Manche Verbrechen gehen furchtbar schief...
Es ist doch ein Graus mit den Amerikanern. Gute Filme sind derzeit kaumzu finden,obgleich es so unglaublich viele Regisseure mit Talent in diesem Land gibt. Stattdessen regiert dort derzeit der Durchschnitt - das ist bitte nicht als politisches Statement gemeint -, und so ist es auf der anderen Seite eine wahre Freude, daß man sich französische Filmemacher ins Land holt, um mal wieder etwas härtere Streifen zu drehen. Und obwohl Bruce Willis hier verschwitzt ist, angeschossen wird und auch sonst ganz alleine die Dinge regeln muß, ist "Hostage" sicher kein vierter Teil aus der "Die Hard"-Serie, sosehr man sich das auch wünschen mag. Actionfan also aufgepaßt, hier wird nur wenig geschossen, eher die Spannungsschraube angezogen, wie das bei Geiselverhandlungen ja auch im wahren Leben so ist.
Bruce Willis gibt den Verhandlungsführer Jeff Talley, der sich nach einer arg fehlgelaufenen Geiselbefreiung desillusioniert in ein Dörfchen zurückgezogen hat. Dort herrscht nicht das Verbrechen, sondern es gibt "No-Crime-Days", für den Zuseher natürlich unerfreulich. Als dann aber drei jugendliche Nachwuchsganoven statt eines läppischen Autodiebstahls in eine Geiselsituation schlittern, ist es mit der Ruhe schnell vorbei, denn im Besitz einer der Geiseln befindet sich eine DVD, die von gesichtslosen Dunkelmännern unbedingt benötigt wird. Um diese in die Hände zu bekommen, wird kurzerhand Talleys Familie gekidnapt, und so muß dieser nun an zwei Fronten verhandeln, wenn er nicht will, daß Menschen zu Schaden kommen. Als sich dann zu allemÜberdruß noch einer der Junggangster als mörderischer Psychopath herausstellt, eskaliert die Situation zusehends, und bis zum überraschenden Ende gibt es kaum Verschnaufpausen.
Der Film funktioniert auf der Ebene eines psychologischen Thrillers, bei dem hier und da eine kleinere Actionsequenz eingestreut wird, wirklich sehr gut. Das ist sicher zum einen der Verdienst des Regisseurs, der auf überflüssige Mätzchen glücklicherweise verzichtet und einen relativ konventionellen Stil pflegt, zum anderen aber auch der Verdienst von Bruce Willis, der seine Rolle wirklich glaubwürdig verkörpert. Willis ist ein Star, der einen Film tragen kann,man möchte sich nicht vorstellen, irgendeinen Jungmimen an seiner Stelle gesehen zu haben...Alle anderen Darsteller sind zumindest oberhalb des Durchschnitts, nicht einmal die Kinder nerven, zumal gleich beide Tabus des amerikanischen Films gebrochen werden - ein Hund und ein Kind werden getötet. Wenn es denn mal Action gibt, so ist diese sehr brutal, direkt und blutig inszeniert, da wird keine Rücksicht auf derzeitige Sehgewohnheiten genommen. Die Härte ist aber kein Selbstzweck, da die Action wirklich nur spärlich gesetzt ist. Gut so, denn so kann man sich mehr auf die Wendungen und Irrungen des Drehbuchs konzentrieren. Insgesamt ein harter und atmosphärisch stimmiger Thriller, leider mit einigen kleineren Längen im Mittelteil - somit 8/10.