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"Das ganze Leben ist ein Quiz" sang vor einigen Jahren mal ein hochangesehener Fernseh-Entertainer hier aus Deutschland. Und fürwahr, Quizshows überlagern vor allem die Fernsehwelt seit einiger Zeit wieder im Übermaße. Einige davon sind recht clever, wie z. Bsp. der jauchige Dauerbrenner "Wer wird Millionär", vieles davon geht aber auch eindeutig am Ziel vorbei. Das Hauptziel der Fernsehanstalten ist dabei natürlich vor allem eine hohe Quote und um die zu erreichen, muss das Publikum sich natürlich unterhalten fühlen. Doch was machen, wenn es sich einfach nicht unterhalten lassen will? Zumindest im Amerika der 60er, aber garantiert auch noch heutzutage, griff das Fernsehen dabei auf das einfache, illegale aber wirkungsvolle Mittel des Betrugs zurück. Wie daraus ein Riesenskandal werden konnte, beschrieb Richard N. Goodwin in seinem Buch "Remembering America: A Voice From the Sixties", welches Hollywood-Star Robert Redford, vor über 13 Jahren, in seinem Film "Quiz Show" verfilmte. Herausgekommen ist dabei ein hochinteressanter Film, der zeigt, dass der Star auch hinter der Kamera durchaus etwas drauf hat.

Schon das Drehbuch wirkt mit viel Wohlwollen geschrieben. Es geht, wie schon erwähnt, um das amerikanische Fernsehen der 60er, in dem die Quizshow "Twenty-One" alle Rekorde in Sachen Einschaltquoten bricht. Genauso wie Harry Stempel alle Spielrekorde in dieser Show bricht und bereits kurz davor steht, mit 100.000 Dollar nach Hause zu gehen. Doch den Zuschauern geht der ständig präsente, relativ hässliche und zudem auch noch jüdische Kandidat bald auf den Zeiger und so lassen die Macher den neuen Kandidaten Charles Van Doren mit gezinkten Karten gewinnen. Allerdings haben sie nicht mit der Hartnäckigkeit des verärgerten Verlierer gerechnet und ein findiger junger Anwalt ist ihnen auch schon auf den Fersen. Der Skandal nimmt seinen Lauf... Das klingt spannend und interessant und genauso das ist es auch. Wie es sich für ein Oscar-nominiertes Drehbuch eigentlich immer gehören sollte, wurden tolle Figuren und ein realistischer, sowie durch und durch glaubwürdiger Plot geschaffen, der den Zuschauer nur so vor der Leinwand hält.

Der Skandal an sich wird dann wirklich von Anfang bis Ende durchleuchtet, ohne das sonderlich langwierige Phasen zu überwinden sind. Angefangen bei der Quizshow "Twenty-One" und seinem Kandidaten Harry Stempel, über das Zusammentreffen mit Charles Van Doren, der skandalträchtigen Idee, dem Anwalt, der Aufdeckung und dem Verfahren gegen die Show, wurden wirklich alle Stadtionen angeschnitten und mal mehr mal weniger ausführlich durchleuchtet und beschrieben. Dabei gibt es vor allem zum Ende hin auch einige Wendungen zu bestaunen, die den Skandal noch viel größer und schmutziger wirken lassen, als ohnehin schon. Des weiteren lernt der Zuschauer auch so einiges über die Machenschaften beim Fernsehen kennen, die sich wohl ohne größere Änderungen auch auf das heutige Leben im Geschäft der Glotze übertragen lässt. Viel hat sich jedenfalls nicht geändert, nur das es die Zuschauer und Rechtsanwälte heutzutage wohl weniger aufregt als zu damaligen Zeiten, einfach weil die Routine mittlerweile seinen Platz eingenommen hat.

Aber auch die Umsetzung an sich lässt viel vom damaligen Amerika herüberkommen und ist spürbar von einem Hollywood-Spezi in Szene gesetzt worden, der seine ganze Liebe zum Film spürbar zeigt, aber auch das Bedürfnis, den TV-Skandal unverblümt aufzudecken, mit viel Tatendrang und Mut auf die Leinwand zaubert. Egal ob es die Kulissen, die Klamotten oder der Einsatz verschiedenster, durchaus recht kühler, Farbfilter ist, die 60er in den Staaten wurden nur selten so glaubhaft umgesetzt, wie hier. Die inhaltlichen Leistungen werden mit der regelrecht genial geratenen Umsetzung wirklich wunderbar vereint, weshalb eigentlich wirklich alle Sinne und Gefühle, welche man beim Schauen eines solchen Films haben kann, angesprochen werden und somit es wirklich ein Vergnügen ist, dem ganzen Treiben zu folgen.

Abgerundet wird diese filmische, skandalöse Quiz-Show dann noch durch drei wunderbare Hauptdarsteller, denen man ebenfalls zu ihrer Leistung gratulieren möchte. Angefangen bei John Turturro, der hier zeigt, dass er nicht nur als Blödel oder als Gangster etwas auf dem Kasten hat, sondern auch als Charakterdarsteller durchaus überzeugen kann. Dann Ralph Fiennes, genauso wunderbar und mit viel Freude an seiner zwiespältigen Rolle dabei und natürlich Rob Morrow, als findiger Anwalt Dick Goodwin, der ebenfalls vollkommen glaubwürdig agiert. Aber auch alle Anderen machen ihre Sache gut.

Fazit: Interessant gestalteter, mit Spannung versetzter und durch einen exzellent agierenden Cast noch zusätzlich aufgewerteter Robert Redford-Film, über den größten TV-Skandal der amerikanischen Geschichte. Die 60er Jahre leben hier äußerst atmosphärisch wieder auf und geben dabei einen Blick auf das Leben hinter der Fernsehkamera frei, welcher schmutziger mitunter kaum sein könnte. Ungeschönt, aber mit viel Liebe zum Detail umgesetzt, hat Mr. Redford einmal mehr bewiesen, dass er zu den ganz großen Allround-Talenten der Filmindustrie gehört, welche man absolut nicht missen möchte. Sollte man gesehen haben, vor allem als Quizshow-Fan!

Wertung: 8,5/10 Punkte

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