Zu meiner einjährigen Mitgliedschaft wollte ich eigentlich "Star Wars: Episode 3 - Die Rache der Sith" besprechen. Berufsbedingt konnte ich mir den letzten "Star Wars"-Streifen allerdings nicht angucken. Aber ich denke, dass "Hostage - Entführt" es auch wert ist, heute besprochen zu werden. Denn immerhin kehrt Bruce Willis (Last Man Standing) in diesem Streifen nach seinem "Tränen der Sonne"-Desaster wieder zu alter Stärke zurück.
Als drei jugendliche Gangster (Ben Foster, Jonathan Tucker, Marshall Allman) das Auto von Mr. Smith (Kevin Pollak) knacken wollen, wittern sie in dessen Haus fette Beute. Mit gezückten Waffen dringen sie ein und finden eine mit Geld gefüllte Reisetasche. Unglücklicherweise verwandelt sich das Haus in eine Betonburg, als die Alarmanlage losgeht. Kaum rücken die ersten Polizisten an, gibt es schon das erste Todesopfer. Sheriff Jeff Talley (Bruce Willis), ehemaliger Elite-Cop, versucht, die Geiselnehmer zur Aufgabe zu bewegen. Jedoch vergeblich. Nachdem die Verhandlungen einer Kollegin übergeben werden und er nach Hause fährt, erlebt Talley eine böse Überraschung: Maskierte Männer haben seine Frau und Tochter entführt. Die Entführer verlangen eine DVD aus dem belagerten Haus. Plötzlich kämpft Talley an zwei Fronten. Denn wie sich herausstellt, führt Mr. Smith ein Doppelleben: Der Biedermann arbeitet als Geldverwalter für eine Gangsterbande...
In "Hostage - Entführt" agiert Publikumsliebling Bruce Willis wieder wie in alten Zeiten. Zwar springt er nicht mehr mit einem Löschschlauch ein Wolkenkratzerdach runter, doch mit fast 50 Jahren zeigt sich Willis in den Actionszenen immer noch in Bestform. Dennoch ist sein Charakter Talley nicht ein bloßes Abziehbild von John McClane. Tally ist nicht so impulsiv und auch nachdenklicher. Die Eröffnungsszene mit der fehlgeschlagenen Verhandlung verleiht dem Charakter zudem noch etwas Tiefe. In einer Nebenrolle mimt Kevin Pollak (End of Days) den undurchsichtigen Mr. Smith und wie bereits in den "Keine halben Sachen"-Streifen stimmt hier die Chemie zwischen ihm und Willis. Leider bleibt es Pollak abermals vergönnt, einen Hauptcharakter zu spielen. Auch hier spielt er wieder mal nur die zweite Geige. Ben Foster (The Punisher), Jonathan Tucker (Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre) und Marshall Allman (Shallow Ground) geben drei brauchbare Psycho-Bengel ab, die aber unterschiedlichen Charakters sind. Ausnahmsweise gehen die Kinderdarsteller mal einem nicht dauernd auf die Nerven und Mr. Smith' Sohn darf sogar in John McClane-Manier im Lüftungsschaft rumkriechen. Hier bekam er wohl Tipps vom Meister der Lüftungsschachtkriecherei.
Regisseur Florent Emilio Siri (Ende der Geduld) bewieß schon mit "Das Tödliche Wespennest" ein Händchen für effektive und gute Action. Die Shoot-Outs sind daher erstklassig geraten, auch wenn sie nicht allzu häufig vertreten sind. Highlights sind hier die Erschießung der Polizistin, das erste Finale im Feuer und das zweite Finale mit den Entführern. In Zeitlupe streckt dort Talley die Entführer nieder und es spritzt Blut aus den Schusswunden. So was will der Actionfan sehen. Glücklicherweise hat Florent Emilio Siri die Zeitlupen-Sequenzen nicht so künstlich in Szene gesetzt, wie das in Hollywood ansonsten Tradition in den letzten Jahren war. Somit empfhielt sich der Mann für größere Action-Projekte. Doch nicht nur mit der Action weiß er umzugehen, sondern auch mit der Spannung. Denkt man das nach der Besetzung des Hauses, der Film nach Schema C weiterverlaufen würde, so erlebt man mit der zweiten Storylinie über die Entführung von Talleys Familie eine Überraschung. Aber das ist nur eine von wenigen Wendungen im Film. Mag "Hostage - Entführt" hier und da etwas unlogisch und unüberschaubar wirken, so mindert das den Gesamteindruck jedoch nur wenig. Wenn man es so sehen will, dann ist der Streifen eine Mischung aus "24", "Stirb langsam" und "Panic Room". Und diese Mischung wirkt. Daher freue ich mich schon über Bruce Willis' vierten Einsatz als John McClane. Dafür würde sich auch Florent Emilio Siri empfehlen, oder aber auch John McTiernan, der ja Erfahrung mit dieser Actionreihe hat.
Mein Fazit: Nach mehr oder weniger durchschnittlichen Werken sieht man Bruce Willis in "Hostage - Entführt" wieder so, wie ihn seine Fans lieben. Mach ruhig weiter so, Bruce. Auch mit über 50 wird man dir den Actionhelden abnehmen. Eine Zweitkarriere als Politiker ist daher nicht nötig.