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Im Mittelalter merzen teutonische Ritter, die noch schlimmer als die Inquisition vorgehen, ein ganzes Dorf voller angeblicher Hexen aus und begraben diese in einem Massengrab. Hunderte Jahre später steht auf diesem unheiligen Boden eine geweihte Kirche, um das Tor zur Hölle für immer zu versiegeln, doch als die Restaurationsarbeiterin Lisa eine seltsame Schriftrolle findet und diese dem Bibliothekar Cane gibt, entfacht dieser den Rachefluch der getöteten Frauen. Die Menschen in der Kirche verfallen Halluzinationen oder werden vom Bösen besessesen. Nur Lotte (Asia Argento), scheint die Lösung zu kennen.

Dario Argentos Ziehsöhnchen und Lehrjunge Michele Soavi, der mit Aquarius - Theater des Todes den Versuch startete, in dessen Fussstapfen zu treten und damit den Grundstein für eine Reihe von Argentostilistischen Filme legte, tischt einem mit The Church einen Film auf, der unter Abstrichen zu einem seiner wirklich erwähnenswerten Filmen, in seiner ansonsten weniger spektakulären Filmographie, zählt. Michele Soavi leidet nämlich indes wirklich immerwährend durch einen Aspekt, den ihn immer untergehen lässt, denn er steht immer im Schatten von Maestro Argento und muss sich selbstredend an ihm messen. Denn wenn man schon von einer besonderen Mitwirkung von D.Argento (Suspiria & Phenomena) liest, dann sollte man auch als visuell farbenprächtig verwöhnter Fan etwas glanzvolles erwarten. Die Messlatte liegt dabei sicherlich reichlich oben, und nach Soavis Werken wie Aquarius, der zwar in Ansätzen recht solider und ästhetisch wirkender Horrorstoff war, aber immerzu mit Längen und Banalitäten zu kämpfen hatte, erwartete man nichts gleichwertiges mehr zu Argentos Werken. Dellamorte Dellamore, ebenfalls in Ansätzen ein recht melancholisch, unterschwellig, kühler und intelligenter Grusel, ging da schon bessere Wege, vorallem in seiner kalten und pessimistisch verträumten Grundstimmung, vermies sich aber im Gegenzug mit peinlichem Trasheinlagen den gehörig erdrückenden Gesamteindruck. Und gerade dieses kleine Wörtchen "in Ansätzen" begleitet Soavi auch in seinem Werk The Church.

Denn während in der Anfangsszene im Mittelalter recht grausam etliche vermeintliche Hexen massakriert und gestapelt werden, weist das noch, auch Regietechnisch und in seiner Bildgewalt reichlich künstlerische und vorallem kühle Atmosphäre und visuelle Finesse auf. Der Wechsel in die Neuzeit bildet dann aber den leider kläglich fortschreitenden Leerlauf, der mit reichlich Längen, aber wenig Erwähnenswertem gefüllt ist. Dass sich aus Bibliothekar und Restauratorin eine Romanze entwickelt entwickelt, sollte klar sein, aber dann ist es eben genau diese zwischenmenschliche Banalität und Einfallslosigkeit, die diesen Teil des Filmes zur einzigen Länge macht. Mitunter ist die Kirchenatmosphäre legendär, die Musik von Goblin tut da ihr übriges hinzu und Soavis Kamerafahrten sind experimentell ausschöpfend, doch Identifikationsfiguren, oder Personen, die einen interessieren Mangelware. Allerhöchstens Lotte (Asia Argento / Aura - Trauma, Mother of Tears, The Stendhal Syndrome), weisst da einige Symphatien auf, auch wenn sie anfänglich eine recht unwichtige Rolle als herumhüpfende und pubertäre Jungrebellin zu spielen scheint. Doch zumindest ein symphatisches und hübsches Gesicht in diesem, bis jetzt zwiespältigen Film.  Die unsäglichen und mit Klischees und Kirchensymbolik getränkten Dialoge geben da ihr übriges hinzu, platt und gewollt wäre da wohl der perfekte Ausdruck.

Und während man sich durch teilweise recht banale Konversationen und Rätsellösungen quält, wartet ab und an mal eine gewisse Dämonenbegegnung an irgendeiner Kirchenecke. Die gewissen Halluzinationen der Menschen, hier mal mysteriös unheimliches Pferdegetrabe, dass unerwartet auf einen zuläuft, mag zwar in seiner Einstellung recht gehörig ausgetüftelt sein, passt zwar in keinerlei Kontext, genauso wenig, dass es denn schockierend oder angsterfüllt wirken würde. Die "Dämonenmasken" sind übertrieben gesagt vollkommen schwach und lächerlich. Wer sich ein Bild davon machen möchte, klebt sich ein wenig nasses Backpulver ins Gesicht und verschmiert es. Ansonsten wäre da nichts erwähenswertes zu vermelden, denn auch Goretechnisch liegt der Film auf dem Holzweg. Hier mal ein Spritzerchen, da mal eine unexplizite Enthauptung. Mit Splatter ists hier leider nicht, mit wirklichen ultrablutigen Dämonenattacken, wie mans von Lamberto Bava's Demoni 1&2 kennt, schonmal gar nicht, mitunter ist die komplette Inszenierung recht bieder und eben in Ansätzen.

Das Finale mag zwar recht trickreich und abermals optisch recht gelungen sein, doch enttäuscht lediglich mit der ohnehin schon vorhersehbaren Aufklärung, denn Asia Argento als Reinkarnation einer guten Hexe, ist die Einzige, die die einstürzende Kirche verlassen kann. Mitunter füllen unwichtige Charaktere das Treiben, belanglose Dämonenerscheinungen reihen sich aneinander und wirken inde recht wild und chaotisch.

Fazit:
Ein Film der von seiner Optik und bestechenden Atmosphäre, Kulisse und Musik lebt, aber inhaltlich und in seiner seelenlosen Umsetzung kläglich versagt, zumindest in Ansätzen stecken bleibt und seine Qualitäten selten ausspielt. Asia Argento bildet die einzige Symphatiefigur, die Dialoge sind krampfhaft und ohnehin ist hier nichts, was lange im Gedächtnis des Zuschauers bleiben könnte.

56%

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