Review

Mit Ti West bin ich ja nicht so hundertpro warm geworden wie Andere das geschafft haben, aber auf Frühwerke werfe ich immer gern mal einen Blick.
Deswegen waren die 77 Minuten von „The Roost“, bei uns noch mit den Zusatz „Angriff der Fledermäuse“ versehen auch durchaus reizvoll, auch wenn noch niemand auf diesem Planeten wirklich einen furchterregenden Fledermausfilm hinbekommen hat, mal von dem noch zu drehenden Tierhorrorfilm zum Beginn der Covid-Pandemie mal abgesehen.

„The Roost“ ist ein minimal budgetierter Kleinfilm, der aber tiefste Liebe für sein Sujet zu Markte trägt, weswegen ich ihm auch nicht richtig böse sein kann, wenn er mal regelmäßig schwächelt. Allein der Gag, den eh kurzen Plot (er genügt in seiner finalen Ausfertigung nicht mal für eine 45-Minuten-Episode, wenn auch das Konzept mehr hergeben hätte) mittels einer TV-Horror-Show-Präsentation einzurahmen, in der Tom Noonan einen Gruselhost gibt, hat eine Menge Charme.

Der Film an sich präsentiert dann das Standard-Quartett sozial inkompatibler junger Leute auf dem Weg zu einer Hochzeit (es ist bereits dunkel, also könnten sie sich sehr lange verfahren haben) auf dem platten Land in einen Graben steuern. Außer einer nahen Farm – von der die Besitzer gerade auf seltsame Art verschwunden sind – sucht man Zuflucht, bis die Polizei kommt, doch als sie kommt, wird auch nicht alles besser.
Denn in der Scheune wohnen sehr seltsame Fledermäuse, die manchmal Leute totbeißen (glaube ich, wird nicht so ganz klar). Und weil das nicht so supi ist und man die Viecher nicht sonderlich gut animieren kann, kehren die Toten dann als Untote zurück. Folge: Versteckspiel im Haus und auf dem Heuboden, viel Starrerei und vorsichtiges Herumgetrete.

Die vier Auserwählten unter den Kleindarstellern sind leider nur minimal mimisch begabt und reagieren auf die äußere Bedrohung nicht sonderlich agil, sondern eher lethagisch, weswegen zwischendurch immer Gore-Effekte eingestreut werden. Besonders agile Sequenzen gibt es dabei nicht, aber immerhin ein wenig Spannung, die auch daher rührt, dass man das Anwesen in einer Umgebung so finster wie der Anus eines Bären nicht perfekt filmisch ausgeleuchtet hat und das alles wirklich recht unheimlich und verlassen ausschaut.
Der Schnitt ist leider auch sub par, aber die laternenbeleuchtete Körnigkeit lässt schon die wahre Liebe für die Schrecken der 60er und 70er erkennen, die West noch ereilen sollte.

Als fancy Extra gibt es am nihilistischen Ende dann noch auf Wunsch des Hosts ein zweites hinterher geschoben (nach erfolgreichem Rückspulen), was zwar ähnlich nihilistisch endet, aber nicht ganz so ereignislos daher kommt.

Wer also auf totale Action steht, muss sich immer wieder gedulden, für die Atmo gibt’s aber Bonuspunkte von mir, vor allem da es Wests Langfilmdebüt war und eindeutig Talent andeutet (wenn auch noch unausgereift). Auch hier mal wieder freundliche 4/10.

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