Der Film erzählt die letzten Tage im Leben von Sophie Scholl, die, nachdem sie auf einer Universität Flugblätter gegen die Nazi-Politik verbreitete, zum Tode verurteilt wurde.
Während die Amerikaner schon seit Jahrzehnten mit diversen Filmen ihr Vietnam-Trauma verarbeiten, beschäftigen sich deutsche Filmemacher schon seit Jahren mit ihrer eigenen Vergangenheit und damit natürlich primär mit dem zweiten Weltkrieg. Ein Jahr nach Oliver Hirschbiegels "Der Untergang" präsentiert Marc Rothemund also "Sophie Scholl -Die letzten Tage", womit nach "Schindlers Liste" erneut einer großen deutschen Heldenfigur ein Denkmal gesetzt werden soll und im Großen und Ganzen gelingt dies.
Die Story beschäftigt sich ausschließlich, wie es der Titel bereits vermuten lässt, mit den letzten Tagen von Sophie Scholl und befindet es nicht einmal für nötig, wenigstens im Vorspann mal etwas zu ihrer Kindheit zu sagen. Da der Film sich aber nur auf ihre letzten Tage bezieht, kann er diese natürlich wesentlich ausführlicher behandeln. Einerseits ist die Story damit nicht zu vollgepackt, aber andererseits hat man als Zuschauer dann doch die ganze Zeit über das Gefühl, dass etwas fehlt. Die Wendungen sind natürlich nicht so wahnsinnig überraschend, da man als Zuschauer bereits mit der Materie vertraut ist. Ein kleines Problem sehe ich darin, dass der Film seine Heldenfigur stark idealisiert und sie ohne Ecken und Kanten darstellt. Einerseits ist dies in Ordnung, da ihr Andenken nicht beschmutzt werden sollte, andererseits fehlt hier aber ebenfalls etwas. Ein zweites kleines Problem ist, dass das Verhör von Sophie Scholl, dass immerhin ein Drittel des Films füllt, sehr monoton ist, da die ganze Zeit über die gleichen Fragen gestellt werden und der Film alle Verbrechen der Nazis, die mittlerweile wirklich jeder kennt noch einmal durchkaut und anprangert.
Nachdem Marc Rothemund eher durch schwache Komödien wie "Harte Jungs" in Erscheinung treten konnte, liefert er mit "Sophie Scholl" eine überraschend gute Arbeit ab. Die Filmmusik ist melancholisch und angesichts des ernsten Themas sollte sie wohl kaum anders sein. Die Kulisse ist realistisch und vor allem das beengende Gefängnis ist sehr gut gelungen. Die Atmosphäre ist damit die ganze Zeit über traurig und betrübt und lässt den Zuschauer somit wesentlich näher am Schicksal der Hauptfigur teilnehmen, dennoch erreicht "Sophie Scholl" nicht ganz die verstörende Wirkung wie "Der Untergang". Alles in allem ist der Film handwerklich gut gelungen.
Der Unterhaltungswert ist relativ hoch. Anfangs tut sich der Film ein bisschen schwer, da er beim Verhör Sophie Scholls teilweise auf der Stelle tritt. Dennoch wird die Dramatik mit der Zeit erhöht, wobei der Film natürlich keine Spannung aufbauen kann, da man ja weiß, dass die Geschichte mit dem Tod der Hauptfigur enden muss. Die Dramatik steigert sich zum Ende hin zunehmend, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Marc Rothemund den Film zunehmend emotionaler gestaltet und das Erzähltempo steigert. Alles in allem ist der Film empfehlenswert und eigentlich ein Muss, da das Wirken von Sophie Scholl meiner Meinung nach zum Allgemeinwissen gehört.
Die Rolle der Sophie Scholl dürfte mit Sicherheit die schwerste in der Karriere von Julia Jentsch gewesen sein, zumal sie außer ihrer Rolle in "Der Untergang" vor "Sophie Scholl" kaum in Erscheinung trat. Dennoch wird sie den Anforderungen gerecht und setzt der Hauptfigur ein filmisches Denkmal, genauso, wie Fabian Hinrichs, der Sophies Bruder Hans spielt. Alexander Held spielt den Nazi, der Sophie Scholl verhörte und verkörpert das Feindbild das gemeinen Nazis hervorragend. Andre Hennicke spielt den Richter, der die Geschwister Scholl schließlich verurteilte und gibt dabei ein noch besseres Feindbild ab.
Fazit:
Sophie Scholl ist kein Meisterwerk, aber sicherlich einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre und setzt den Geschwistern Scholl und der "Weißen Rose" ein gebührendes filmisches Denkmal. Der Unterhaltungswert ist gut und die Darsteller leisten überzeugende Arbeit, aber bei der Story hat man als Zuschauer dann doch das Gefühl, dass hier und da etwas fehlt. Auf jeden Fall empfehlenswert.