Friedrich Jürgenson ist der wohl bekannteste Name, wenn es um das Thema "White noise" geht. So wird das Rauschen auf nichtbesetzten Radiofrequenzen bezeichnet, das wir alle kennen. Jürgenson wollte 1959 eigentlich nur ein paar Vogelstimmen aufnehmen. Als er sich sein Band erneut anhörte, erkannte er jedoch zudem diverse Stimmen. Zumindest glaubte er das. Ob es der Wahrheit entspricht, sei dahingestellt, ich bin da eher skeptisch. "Friedrich, du wirst beobachtet.", wollte er gehört haben. Sein restliches Leben widmete er der diesbezüglichen Forschung. Er war jedoch nicht der erste, schon Thomas Edison beschäftigte sich mit dem Phänomen und nach ihm noch viele andere. Kritiker machen für das EVP (Electric voice phenomenon) keine Geister verantwortlich, sondern Messartefakte. Ich als wissenschaftlich denkender Student neige auch zu dieser Ansicht, möchte mir trotzdem kein Urteil in diesem Bereich erlauben. Ob es Geister gibt, die aus dem Jenseits zu uns sprechen können oder nicht, weiß im Moment wohl niemand mit Sicherheit. Mit Sicherheit kann ich jedoch sagen, dass es eine gruselige Vorstellung ist, die Stoff für einen guten Horrorfilm bieten könnte. Das dachte sich wohl auch Geoffrey Sax, der sich meines Wissens zuvor nicht durch große Würfe auszeichnen konnte. Mit "White noise" hat er einen akzeptablen, kurzweiligen Mystery-Horrorfilm geliefert, der guten Einspielerfolg vorzuweisen hatte und Herrn Sax in der Zukunft die ein oder andere Möglichkeit eröffnen könnte. Die Produktionskosten beliefen sich auf 10 Millionen Dollar und zurück kamen 56 Millionen. Das ist ein Wort.
Jonathan Rivers (Michael Keaton) steht in der Hauptrolle. Er lebt zunächst ein glückliches Leben. Seine zweite Ehefrau Anna Rivers (Chandra West) ist erfolgreiche Schriftstellerin und erwartet ein Kind von ihm. Auch mit seiner ehemaligen Frau und seinem Sohn aus dieser Ehe versteht er sich prächtig. Eines Abends kommt Anna nicht wieder nach Hause und bald darauf muss Jon erfahren, dass sie verstorben ist. Die Trauer steht in dieser Phase im Vordergrund und bietet somit den ersten Kritikansatz. Man könnte meinen, dass es ein sehr schlimmer Schicksalsschlag ist, den Jon durchleben muss. Michael Keaton kann das leider nicht in angemessener Form rüberbringen. Mehr als wenige Schluchzer kann er offenbar nicht fabrizieren. Jon versucht, sein Leben trotzdem angemessen fortzuführen und begegnet dabei einem leicht übergewichtigen Zeitgenossen, der offenbar mit Toten kommunizieren kann. Zunächst weist Jon ihn ab, doch sucht ihn irgendwann auf, da er keine andere Hoffnung mehr sieht. In der Folge versucht er, mit seiner verstorbenen Geliebten Kontakt aufzunehmen und stößt dabei auch auf den ein oder anderen unbekannten Toten, der nicht das Beste für ihn und seine Frau will. Zudem kommen weitere Opfer, die er durch die "White noise"-Botschaften retten will.
Leider wird die Geschichte nicht geradlinig genug erzählt. Zunächst vermutet man, es könnte ein Horrorangehauchtes Drama werden. Die Beziehung zwischen Jon und seiner Frau wird dann in der Hintergrund gestellt und sie "hilft" ihm nur noch dabei, weitere gefährdete Frauen ausfindig zu machen, die er nicht einmal kennt. Das ist schade, weil man sich mit denen natürlich nur schwerlich identifizieren kann. Auf die romantische Geschichte mit seiner verstorbenen Frau (ähnlich wie in "Nachricht von Sam") freute ich mich anfangs, weil die in Kombination mit den Horrorelementen bestimmt besser funktioniert hätte als das teilweise unübersichtliche Krimigemisch, das am Ende herauskam.Schauspielerisch ist der Film solide, nur Michael Keaton hätte in der angesprochenen Phase deutlich mehr herausholen können. Weitere Kleinigkeiten schmälern den Gesamteindruck: Das Auftreten des geheimnisvollen Dicken ist zwischendurch viel zu humorvoll (als er seine Maschinen verstellt) und hat die bis dahin sehr gute Stimmung gedämpft. Den Schluss war nach dem Anruf mit dem Polizisten zu vorhersehbar, dem Mörder wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und einige weitere Fragen bleiben bis zum Ende unbeantwortet.
Besonders positiv möchte ich die Stimmung hervorheben. Bis auf den kleinen erwähnten Dämpfer zieht sich eine sehr düstere Stimmung durch den Film, die durch überzeugende Schockeffekte angereichert ist. Der "Horrorteil" ist also ansprechend umgesetzt, nur der "Krimiaspekt" des Streifens ist nicht gut gelungen.Fazit: Ein durchschnittlicher Horrorfilm, der sich mit einem Thema befasst, das deutlich mehr Potential gehabt hätte. Stimmungstechnisch ist der Film sehr zu loben und zahlreiche Schockeffekte sind ebenfalls gut gelungen. Dafür bleiben viele Fragen offen und die Geschichte driftet zu schnell grundlos in eine unangebrachte Krimirichtung, die weniger gelungen ist. Daher bleibt nicht mehr als Durchschnitt. 5 Punkte. Euer
Don