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Nach einem schweren Autounfall liegt der amerikanische Dutzendbürger John Smith (!) fünf Jahre lang im Koma. Als er wieder erwacht, stellt er fest, daß er über hellseherische Fähigkeiten verfügt, mit deren Hilfe er schließlich den Castle Rock-Killer identifizieren kann. Richtig kompliziert wird die Geschichte jedoch, als er dem Politiker Stillson die Hand schüttelt und erkennt, daß dieser einen Atomkrieg entfesseln wird...

THE DEAD ZONE zählt zu den besten King-Adaptionen und dürfte wohl auch der schönste Film des berüchtigten Kanadiers Cronenberg sein, der von der konservativen Kritik ständig für seine Philosophie des "Neuen Fleisches" gerügt wird (vor allem der Soziologe Rolf Gießen hat sich in Bezug auf Cronenberg mehr als eine Entgleisung erlaubt). Hier verzichtet Cronenberg übrigens weitestgehend auf harte Effekte und "Body Horror" und geht stattdessen behutsam psychologisch ans Werk.

Der Film kreist fast ausschließlich um den von Christopher Walken hervorragend verkörperten John Smith, der fünf Jahre Koma und erschreckende Visionen bewältigen muss, sich dabei immer mehr von der Welt isoliert um schließlich als Opfer für den amerikanischen Traum zu sterben. Die moderne Medizin, die normalerweise in Cronenbergs Werk für Unheil sorgt, kann diesmal in der Person des Arztes Weizak Rückhalt und ein Gefühl von Hoffnung geben, obwohl auch für Weizak das Interesse am Fall John Smith und am Phänomen des Hellsehens höher ist, als an der Person selber.

Die Handlung an sich verläuft eher episodenhaft: In kurzen Abschnitten wird die amerikanische Kultur durchleuchtet und ihre Schattenseiten zutage gefördert. Ein erster Höhepunkt ist dabei die Enttarnung des Sexualverbrechers Frank Dodd, durch die John seinem Leben einen Sinn geben will. Nachdem er vorher einen kurzen Moment des amerikanischen Traums vom Familienglück mit seiner ehemaligen Freundin genießen durfte, die während seines Komas einen anderen geheiratet hat, wird er mit den dunkelsten Abgründen sexueller Perversion konfrontiert, die sich hinter der Fassade des aufrechten Hilfssheriffs verbergen.

Der zweiten Hälfte des Films liegt dann die Frage zugrunde, ob man die Zukunft ändern sollte, wenn man um sie weiß. Soll John den populistischen Politiker Stillson, der sich für einen Mann der Vorsehung hält, töten, um Amerika zu retten? John entscheidet sich schließlich für den Tyrannenmord.

Cronenbergs Film ist äußerst feinfühlig, beinahe schon klinisch distanziert. Daß ständig Winter herrscht, verstärkt noch die kalte, trostlose Atmosphäre. Wärme gibt es nur in den kurzen Momenten mit Sarah, Johns Geliebter, die er doch nur für einen Augenblick haben darf. Die eigentlichen Highlights sind jedoch die optisch beeindruckenden Visionen: Bilder von Panzern aus dem Zweiten Weltkrieg, der Mord am Pavillon und auch Stillson, der den roten Knopf betätigt, machen den Film zu einem ungemein beklemmenden Meisterwerk des pahntastischen Films.

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