denn...

An welche Filme denkt man automatisch, wenn man diese Zusammenfassung gelesen hat? „CUBE", „SAW 2" (wobei man fairerweise anmerken muss, dass „House of 9" davor entstand) und „1984". Regisseur Monroe hat sich zu seinem letzten Trauerspiel „Es lauert" immerhin schon mal deutlich verbessert.

Das von ihm ausgewählte Haus ist optisch sehr ansprechend, opulent eingerichtet und man könnte sich anhand dieses Eindrucks sogar vorstellen, dass es irgendwelche durchgeknallten Millionäre gibt, die solche Spielchen veranstalten. (wäre doch ne Anregung für Paris Hilton, wenn sie ihre grausigen „Gesangsübungen" beendet hat).

In den ersten 5 Minuten werden, in den Vorspann integriert, in kurzen, raschen Schnittfolgen die angedeuteten Entführungen der 9 Opfer präsentiert. Sehr gut gelöst. Die nachfolgenden 40 Minuten allerdings sind einfach viel zu unspektakulär, denn dort werden dem Zuschauer die Charaktere (viel zu lange) näher gebracht. Nix gegen Charakterzeichnung, aber für einen Thriller mit 87 Minuten Laufzeit ist dieser Einstieg einfach zu lang, denn wie es das Wort schon sagt, möchte man ja doch auch mal irgendwann etwas Spannung geliefert bekommen.

Stattdessen werden sämtliche menschlichen Klischees breitgetreten, die einem nur einfallen (der böse Nazideutsche fehlt allerdings). Es gibt den netten, pflichtbewussten Bullen, der selbstverständlich die Führung der Gruppe übernimmt, den verklemmten Künstler mitsamt Gattin, den typischen „Nigger" (yo man, denn die sind ja grundsätzlich alle böse), eine arrogante Zicke, einen bisexuellen Modedesigner, ein ängstliches Häschen, eine Tussi, die schon in jedem Jugendknast Amerikas gesessen hat und zu guter Letzt einen Priester. Und der nächste Lapsus folgt zugleich. Wie kann ich denn für diese Rolle Dennis Hopper besetzen? Das ist in etwa so glaubwürdig, als würde ich Rudolf Scharping als Callboy für 30-jährige Damen verpflichten. Schauspielerisch wertet Hopper das Team in seiner (grob geschätzt) 3.678 Videopremiere zwar auf, nervt aber leider bald mit seinen, im Drehbuch für ihn vorgesehenen, frommen Bibelsprüchen. Warum nimmt man denn immer so klischeebeladene Figuren, können das nicht einfach mal „normale" Menschen sein?

Die 35 Minuten, die nun folgen, sind eigentlich ganz unterhaltsam, da der Einstieg in die rasche Todesfolge der Beteiligten ein Unfall ist, also nicht einfach irgendeiner den anderen ohne Vorankündigung unmotiviert eliminiert. Auch das steigende gegenseitige Misstrauen der Protagonisten wird dem Zuschauer einigermaßen glaubhaft vermittelt. Leider bleiben die Schauspieler allesamt bestenfalls auf TV-Soap Niveau (wobei ich das Knastmäuschen ja schon süß finde :o) ), aber mehr war da wohl nach dem teuren Haus im Etat nicht mehr drin.

Die letzten 5 bis 7 Minuten sind, und das wird jetzt wirklich überraschen, absolut grandios. Mit diesem Ausgang der Geschichte rechnet wirklich niemand und als Zuschauer bleibt einem nur ein Kopfschütteln, wie auf einen so durchschnittlichen Streifen ein solch überragendes Ende folgen kann. Nur 50 % dieses Niveaus im kompletten Film und wir hätte es hier mit einem Glanzlicht zu tun.

So kann man sich dem Eindruck nicht erwehren, das mit einem höheren Budget und einem routinierteren Regisseur (David Fincher könnte ich mir sehr gut vorstellen) hier ein wirklich guter Film hätte entstehen können.

So bleibt unter dem Strich eine durchschnittliche Videopremiere, die (teilweise aufgrund des Budgets sogar unverschuldet) mehr Chancen vergibt als alle Bundesligastürmer in einer kompletten Spielzeit zusammen, bei der man aber jetzt nicht unbedingt total schlecht unterhalten wird und die, wie schon erwähnt, mit einen genialen Abschluss endet.

5,5 Punkte

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