"Columbo" ist Kult, zeitlos, ein Inspektor, eine Legende, italienischen Ursprungs, ein Genie - ja, und als Serie oder Filmreihe ein großer Konventionsbruch! Wie kann ein Krimi funktionieren, wenn man den Täter im Vorfeld kennt?? Die Antwort: Columbo! Es dreht sich alles um den Protagonist, der Peter Falk unsterblich macht. "Columbo" ist anders - erfrischend anders!
Der Betrachter hat immer einen Wissensvorsprung, der Täter bzw. die Tat wird im ersten Teil des Krimis beleuchtet. Ein Ereignis führt zum Desaster bzw. zum nahezu perfekten Mord. Nachdem die Tat vollzogen ist, schlägt die Stunde des Inspektors. Dabei tritt der erste Protagonist schon in Erscheinung - Columbos Wagen - ein uralter Peugeot, der zwischen den Kategorien Oldtimer und Schrottauto steht. Hat der Inspektor erst einmal Kaffee intus, kann die Arbeit beginnen.
"Columbo" ist eine Marke, eine Norm - aber trotz wiederkehrender Schemata unheimlich vielschichtig. Weicht eine Folge vom üblichen Schema ab, ist sie in der Regel… na ja, eben kein Original. Die Spannung lebt von der Ermittlungsarbeit und vielen, liebenswürdigen, augenscheinlich unwichtigen Details rund um den tollpatschigen Detektiv. Seine Kleidung, sein Auto, seine Zigarren, seine Frau, sein Hund, sein Chili, sein Kaffee!
"Ach ja, da fällt mir noch was ein!"
Oh ja, wie sehr liebe ich die ständigen, nervenden Nachfragen, wenn Columbo nach wenigen Minuten bereits eine intuitive Ahnung hat und das direkte Duell mit dem Täter sucht. So dumm und doch so clever! Columbo ist ein Widerspruch. Der Inspektor wirkt wie ein Bündel alter Zeitungen - vielseitig, altmodisch, verbraucht und inhaltsreich. Andererseits ist der Ermittler ein zeitloses Kultobjekt, eine generationsübergreifende Faszination.
Er spielt den Naivling, fragt den Verdächtigen ein Loch in den Bauch und gibt ihnen Sicherheit - trügerische Sicherheit! Falk alias Inspektor Columbo ist Sympathieträger, ein Mensch mit Ecken und Kanten.
Die Ermittlungen sind trotz der Vorkenntnisse erstaunlicherweise spannender als ein gewöhnlicher Krimi. Das Duell Columbo vs. Mörder ist ein psychologisches Spiel um die Wahrheit.
"Wenn jemand Gewohnheiten ändert, werde ich hellhörig!"
Aufmerksamkeit, naive Nachfragen, Notizen und der Faktor X - Columbos Gedanken - führen zum Erfolg. Der Inspektor ist ein Mann der alten Schule, altbewährtes zählt mehr als modernes. Er achtet akribisch auf die kleinen Hinweise, die man als Betrachter, trotz des visualisierten Wissensvorsprungs zu Beginn, nicht im Ansatz so sinnvoll zusammenfügen kann wie der Meister höchstpersönlich. Gewalt erlebt man nur beim Mord selbst - Columbo meidet Schusswaffen wie der Teufel das Weihwasser.
"Meine Frau ist ein großer Fan von ihnen!"
Der Spaßfaktor ist neben der Ernsthaftigkeit bei den Fällen enorm hoch. Es sind viele Kleinigkeiten, die im Laufe der Zeit den typischen Humor auszeichnen. Beispielsweise gibt es wohl keine eigentlich unbekannte Person, die präsenter ist als Mrs. Columbo. Man bekommt sie nie zu Gesicht, aber der Inspektor gliedert seine Gattin immer wieder in die Ermittlungsarbeit ein. Meistens ist sie ein großer Bewunderer der Täter, die des Öfteren aus dem Fernsehen bekannte Persönlichkeiten sind. Was ist erfunden und was ist wahr!? Man weiß es nicht! Das sind die kleinen Geheimnisse, die Columbo einerseits noch menschlicher erscheinen lassen und andererseits seine mysteriöse Aura verstärken. Wie auch immer, der Platz für Spekulationen ist für unzählige Fans gegeben.
Wer bei dieser Kritik nach Abwechslung bei der Namensgebung sucht, stößt auf ein weiteres Mysterium. Columbo ist das zentrale Wort - die Kritik gibt verhältnismäßig nur ansatzweise wieder, wie oft der Name in einer Folge genannt wird. Der Inspektor ist eben Inspektor oder Columbo. Niemand kennt seinen Vornamen. Die Fangemeinde spekuliert, in einer Folge mögen manche auf dem Dienstausweis den Namen "Frank" erkennen - Klarheit gibt es letztendlich nicht und das ist auch gut so. Passend dazu heißt Columbos Hund, ein Bassett, einfach nur Hund - einen anderen Namen hat er laut Columbo nicht angenommen. Er hat eben den gleichen Anspruch wie sein Herrchen.
Ein Name steht aber letztendlich doch für Columbo, nämlich Peter Falk.
Peter Falk ist Columbo - Punkt! Man hat in der Tat den Eindruck, dass Falk im beigen Mantel geboren wurde. Seine Leistung über Jahrzehnte kann man nicht angemessen in Worte fassen- unfassbare Schauspielkunst.
"Eine Sache kann ich mir einfach nicht erklären!"
Ja, "Columbo" ist schwer zu erklären. Der zeitlose Krimizauber ist ein Produkt jahrzehntelanger Einzelepisoden, die im Zusammenhang ein eigenes Universum bilden. Man muss es sehen und sich einfach unterhalten lassen. Klar, man hat Lieblingsfolgen, Episoden sind qualitativ unterschiedlich, aber diese Kritik ist vielmehr eine Umschreibung der fesselnden Faszination, die nichts anderes als eine Höchstnote verdient hat. (10/10)
(9/10) für eine meiner Lieblingsfolgen!