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„The Defender“ ist keineswegs die biografische Verfilmung des Lebens von Jürgen Kohler, dem eisenharten Manndecker von Waldhof Mannheim, Bayern München, Borussia Dortmund und anderen Fußballvereinen. Obwohl sich Kohler der Zerstörung von Offensivspiel und Schienbeinen verschrieben hat, spielt in „The Defender“ ein anderer Actionheld die Hauptrolle: Dolph Lundgren. Dabei ist er nicht nur der Held der Story, sondern auch dessen Regisseur. Noch bevor er mit „The Mechanik“ B-Filmkritiker verzückte, inszenierte er anno 2004 diesen Low Budget-Kracher, der aus dem Hause Bauer Martinez stammt, die auch schon mit Jean-Claude Van Damme „Wake of Death“ realisiert haben. Was ist also von einem Film zu halten, den ein B-Film-Veteran inszeniert und der den Skandal-Talkmaster Jerry Springer als US-amerikanischen Präsident featuret?

Mehr als man vermuten mag. Kam nach dem Erfolg von „The Mechanik“ hierzulande „The Defender“ mit etwas Verspätung heraus, ist bei Lundgrens Regie-Debüt sein Talent hinter der Kamera schon deutlich erkennbar. Zwar mit einem kleineren Budget als „The Mechanik“ ausgestattet, merkt man dem Film die Ruotine seines Regisseurs und vor allem seine Fähigkeit aus dem kleinsten Budget das Maximum herauszupressen an. Dass sich der ehemalige Hollywoodstar im Gegensatz zu vielen seiner „Kollegen“ besser gehalten hat (siehe Steven Seagal), tut dem Film ebenso gut, wie die routinierte Inszenierung.

Für einen kleinen B-Actioner besitzt „The Defender“ eine recht anspruchsvolle Hintergrundstory. Es geht um politische Machenschaften, korrupte Politiker und Außenpolitik in Zeiten des Terrorismus... Na ja eigentlich geht es um Geballer. Die skizzierte Hintergrundgeschichte liefert dabei nur das Motiv, Unmengen an Platzpatronen und Filmblut zu verbrauchen. Immerhin... Lundgren wählt dabei eine alte Villa als Location, in der auf engstem Raum geballert wird. Atmosphärisch ist das alles schon, doch mit einem „Strib Langsam“ kann es „The Defender“ dann doch nicht ganz aufnehmen. Immerhin ist es so egal, wo der Film gedreht wurde... Ob die Villa jetzt in Hollywood oder im Ostblock steht, ist insofern egal und schmälert das Sehvergnügen weder durch vorbeifahrende Trabbis oder parkende Wartburgs. Zudem bietet die Location vor allem Platz für bodenständige Action, die auch mit kleinem Budget gut inszeniert werden kann. Viel besser, als zu versuchen mit halbseidenen CGI-Effekten zu beeindrucken. Lundgren beweist schon hier große Übersicht bei der Inszenierung der Feuergefechte. Der alte Schwede hat eben schon alles mitgemacht und weiß insofern wie der Hase (nach einem Treffer) ausläuft. Insofern meistert er die Doppelbelastung Darsteller / Regisseur sehr gut. Als Zuschauer behält man immer die Übersicht, wer da gerade wen beschießt. Zudem erschafft Lundgren eine durchaus bedrohliche Atmosphäre, bei der immer mehr maskierte Angreifer die Villa stürmen wollen. In diesen Szenen erinnert der Film an den Klassiker „Assault on Precinct 13“ von John Carpenter. Lundgren konzentriert sich aber natürlich mehr auf die Action.

Darstellerisch ist „The Defender“ Standardkost. Der Star im Ring ist eindeutig der Dolph. Ist aber auch nur zu verständlich, hatte der blonde Hüne doch in unzähligen unterklassigen Produktionen zu spielen, nutzte er die Chance, sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Lundgren inszeniert Lundgren und dies funktioniert gut. Wie immer meilenweit vom overacting entfernt, erledigt Lundgren die schauspielerischen Szenen souverän, aber auch nicht aufsehenerregend, aber wer erwartet das auch schon? Rein körperlich ist der Schwede noch gut beisammen. Er macht auch in den physischen Szenen eine gute Figur und kann dort überzeugen. Von der körperlichen Verfassung steht er einem Bruce Willis in nichts nach, der ja jüngst als John McClane wieder für Schutt und Asche sorgte. Insofern wäre ein neuerlicher Auftritt in einem Hollywood-Actioner denkbar. Es ist schon komisch, warum kein Produzent auf die Idee gekommen ist, Lundgren in einem Action-Blockbuster zu besetzen. Sei’s drum, nun zum anderen „Star“ des Films: Jerry Springer. Seine Talkshows bestehen zu einem Großteil aus Pöbeleien und Prügeleien und sind insofern unterstes Niveau. Dieser Mann stellt den Präsidenten der USA dar? Kann das gutgehen? Es geht erstaunlicherweise wirklich gut. Wer auch immer diese haarsträubende Idee hatte, hat einen kleinen Coup gelandet. Schließlich hatte er nicht nur ein bekanntes Gesicht gefunden, sondern auch eine durchaus glaubwürdige Darstellung. Zwar reißt Springer keine Bäume aus, doch in den paar Szenen, die er hat, gibt er den Präsidenten zurückhaltend und nachdenklich. So sehr es in der Natur des Menschen liegt, anderen Menschen gern beim Scheitern zuzuschauen, so sehr macht es auch Spaß, wenn man sieht, wie ein haarsträubendes Experiment gelingt. Im Falle Springer ist doch tatsächlich letzteres eingetreten. Es ist schön zu sehen, wenn Mut belohnt wird! Die weiteren Darsteller können zwar überzeugen, verschwinden aber nach Sichtung des Films aus dem Gedächtnis des Zuschauers.

„The Defender“ ist ein sehenswerter B-Actioner, der schon 2004 die Weichen für „The Mechanik“ stellte, der über aufwendigere Action, das schönere Setting und augenscheinlich das größere Budget verfügte. Man muß Lundgren aber dennoch attestieren aus dem verfügbaren Budget das bestmögliche gemacht zu haben. Das hat er dann wieder mit einem John Carpenter gemein, der immer dann am besten war, wenn er aus einem scheinbar kleinem Budget spannendes Kino zaubern mußte. Es ist Herrn Lundgren zu wünschen, dass er die Steigerung zwischen „The Defender“ und „The Mechanik“ für sein neues Projekt beibehalten kann. Wenn ihm dies gelingt, dann sind Parallelen zu Jürgen Kohler ziehbar, denn auch dieser Haudegen wurde mit dem Alter noch besser und lebte von der Routine und seinem Auge. Beides gilt doch auch für Lundgren, oder?

Fazit:

6 / 10

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