Der letzte mir bekannte Horrorfilm mit einem Bigfoot ist aus den 80er Jahren; seines Zeichens ein 131er dürfte er den meisten Horrorcracks ein Begriff sein, ich selber habe ihn noch nicht gesehen: “Der Teufel tanzt weiter”. Ein - den Kritiken zufolge - wohl sehr durchschnittlicher Film, der außer selbst zweckhaften Gewaltszenen und einer debilen Atmosphäre nichts wirklich “sehenswertes” bietet und nur seines Verbotes wegen so viel Aufmerksamkeit bekam. Anschauen werde ich ihn mir; alleine schon um zu sehen ob Abominable im Vergleich nun der bessere oder schlechtere Vertreter seiner Gattung ist.
Ich denke - hat man hier wie da - keine großen Ansprüche, so wird man in beiden Fällen doch einigermaßen unterhalten - ohne aber das der Film einem in bleibender Erinnerung bleibt. Denn dazu ist auch Abominable zu durchschnittlich. Nach der obligatorischen Einleitung, in der ein mysteriöses Wesen ein älteres Farmer-Ehepaar in ihrer Blockhütte aufgeschreckt und außer einem ziemlich zerfledderten Reh nur seine XXL - Fußspuren hinterlassen hat, geht es ohne Umschweife zur eigentlichen Handlung über.
Unser Hauptprotagonist heißt Preston Rogers (Matt McCoy), ein frisch aus der Rehabilitation entlassener Rollstuhlfahrer, der seine Querschnittslähmung bei einer mit seiner Frau gemeinsam unternommenen Bergbesteigung davontrug. Ihren Absturz mit ansehend müssend sieht Preston keinen Sinn mehr in seinem Leben und wird vorübergehend - aufgrund akuter Suizidgefährdung - von einem Physiotherapeuten begleitet. Otis - so sein Name - ist jedoch alles andere als ein Sympathisant; nur widerwillig begleitet er Preston in seine Waldhütte nicht unweit des Todesgipfels - konfrontierende Vergangenheitsbewältigung nennt man das wohl. Und wo er Gedanken nachschweifend melancholisiert, suchen andere die Abgeschiedenheit aus anderen Gründen auf. Die kurz darauf ins Nachbarhaus eintreffende Damenrunde hat wohl eher Party machen im Sinn. Und wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus…
Wie der die Story verläuft ist unschwer zu erkennen und aufgrund derer Vorhersehbarkeit nur wenig spannend. Ja fast schon als etwas langweilig die erste Hälfte zu bezeichnen, ist Preston doch überwiegend mit Otis am streiten oder aber - an seinen Rollstuhl gefesselt - mit einem Fernglas die Mädels von nebenan zu beobachten. Seiner voyeuristischen Ader ist zu verdanken das er der einzige ist, die erste Attacke des Monsters quasi live miterlebt; wenn auch nur bruchstückhaft. Dem als paranoid klassifizierten Mann glauben natürlich weder Otis noch die Polizei, erzählt er ihnen von dem abrupten verschwinden des allein im Dunkeln stehenden Mädchens. Als Spanner tituliert will auch keine der anderen seinen Worten Gehör schenken. Bis - ihr ahnt es - das Monster “endlich” die Hütte angreift…
Derweil passiert nix dolles. Eine nähere Charakterisierung der einzelnen Frauen oder deren Motivation gerade hier und jetzt die Hütte aufzusuchen bleibt ebenso im unklaren wie Gruppenkonstellation oder -kommunikation; viele Worte wechseln sie nun nicht gerade. Vielmehr sind sie - dem Fernglas sei Dank - unter anderem beim duschen zu beobachten oder sch sinnlos im Haus zu bewegen. Im Grunde also nur … big Food für den Bigfoot, wenn auch dieser - abgesehen von anfänglich schattenhaften Auftritten zwischen den Bäumen - erst spät in volle Erscheinung tritt. Vielleicht besser so, wirkt das Kostüm doch extrem cheesy und regt bisweilen sehr zum schmunzeln an. Entschuldigung, da hätte man es echt besser bei den Halbschattenaufnahmen belassen sollen.
Das immense Kunstnebelaufgebot bot da schon in Verbindung mit dem dichten Wald ein paar nette atmosphärische Szenen. Wie z.B. der eingeschobene Subplot in der Combs, Henriksen und der in der Einleitung aufgetretene Farmer zum Halali blasen. Leider bleibt dies nur angerissen, binnen kürzester Zeit haben die drei Haudegen ausgedient; Henriksen als schießwütiger Jäger geht wie der Rest ebenso schnell und unspektakulär in die ewigen Jagdgründe wie sie auch aufgetaucht sind. Wirklich schade um Combs, hätte sein Charakter - ein ketten rauchender Lungenemboliker - doch mehr Screentime verdient, sorgt er neben dem Kostüm des Bigfoot doch für den nötigen Humor in dem sich leider sonst zu ernst nehmenden B-Film.
Immerhin ist der Hauptcharakter sympathisch, wenn auch seine Rolle und deren Drumherum doch ein wenig an Motive aus Das Fenster zum Hof und Der Werwolf von Tarker Mills erinnert. Das er später über sich selber hinaus wächst und zusammen mit einer Überlebender der Mädchengruppe den Kampf aufnimmt ist leider so vorhersehbar wie der unter der Sonnenblende eingeklemmte Wagenschlüssel oder dem obligatorischen “Schlussgag“. Hier wäre drehbuchtechnisch noch mehr drin gewesen; zumindest nerven keine tumben Teenager und auch sonst wurde auf unnötig schablonenhaften Charaktere verzichtet. Etwas mehr Drive allerdings hätte dem Film gut getan, spannende Szenen findet man dennoch vereinzelt in der behäbigeren ersten Hälfte.
Da die technische Inszenierung aber doch überwiegend gelungen ist, aber leider nicht so naiv-charmant aufgezogen wurde wie es hätte sein sollen, kommt insgesamt ein - meiner Meinung nach - nur leicht überdurchschnittlicher Horrorfilm dabei raus. Immerhin gibt es in der letzten halben Stunde den ein oder anderen recht derben Goreeffekt [wie z.B. das abbeissen eines halben Gesichtes] zu sehen, welche tricktechnisch sauber gemacht sind, aber das anfänglich etwas zähe Tempo nur bedingt entschuldigen. Solide aber nichts was man sehen muss - Freunde von besser produziertem B-Monsterhorror dürfen aber gerne einen Blick riskieren. Ich bin schon gespannt wie der Vergleich zu Der Teufel tanzt weiter ausfällt…
(etwas über 5,5/10)