Kurz nach dem Erfolg von „Butterfly Effect“ versuchte „The Jacket“ ebenfalls auf den Zeitreisezug aufzuspringen, erreichte aber bei weitem nicht dessen Popularität.
Das allseits beliebte Thema Golfkrieg hinterlässt auch hier seine Spuren, allerdings geht es hierbei um den ersten Golfkrieg, in dessen Verlauf der Soldat Jack Starks (Adrien Brody) angeschossen und infolgedessen nach Hause geschickt wird. Doch bevor aufgestöhnt wird: „The Jacket“ erspart dem Zuschauer die x-te plumpe Metapher auf 9/11 und Irakkrieg, nutzt den Einstieg einfach nur um die dominante Zeitebene des Films zu Beginn der 90er zu verorten, während die andere ungefähr zur Entstehungszeit des Films spielt.
Jack fährt per Anhalter, doch das hätte er besser sein gelassen: Nach einem Blackout liegt er im Schnee, neben ihm ein erschossener Cop. Niemand will an seine Unschuld glauben, dafür geht es dann direkt in die psychiatrische Anstalt. Chef ist Dr. Thomas Becker (Kris Kristofferson), der auf rabiate Art seine eigenwilligen Methoden ausprobiert, aber auch engagierte Ärzte wie Dr. Beth Lorenson (Jennifer Jason Leigh). Dazu noch den obligatorischen Sidekick aus Patientenmitte, Rudy Mackenzie (Daniel Craig), während der Rest der Figuren meist gesichts- und profillos bleibt.
Beckers Therapie sieht Isolation in einer Zwangsjacke in einer Leichenkammer vor – bei dieser Behandlung kann Jack in die Zukunft reisen, wo er auch Jackie Price (Keira Knightley) trifft, die ein ziemlich verkorkstes Leben führt. Jack will ihr helfen...
Schon bei dem Zeitreiseansatz macht sie Verwandtschaft zu „Butterfly Effect“ bemerkbar: Waren Klassiker wie „Zurück in die Zukunft“ oder „Terminator“ noch auf wissenschaftliche Erklärungen aus, so wird die Fähigkeit in diesen neueren Filmen als unerklärte Anomalie vorgesetzt. Wie bei „Butterfly Effect“ hat die Zeitreise hier eine persönliche Komponente: Jack traft Jackie (man beachte die feingeistige Namenssymbolik) als kleines Mädchen kurz vor seinem Blackout, verliebt sich in die erwachsene Variante und hat von daher das einzige Ziel ihr Leben zu verbessern.
Leider ist dieses Ziel schnell gesteckt und die Frage ist nur, wie der eigentlich inhaftierte Jack dies schaffen soll, zumal seine schwindende körperliche Kraft noch einen Zeitfaktor mit ins Spiel bringt. Jedoch gibt dies „The Jacket“ nicht mehr Tempo, schwerfällig tappt der Film dahin und bedient diverse Subplots wie frühere Opfer von Beckers Therapie oder Beths Versuch einen Jungen zu heilen ausführlich, doch leider tragen diese bestenfalls Bruchstücke zum Mainplot bei. Teilweise wirken diese Exkurse gar, als habe man verzweifelt versucht „The Jacket“ damit auf Spielfilmlänge zu strecken, obwohl der Plot nur für eine Episode „Twilight Zone“ reichte.
Dass der Plot derart auf der Stelle tritt, ist aus zwei Gründen schade. Zum einen verfügt „The Jacket“ immerhin über Flair und kann den Zuschauer mit seinen wenigen Schauplätzen und seiner unaufwendigen Inszenierung in seinen Bann ziehen. Immer wieder gibt es intensiv wirkende Szenen, z.B. die Darstellung von Jacks Panikanfällen in der Leichenkammer, die sich wohltuend vom sonst eher behäbigen Restfilm absetzen.
Zum anderen ist die Besetzung wirklich tadellos gut. Adrien Brody spielt den Normalmenschen in der Extremsituation wirklich hervorragend, Keira Knightley zeigt Mut zu einer wirklich vom Leben gezeichneten Rolle und Kris Kristofferson als brummiger, eigenwilliger Doc ist ordentlicher Support. Der erfreulich wandlungsfähige Daniel Craig hat als Mitpatient hat nur wenige Szenen, die er aber so eingängig wie möglich gestaltet, und auch Jennifer Jason Leigh kann als gute Seele im Ensemble punkten.
Von daher macht „The Jacket“ es dem Zuschauer nicht leicht: Regie und Schauspieler wissen, was sie tun, doch leider ist das Script viel zu simpel und zu behäbig, um wirkliche Faszination auszuüben. Solides Mittelmaß, aber mehr auch nicht.