Sechs Monate nach einem verhängnisvollen Bergsteiger-Unfall, bei dem seine Frau ums Leben kam und er selbst in den Rollstuhl befördert wurde, kehrt Preston Rogers auf Anraten seines behandelnden Arztes zusammen mit seinem Krankenpfleger Otis zu seinem abgelegenen Wochenend-Häuschen in den Wäldern zurück, um sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen. Klar, dass Preston wenig Bock darauf hat, zumal er nun ständig an seine verstorbene Frau erinnert wird, Otis ihn eh nicht leiden kann und zu allem Überfluss auch noch eine Gruppe junger Mädels die Hütte gegenüber in Beschlag genommen hat, um dort den Jungesellinnen-Abschied für eine ihrer Freundinnen zu feiern. Als die Nacht hereinbricht, bemerkt Preston allerdings, dass sich ein Bigfoot-ähnliches Wesen in den angrenzenden Wäldern herumtreibt, das ein Auge auf die Hütte der Frauen geworfen hat und bei Gelegenheit eine nach der anderen ins Gebüsch verschleppt. Natürlich will ihm niemand die Geschichte glauben, denn die Girls halten ihn für einen Spanner und Otis ist der Meinung, dass der gebeutelte Witwer eh so langsam den Verstand verliert. Als die Situation schließlich eskaliert, muss der Rollstuhlfahrer die Sache allein in die Hand nehmen, um sich und die hübsche Amanda gegen das Vieh zu verteidigen, das es inzwischen auch auf ihn abgesehen hat… Eigentlich hätte man ja gedacht, dass die leidige alte Bigfoot-Thematik, die in den 70er Jahren noch für schundige Horrorfilmchen der C-Klasse wie beispielsweise „Der Teufel tanzt weiter“ und später nur noch für nicht minder schundige Mainstream-Komödien der Marke „Bigfoot und die Hendersons“ gut war, inzwischen komplett abgefrühstückt gewesen wäre. Dass dem wohl nicht so war, kann man bei dem netten, kleinen „Abominable“ sehen, der ähnlich wie „Mimic 3“ (ebenfalls mit Lance Henriksen… Zufall?) das übliche Crature-Feature-Getue in ein Handlungs-Korsett zwängt, das eindeutig von Alfred Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ abgeschaut wurde, dabei aber wesentlich erfolgreicher die Suspense-Schiene fährt als die besagte zweite Fortsetzung zu Guillermo des Toros Schaben-Schocker. Regie-Debütant Ryan Schifrin hat dann die jeweiligen Vorbilder genau studiert und ein recht achtbares Ergebnis erzielt, denn das Ganze ist weder so doof, wie man es aus der Monsterfilm-Sparte normalerweise gewohnt ist, noch übernimmt man sich bei dem Versuch, das Maximum aus dem sicherlich sehr geringen Budget herauszuholen. Dass Schifrin sicherlich viele Beziehungen spielen lassen musste, um seinen Erstling überhaupt auf die Beine stellen zu können, kann man sich ja denken. So stammt der charmant-antiquiert klingende Score aus der Feder seines Vaters Lalo, der das Flair solcher 70er-Heuler wie „Grizzly“ & Co genau einfängt, in Kleinst- und Nebenrollen tummeln sich gleich eine ganze Handvoll bekannter Genre-Faves wie Lance Henriksen, Jeffrey Combs und Tiffany Shepis (die sich natürlich wieder mal nackig machen muss), und der für seine Arbeit an Mel Gibsons „Die Passion Christie“ für den Oscar nominierte Make Up-Experte Christien Tinsley besorgte die blutigen Gore-F/X und übernahm gleichzeitig noch einen größeren Part als Darsteller vor der Kamera. Das Bigfoot-Kostüm ist dabei zwar zottelig wie eh und je und wirkt in den besser ausgeleuchteten Szenen zum Schluss recht belustigend, taugt aber allemal für B-Ware dieser Art, auch, weil man nicht den Fehler begeht, es zu früh in all seiner Pracht zu zeigen, sondern stattdessen mit PoVs, Schatten und genau kadrierten Bild-Ausschnitten arbeitet, um so den Blick auf das Monster möglichst lange hinauszuzögern. Die beiden ersten Drittel der Laufzeit bieten dann auch ausreichend Gelegenheit für Matt McCoy, seine Charakter-orientierte Performance zum Laufen zu bringen, was dank des einfachen Kniffs, das Publikum eben wie in „Das Fenster zum Hof“ nie von seiner Seite weichen zu lassen, für eine recht starke Identifikation sorgt. Überraschenderweise hetzt Schifrin sich auch nicht ab, um möglichst schnell den obligatorischen Body Count abzuspulen, sondern bemüht sich stattdessen um einen echten Spannungs-Aufbau, der nur zum Teil vordergründigen Schocks geopfert wird. Ein paar krude und unwahrscheinliche Details am Rande sowie die mit einem Augenzwinkern verbratenen, altbekannten Klischees (trauernder Witwer, unfähige Polizisten, Rednecks mit Knarren im Wald etc.) können dabei akzeptiert werden, zumal man zum Ende hin mit ein paar hübschen Splatter-Einlagen, einem actionreichen Finale sowie einem gelungenen Schluss-Gag entschädigt wird. So hat man letztendlich das Gefühl, dass „Abominable“ einen winzigen Tick cleverer ist, als der gewohnte Monster-Movie-Kram. Unterhaltsame Fan-Ware, die mehr Spaß macht, als man eigentlich erwartet hätte.
6/10