Hotel Ruanda (2004)

Vom sich Abwenden...31.05.2013

Wenn interessierte 1994 schon Ruanda? Wie es eine Figur im Film so treffend ausdrückt: "klar, wir bringen die Bilder in den Nachrichten. Die Leute sagen dann 'oh wie schrecklich' und essen weiter...ändern wird sich nichts." Und auch heute, viele Jahre nach Entstehung des Films muß ich selbst zugeben, im Jahr 1994 vieles gemacht zu haben, aber den Völkermord der Hutu an den Tutsi habe ich nicht mitbekommen. Wen interessiert schon Ruanda...die UN zumindest auch nicht, ebensowenig die Amerikaner, denn anscheinend verschlossen alle die Augen vor dem entsetzlichen Abschlachten.

Dieser Bürgerkrieg ist der Hintergrund für die Geschichte rund um den Hotelmanager Paul, der in Ruanda ein Luxushotel leitet. Als Hutu ist er von den ethnischen Säuberungen geschützt, aber seine Frau ist Tutsi...und auch viele seiner Nachbarn. Was tun? Als sich die Blauhelme zurückziehen ergreift Paul die Initiative, schmiert die richtigen Stellen und beherbergt nun über 1200 Tutsi in seinem Hotel, welches die weißen Gäste schon lange verlassen haben. mehr als einmal kommen alle nur knapp am Tod vorbei, doch am Ende gibt es zumindest für einen Teil der Tutsi Hoffnung...

Das ist insgesamt sehr bewegend und auch rundum spannend inszeniert, ohne indes das Abschlachten der Menschen plakativ auszunutzen. Don Cheadle hat nicht umsonst eine Oscarnominierung bekommen, und auch die anderen Darsteller machen ihre Sache hervorragend. Als Zuseher bekommt man zumindest einen groben Einblick in die Geschehnisse dieses Krieges, zum Glück mitsamt Verzicht auf allzu dramatische und kitschige Szenen. Man hält sich recht nah an der Realität, bliebt immer hart an den Fakten und schafft so ein Zeitdokument, welches auch heute noch an die Nieren geht, wenn man bedenkt, daß Tutsi und Hutu relativ willkürlich aufgrund der belgischen Kolonialzeit zugeordnet wurden...äußerlich sieht man als Europäer da keinen Unterschied. Sehr spannendes Drama, starke Bilder, 9/10.