Zwischen all dem Horror kann man ja auch mal wieder in Richtung Krimi ermitteln und da kommt es mir entgegen, dass Mickey Spillanes „Mike Hammer“ – mit dessen von Stacy Keach dargestellter Inkarnation aus den 80ern man aufgewachsen ist – zufällig in mehreren Versionen zur Verfügung steht.
Ich fange mal vorne an und fokussiere gleich auf dem legendären (Buch-)Reißer „I, the Jury“, der 1953 für Kleingeld erstmalig umgesetzt wurde. Titel im Heimatland ist „Der Richter bin ich“, viele Filmfans dürften aber eher die Neuverfilmung „Ich, der Richter“ mit Armand Assante von 1982 kennen.
Das Original von 1953 ist, obwohl viel zitiert, jedoch eher eine „eingeschränkte“ Produktion geblieben, die in Sachen Budget so sparen musste, dass man nicht mal die vorherrschende Weihnachtsstimmung in Szene setzen konnte und stattdessen Szenenübergänge durch Weihnachtskarten markierte.
Im Kern der Story geht es um private eye Hammer, der den gewaltsamen Tod eines Kriegskameraden rächen will und sich selbst zum Richter ernennt.
Das wäre an sich – und etwa im modernen Actionkino – eine straighte Sache, aber der Film von Harry Essex leidet so dermaßen an seinen vielen Schwächen, dass er wie einen ungelenke TV-Produktion rüber kommt.
Das Drehbuch an sich ist schon eine zähe Angelegenheit, die die Ermittlungen ungeheuer umständlich angehen lässt. Die Verdächtigen setzen sich aus den Teilnehmern einer Party zusammen, die nacheinander aufgesucht und ohne besondere Finesse verhört werden. Kriminelle Hintergründe werden indirekt nachgeliefert und die Dialoge bieten nur teilweise Finesse oder Witz.
Eine Ausnahme ist ein promiskuitives weibliches Zwillingspärchen, welches aber mit den Manierismen wohl bei „The Big Sleep“ entliehen ist.
Das größte Handicap ist und bleibt jedoch Biff Elliot in der Titelrolle selbst. Der ehemalige Boxer und hier erstmals Hauptdarsteller ist ein dermaßen ungelenkes Stück Holz, das praktisch jede Szene scheitern lässt. Mit breitestem Kreuz und ausgestellten Schulterpolstern muss er sich ungelenk und steif durch seine Texte bewegen, die er nur mit Mühe bewältigt, wie die Darstellung von Emotionen übrigens auch.
Mit Prügeleien kommt er ganz gut zurecht – eine gute Schlägerei in einem offenen Treppenhaus legt Zeugnis darüber ab, aber weder Mimik noch Action funktionieren bei ihm auch nur weiter als bis zu den Grundbedürfnissen, weswegen ihm die ganz große Karriere verwehrt blieb.
Und nicht nur das: auch Spillanes ikonenhafte Privatermittlerfigur fand von diesem kostengünstigen Reißer noch sehr, sehr lange nicht zu seiner finalen Form, denn noch während der 50er Jahre versuchte man zweifach erneut, einen Roman des Autors zu verfilmen, ohne dass man ihn aus einem Vorgänger wiedererkann hätte – alle unterschieden sich nicht nur in Sachen Machart, sondern auch bezüglich der charakterlichen Anlage des „Helden“, der eben wahlweise tumb, zynisch oder klischeehaft rüberkam, ehe tatsächlich in den 60ern der Verfasser selbst die Hauptrolle übernahm („Der Killer wird gekillt“).
Für alle, die in den 80ern mit Stacy Keach groß geworden sind, ist dieser Film sicherlich ziemlich ernüchternd, denn er wirkt, als hätte man 1953 alle verlernt, was die Detektive an Style seit dem „Malteser Falken“ in den Film Noir abgestrahlt hatten. Schwache 4/10