Staffel 1
erstmals veröffentlicht: 13.08.2010
Ein Twin-Peaks-Plot, angesiedelt in 90210, erzählt wie bei Lynch im Grunde, den Main Plot nämlich schön häppchenweise zwischen die Nebenhandlungen geschichtet, die zeitweise die einzelnen Folgen beherrschen... das klappt fantastisch und ist im Grunde ganz besonders der Verdienst von Kristen Bell.
Warum? Sie weckt eine Figur, die laut Drehbuch ein unsympathisches, besserwisserisches Rotzgör sein müsste, das allerhöchstens in der Kinderliteratur noch als Sympathieträger durchgehen dürfte, mit einer Inbrunst zum Leben, die man rein von der Anlage her niemals erwarten dürfte. Emotionalität wird ihr gestattet, Gefühle sind bei ihr latent immer erkennbar, gezeigt werden sie aber nur in Schlüsselmomenten. Der Verzicht darauf, in jeder Folge unbedingt einen emotionalen Moment ihrerseits unterbringen zu müssen, wirkt herzhaft und erfrischend auf die Serie ein, die auch mit all ihren Nebencharakteren ganz ähnlich verfährt. Nebenbei wird noch eine nette Kriminalgeschichte gesponnen, bei der auch der Charakter des toten Mädchens, das in Rückblenden und Visionen ihrer Bekannten gezeigt wird, noch eine gewichtige Rolle einnimmt. Am Ende kulminiert das in zwei mörderisch spannenden Abschlussfolgen, die letztendlich gar nichts anderes mehr zulassen als ein positives Fazit.
(8/10)
Staffel 2
erstmals veröffentlicht: 05.09.2010
Es geht dem Ende der Highschoolzeit entgegen, das College steht bevor. Die damit verbundene Endzeitstimmung verarbeitet die Serie in ihrer zweiten Staffel wie zu erwarten gut, allerdings nicht optimal. Das Busunglück ist ein antriebsstarker Motor, um den Main Plot in Gang zu setzen, ansonsten wiederholt sich aber schon viel und die Geschehnisse rund um Neptune nehmen schon irreal immense Ausmaße an. Das Finale wird ähnlich aufgebauscht wie bei Season 1, ist aber nicht so wirkungsstark, obwohl der finale Plottwist handlungstechnisch wesentlich krasser ausfällt. Immer noch beste Serienunterhaltung mit Köpfchen, aber schon nicht mehr ganz so unverbraucht wie Season 1.
(7.5/10)
Staffel 3
erstmals veröffentlicht: 10.10.2010
Eine schwere Enttäuschung zum Abschluss. An sich ist es ja lobenswert und nur konsequent, dass die Serie das gewohnte Terrain verlässt und sich nun auf dem College wiederfindet; auch, dass überflüssig gewordene Charaktere einfach rausgeschrieben und Platz für neue gemacht werden. Der Figurenfluss in "Veronica Mars" ist ohnehin ein beispielhafter.
Leider mundet das "wie" nicht mehr; teilweise geht das Eliminieren von Charakteren so plump vonstatten, dass man sich an ein Kleinkind erinnert fühlt, das mit einem Schlag eine Legoburg bis auf die Grundmauern niederreißt und dabei doof grinst. Auch überschlagen sich die Ereignisse derart, dass man sich fragen muss, ob Mrs. Mars das Pech an den Hacken klebt - eine überzeugende rote Linie dagegen, so wie sie in der zweiten Staffel der Busunfall und vor allem in der ersten Staffel der "Twin Peaks"-ähnliche Mord an einer Schülerin bot, so etwas sucht man vergebens. Zwischendrin wird die Beziehung zwischen Veronica und Logan auch noch zum lustigen Ping Pong-Spiel, das man irgendwann einfach nicht mehr ernst nehmen kann - obwohl vielleicht gerade das ein Ausdruck des echten Lebens ist.
Der Ausblick auf die nicht mehr gedrehte vierte Staffel beim FBI zeugt derweil von weiterer Konsequenz; ob das allerdings in der Praxis wirklich funktioniert hätte, bleibt in den Sternen.
(4/10)