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Eifersucht treibt einen erfolgreichen Psychologen und Filmliebhaber dazu, seine beiden Dobermänner Laurel und Hardy so zu dressieren, dass sie beim Klingeln eines Telefons in Angriffsposition gehen und bei einem bestimmten Wort ihr Gegenüber anfallen.


Nach einem Eisblock als Mordwaffe ("Columbo - Wenn der Eismann kommt") dürften die beiden Dobermänner wohl zu den ungewöhnlichsten Mordinstrumenten der "Columbo"-Ära der späten 70er Jahre zählen, der Mordplan selbst stellt den mit Abstand ausgeklügelsten, scheinbar perfekten Mord der kompletten Reihe dar.

Mit "Mord per Telefon" gelang Drehbuchautor Tom Lazarus und Regisseur James Frawley einer der Höhepunkte der Reihe und was sich in der deutschen Übersetzung eher unscheinbar anhört, legt bereits im Originaltitel "How To Dial A Murder" als Verweis auf Hitchcocks "Bei Anruf: Mord" ("Dial M For Murder") und mit der Eingangssequenz die Marschrichtung dieses superben Krimis fest, der für "Columbo"-Fans und aufgeweckte Cineasten ein Hochgenuß ist.

 "Mord per Telefon" ist nicht nur ein originelles Krimipuzzle, sondern auch eine perfekte Hommage an Hitchcocks Klassiker von 1954 und an eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte: "Citizen Kane" - von und mit Orson Welles. 
Das geheimnisvolle Wort "Rosebud" aus eben diesem Film ist Dreh- und Angelpunkt der raffinierten Story, die trotz gängiger "Columbo"-Klischees äußerst wendungs- und einfallsreich inszeniert wurde. "Rosebud" ist das geheime Kommando zum tödlichen Angriff auf den Liebhaber seiner Frau, den Dr. Eric Mason mit Hilfe seiner treuen Hunde umbringt. Auch das Motiv dürfte Kennern der Filmgeschichte als leicht abgewandelte Variante aus "Bei Anruf: Mord" bekannt sein, in der eine untreue Frau, ein Liebhaber und ein Telefon ebenfalls eine gewichtige Rolle spielen.

Die Leidenschaft für Filme ist ebenfalls ein wichtiger Hauptbestandteil der Handlung und Nährboden für einige extravagante, inszenatorische Finessen, denn die bereits erwähnte Eingangssequenz vom großen Torbogen mit dem übergroßen "K" an der Spitze, die langsame Kamerafahrt über das Grundstück bis hin zum Haupthaus ist exakt der ersten Szene aus "Citizen Kane" übernommen.

Erwähnenswert sei auch der gelungene Score von Patrick Williams, der mit seinen dumpfen Paukenschlägen für Spannung und Dramatik sorgt. Ein weiterer inszenatorischer Höhepunkt, der sich angenehm vom Stil anderer "Columbos" unterscheidet, ist die Idee, mit Masons Herzschlag während eines EKG den Todesakt auf dessen Anwesen einzuleiten.

Noel Willingham wirkt auf den ersten Blick liebenswert und seinem Kollegen Charlie gegenüber freundschaftlich sehr verbunden, doch hinter der netten Fassade verbirgt sich ein skrupelloser, hasserfüllter, zu keiner Gefühlsregung mehr fähiger Mensch, der mit eiskalter Berechnung und Präzision den Mord an dem Liebhaber seiner Frau ausführt. Wie viel Hass in diesem Mann steckt zeigt allein die Szene, in der er - angeschlossen an einem EKG - Ohrenzeuge des Mordes wird und die Fäuste zum Sieg ballt. Ansonsten versucht er Herr über der Situation zu sein, doch dadurch dass Columbo dem angeblichen Unglücksfall zu viel Bedeutung beimisst, wirkt er sehr schnell genervt und gereizt, was ihn bei Hundefreund Columbo gleich verdächtig erscheinen lässt.

Und so kreist der unerbittliche Schnüffler in bester "Ich habe da noch eine Frage"-Tradition wie ein Löwe um seine Beute, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Dabei erweist er sich diesmal mehrmals als Meister des Überraschungsmoments und der Kombinationsgabe. Auch wenn hier und da "Kommissar Zufall" dem Ermittler etwas auf die Sprünge hilft, sind die Ermittlungen Columbos nachvollziehbar und bringen ihn auf die Spur eines kaltblütigen Doppelmörders, dem er im spannenden Finale -  wie immer - einen Schritt voraus ist.

"Mord per Telefon" ist ein weiteres Highlight aus der großartigen Serie. Auch nach über 30 Jahren hat dieser zeitlose Krimi nichts von seinem Charme und seinem Biss verloren.

8/10

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