Columbo in militärischen Welten. Das verspricht Heiterkeit und Slapstick. Obwohl der Inspektor, wie wir erfahren werden, selbst gedient hat, ist er doch eher ein Fremdkörper in diesem autoritären Mikrokosmos. Ausgangslage für des „Des Teufels Corporal“ ist ein Mord, der wie ein Unfall aussehen soll. Colonel Lyle C. Rumford (Patrick McGoohan) nutzt die Feier rund um den Gründungstag einer privaten Militärakademie, um den Leiter William Haynes (Tom Simcox), der die Anstalt in ein College umfunktionieren möchte, zu töten. Das Vorhaben schmeckt dem Colonel gar nicht. Rumford präpariert eine Kanone, die bei den Feierlichkeiten von Haynes betätigt wird so, dass sie beim Abfeuern eine tödliche Explosion verursacht.
Columbo merkt aufgrund von deplatzierten Stofffetzen am Tatort sofort, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Die gefundenen Fasern stammen, wie sie herausstellen sollte, von einem Reinigungstuch der Kanone. Bei dem vermeintlichen Unfall handelt es sich folgerichtig um menschliches Versagen oder Mord. Die Indizien zünden und schon bald nehmen die Ermittlungen fahrt auf. Daraus entwickelt sich ein Columbo-Mörder-Spiel, das zu den besten der Serie gehört. Rumford wirkt phasenweise so stocksteif und verklemmt – wenn man ihm ein Stück Kohle in den Arsch schieben würde, hätte man am nächsten Tag einen Diamanten. Andererseits wirkt der Colonel gar nicht so teuflisch, wie der Titel angibt. Hinter verschlossenen Türen lässt er mitunter sogar Lässigkeit aufblitzen und gönnt sich mit dem Inspektor eine Zigarre. Dazu kommt eine Portion militärischer Tugenden. Columbo respektiert er und fühlt sich von seiner Art zumindest nach außen hin nicht genervt. Das macht den Militärfreak ein Stück weit sympathisch.
Falk spielt Columbo in gewohnt souveräner Manier. Verplant, tollpatschig und eigenwillig ermittelt er mit dem scharfen Auge eines Adlers. Die militärischen Gesetzmäßigkeiten fördern dann den Humor, wenn der Inspektor verwundert das Treiben beobachtet und Gestik und Mimik ausreichen, um die Herrlichkeit der Situationen an den Tag zu legen.
Columbo ist der Mensch in dieser tugendhaften, streng regierten, wenn man so will, unmenschlichen Welt. Er hilft den Kadetten, wenn ihnen Ärger droht und bringt atmosphärische Lockerheit in die tristen Räumlichkeiten. Mit ihm und Rumford treffen zwei Gegensätze aufeinander und die mit Unterhaltungswert gespickten Dialoge untermauern das nicht selten. Letztendlich ähneln sich aber beide doch, wenn man den Perfektionismus in ihrer Denkweise heranzieht. Der Inspektor nutzt die geforderte Disziplin des Colonels aus, um ihm nachzuweisen, dass nur er die Kanone präpariert haben kann. Ein Gefäß voller Cidre, das die Kadetten am Fenster illegal deponiert haben, bricht Rumdorf sinnbildlich das Genick. Das ist herrlich, scharfsinnig und beeindruckend. So weiß man letztendlich wieder einmal, weshalb man Columbo der Inspektor ist und der Betrachter mit Bewunderung aufmerksam seine gewiefte Vorgehensweise beobachtet. Alkohol ist schädlich, das krankhafte Verlangen nach Disziplin mitunter auch. Rumford nimmt die Überführung relativ locker und mit Beherrschung hin, der Mord musste sein, er würde es wieder tun.
Der Schlusspunkt wird bei „Des Teufels Corporal“ hinter einem schönen Satz gemacht. Das Mörder-Spiel funktioniert mit Humor und zwischenmenschlichen Finessen. Falk ist Columbo und der Täter auf seine engstirnige aber diszipliniert beherrschte Art und Weise nicht unsympathisch. Zusammen mit der militärakademischen Location und den kriminalistischen Scharfsinn der Episode ist das guter Krimistoff, der in Verbindung mit der columboschen Würze jederzeit schmeckt. (8/10)