Uuuuhhh… Spätestens, als das MTV-Logo auf dem Bildschirm prangte, hätte mir klar sein sollen, was mich da erwartet. Ein auf die Zielgruppe 8 – 14jähriger Kiddies getrimmtes Drama nach der wahren Geschichte eines Herrn Ken Carter. Hierzulande gänzlich unbekannt, schien dieser gute Mann seinerzeit einen wahren Hype in den Staaten ausgelöst zu haben, indem er als Basketball-Coach an der Richmond Highschool nicht nur Wert auf Basketball legte, sondern zugleich auch darauf achtete, dass seine Schützlinge im schulischen Bereich punkteten. Wenn dies nicht der Fall war, wurden mal kurzerhand Trainingseinheiten und Spiele abgesagt.
„Coach Carter“ wandelt als Film irgendwie auf den Pfaden einer Symbiose von „Sister Act“ und „Dangerous Minds“. Ein Außenstehender sieht sich dazu berufen, das Leben einiger Ghetto-Kids grundlegend zu verändern, trifft dort auf schwarze Schafe, auf Willige und auch auf eine zunächst engstirnige Schulleitung, die zu Beginn eher gegen als mit dem Coach kämpft. Hinzu kommt dann noch, dass die schwarzen Schafe reihenweise als geläuterte Sünder in den Schoß des Teams zurückkehren, und schon haben wir eine 1:1-Kopie sämtlicher Highschool-Dramen, die uns in den vergangenen Jahrzehnten über den Weg gelaufen sind. Diese Parallelen wären nun eigentlich nicht sonderlich schlimm, denn schließlich ist dies die wahre Geschichte von Ken Carter und dementsprechend muss ja auch ein Funken Wahrheit daran sein; ermüdend wirkt diese Thematik nach dem zigsten Aufwärmen dennoch. Vielleicht liegt es auch an diesem konservenartigen Erscheinen, dass die Geschichte nicht so sehr fesseln kann wie es zum Beispiel sogar der mittelmäßige „Dangerous Minds“ konnte. Man muss sich mit der Zeit doch sehr anstrengen, um dem Einheits-Klischee-Brei, der da über den Bildschirm flimmert, zu folgen. Schafft man es dann doch irgendwie, entdeckt man einige Basketball-große Lücken, die den aufmerksamen Zuschauer stutzig machen könnten. Fragen kommen jedoch nicht durch den Plot auf (der ist im Großen und Ganzen dicht konstruiert), sondern eher durch die Inszenierung dieses Dramas. Halten wir uns vor Augen, was uns ohnehin schon während der zeitweise langatmig erscheinenden etwas mehr als zwei Stunden immer wieder in Erinnerung gebracht werden soll: Wir befinden uns in einer der ärmsten Gegenden überhaupt. Kriminalität steht an der Tagesordnung, die Bevölkerung befindet sich zum Großteil am Existenzminimum. Ja, „Dangerous Minds“ bediente sich zwar schon an einigen Stellen der kosmetischen Filmchirurgie, aber „Coach Carter“ erscheint mir mitunter wie die Verfilmung irgendeines Hochglanzmodemagazins. Konnte man es da der jungen Zielgruppe nicht zumuten, die nackte Wahrheit aufzutischen? Musste man die Wahrheit – und damit die Schauspieler und Kulissen – auf Beverly Hills-Niveau aufpeppen? Es kommt mir schon fast so vor, wie wenn die Macher dieses Stücks Film darauf bedacht waren, das Bild von einer heilen Welt, das die Jugendlichen ihrer Meinung nach augenscheinlich haben, nicht zerstören zu wollen. Naja, wenn ein ehrbarer Gedanke dahinter gesteckt hat, dann wollen wir mal ein Auge zudrücken. Zu hoffen bleibt nur, dass die Jugend nicht diese Botschaft aus „Coach Carter“ extrahiert haben, sondern die eigentliche Moral, die nach lauem Beginn im Schlussspurt doch noch ganz gut auf die Leinwand transportiert wurde, für sich entdeckt haben und auch auf sich anwenden: „Wenn du kämpfst, kannst du alles erreichen! Im Sport – und vor allen Dingen im Leben.“
Diese moralische Komponente, ein starkes Schlussviertel und richtig gelungene Basketball-Szenen haben „Coach Carter“ davor bewahrt, im unteren Tabellendrittel zu landen. So konnte ich den Film gerade noch so im gesicherten Mittelfeld platzieren und 5 von 10 Punkten vergeben. Und ich hoffe darauf, dass Samuel L. Jackson in Zukunft wieder ein glücklicheres Händchen bei der Rollenwahl beweist.