Inez Macbeth (Dominique Swain) führt nicht gerade eine glückliche Ehe mit dem Kleinkriminellen Edgar (Henry Thomas - 'Elliott' aus 'E.T.'), der sie brutal schlägt und sie im Haus ankettet. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, nachdem eine hellsichtige Freunding Inez prophezeit, dass ihre wahre Liebe ihr ganz nahe sei. Denn während Inez sich auf eine Affäre mit dem sanftmütigen Anwalt Druden einlässt, muss sie sich auch noch vor Nachstellungen durch Edgars schrägen Kumpel Flowers hüten, der ebenfalls ein Auge auf sie geworfen hat.
Ein ungewöhnlicher Film ist "Briar Patch" zweifelsohne, allerdings auch nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Denn so lobenswert die Stärken des sehr langsam getakteten Dramas sind, etwa die starke Performance der Hauptdarsteller oder die beeindruckende Ästhetik der Bilder in Kombination mit dem wunderbar pessimistischen Soundtrack, so bedauerlich sind zugleich seine grundlegenden Schwächen: eine schlichte, vorhersehbare Story, oberflächliche Charakterzeichnungen und eine leider nur wenig mitreißende Dramaturgie.
Einen leichten Arthouse Flair kann man "Briar Patch" sicherlich nicht absprechen, wobei gerade diesbezüglich der ungleich verfänglichere Alternativtitel "Plain Dirty" die Atmosphäre des düsteren Szenarios treffend beschreibt. Dreck, Dreck und nochmals Dreck bestimmt die Optik des Films, sei es nun die schäbige Hütte von Ines und Edgar, deren schmuddelige Klamotten oder die rostigen Schrotthaufen in der vom Regen aufgeweichten Pampa ringsum. Genau das gleiche gilt auch für das Innenleben der Protagonisten: prätentiöser hätte der Nachname von Inez und Edgar zudem wohl kaum ausfallen können. Es scheint, als kenne die Geschichte von Inez nur Verlierer.
Leider tritt bei aller Tragik die Handlung jedoch immer wieder auf der Stelle. Obwohl die Konflikte unter den Beteiligten wiederholt auf eine Eskalation hinauslaufen, ändert sich weder an deren Verhalten noch an der Beziehung zueinander nennenswert viel. Keine der Figuren scheint eine Entwicklung durchzumachen. Durch das eine oder andere Ereignis ändert sich zwar die jeweilige Situation, eine (psychologische) Veränderung bei den Beteiligten bleibt jedoch aus. Lediglich die letzte Szene überrascht mit einer gewissen Ambiguität. Die Entwicklungen der Handlung davor, insbesondere die quasi überflüssigen Krimielemente, tragen indes kaum etwas zum Unterhaltungswert bei.
Wer aufgrund der Inhaltsangabe einen sleazigen und temporeichen Thriller erwartet, dem könnten unter Umständen recht bald die Augen zufallen. Wer sich auf "Briar Patch" in Erwartung eines wendungsreichen Dramas oder gar einer tiefgründigen Charakterstudie einlässt, wird wohl ebenso enttäuscht werden. "Briar Patch" hinterlässt schließlich den Eindruck eines dialoglastigen Bühnenstückes, aus dem Zev Berman einen Kunstfilm mit bisweilen gar poetischem Anspruch gemacht hat. Zumindest einen Teil seines Publikums mag "Briar Patch" damit sicherlich auch überzeugen.