Nach der Rolle des John McClane im Actionklassiker „Stirb Langsam“ war Bruce Willis auf die Rolle des menschlichen Helden, der Übermenschliches leistet, abonniert. Nicht alle Filme, die nach diesem Strickmuster entstanden waren auch gut. Doch auch in Filmen, in denen er sich von diesem Image lösen wollte, hatte er nicht unbedingt immer Glück, siehe das „Hudson Hawk“-Debakel. „Hostage“ ist wieder so ein Film, der Bruce Willis wie auf den Leib geschrieben scheint und tatsächlich könnte seine Rolle statt „Jeff Talley“ auch „John McClane“ heißen. Wieder befindet er sich in einer schier ausweglosen Situation, in der er gleich zwei Entführungen an der Backe hat. Nicht nur, dass er als Dorfpolizist (natürlich mit bewegter Vergangenheit als ehemaliger Spezialist für Verhandlungen mit Geiselnehmern) in einer Geiselnahme ermittelt, außerdem wurden seine Frau und Tochter entführt. Schon bald merkt er, dass die beiden Fälle zusammenhängen.
Nicht falsch verstehen: „Hostage“ ist kein „Stirb Langsam“-Rip Off, wie z.B. „Alarmstufe Rot“. Der Film ist ein spannender und atmosphärischer Actioner erster Güte, bei dem Bruce Willis eben das macht, was er am besten kann und wofür er für immer seinen Platz in der Filmgeschichte innehaben wird. Dabei funktioniert die Gleichung: „Je auswegloser die Situation, desto spannender der Film“ auch nur, weil die Handlungstwists glaubwürdig bleiben. Bruce Willis ist eben nicht „Rambo“, der das Haus stürmt und dabei locker aus der Hüfte zwei Panzerfäuste abfeuert, sondern eine Art leidender Held, der unter großen Qualen und Schmerzen (im Gegensatz zu Rambo blutet er auch) dennoch den Tag rettet. Dafür verantwortlich ist ein gelungenes Drehbuch, das dem Zuschauer kaum Zeit zum Luftholen lässt. Die Situation in der Villa, in der die Geiseln festgehalten werden eskaliert immer stärker und auch die Lage von Willis wird immer brenzliger. Die Zuschauer, die so umklammert werden, läßt der Film bis zum Ende auch nicht mehr los.
Neben dem unverwüstlichen Bruce Willis und der oben skizzierten Story kann „Hostage“ mit einer kraftvollen Inszenierung aufwarten. Schon die Anfangssequenz, die direkt von den Credits zu einer Geiselnahme übergeht (eigentlich eine typische Pre-Credit-Sequence, nur eben nach den Credtis) macht Laune, denn Regisseur Florent Siri kann mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven und effektiven Schnitten aufwarten. So wirkt der Film auch bei den vielen Actionszenen nie hektisch. Gerade gegen Ende kann der Film mit einigen brachialen Shootouts auftrumpfen, die gar nicht mal ohne sind. Wäre „Hostage“ in den 80’ern entstanden, hätte er wohl mindestens eine 18’er-Freigabe.
Alles in allem kann man „Hostage“ jedem empfehlen, der Spaß an intelligentem und spannendem Actionkino mit Thrillerelementen hat. Zudem kann man festhalten, dass Bruce Willis seine Sache immer noch sehr gut macht. Er scheint kaum zu altern, ganz im Gegensatz zu Actionkollegen wie Steven Seagal oder Jean Claude Van Damme. Dass Willis klar der bessere Schauspieler ist, war ja eigentlich jedem klar. Doch mittlerweile muß man ihm attestieren, dass er auch der bessere Actiondarsteller ist, als die genannten Schlagmichtots.
Fazit:
9/10